Täschhorn über Kinflanke
|
||||||||||||||||||||
Das Täschhorn zählt sicher zu den am seltensten bestiegenen Schweizer 4000ern, wahrscheinlich auch weil der Anstieg über die Kinflanke nur selten wirklich gute Verhältnisse aufweist und der heute oft als Normalweg genutzte Mischabelgrat alles andere als schönen Fels aufweisen kann. Doch die Bedingungen in der Kinflanke sollten derzeit perfekt sein, daher entschieden wir uns für diesen Anstieg. Von Randa führt der Weg steil und vor allem im letzten Teil mühsam hinauf zur wunderschön gelegenen und noch dazu bestens bewirtschafteten Kinhütte, wo wir in den letzten Sonnenstrahlen des Tages unser Abendessen auf der Terrasse genossen. Der Gipfelanstieg ist mit fat 2000 Höhenmetern lange und der Gletscher spaltenreich, daher ging es recht früh los. Nur eine weitere Seilschaft stieg mit uns Richtung Gipfel auf. Anfangs folgt der Weg Block- und Moränengelände, erst nach mehr als einer Stunde erreicht man den Gletscher. Dieser ist vor allem im unteren Teil wild zerissen und auf den ersten Blick erscheint er kaum begehbar zu sein. Doch eine Laune der Natur ermöglicht es, die wilden Seraczonen durch mehrere Links- und Rechtsschleifen ziemlich einfach zu umgehen. Und so erreicht man bald den Beginn der Kinflanke. Diese steilt sich zunehmend auf, insbesondere die Umgehung (oder manchmal notwendige Überkletterung) des Seracs in der Mitte erinnert an den Himalaya. Doch auch diese Stelle ließ sich in einer Linksschleife nahezu problemlos umgehen und eine Querung führte uns hinauf zum Gipfelgrat. Die ersten Meter des Felsgrates werden links (auf Seite der Kinflanke) höllisch steil über einen Firn- bzw. Eishang umgangen und der Grat wird erst dort erreicht, wo er beinahe flach ist. Aber auch hier warten noch spannende Stellen, denn der Grat ist scharf und stark gezackt. Eine glatte Felsschuppe mit anschließender Abkletterstelle in eine Scharte hat schon so manchen Bergsteiger zur Umkehr gezwungen, zum Glück sah die Stelle deutlich wilder aus, als sie dann tatsächlich war. In einigen Seillängen leichter, aber sehr ausgesetzter Kletterei erreichten wir den Gipfel. Auch der Abstieg stellte bei diesen idealen Bedingungen keine größeren Probleme dar und schon bald genossen wir wieder die Aussicht von der Kinhütte, bevor wir den Knieschnaggler nach Randa antraten.
ZUSTIEG: Von der Tiefgarage Randa folgt man dem markierten Wanderweg Richtung Kinhütte. Der letzte Abschnitt des Weges ist derzeit wegen eines Felssturzes gesperrt (jedoch begehbar), daher weicht der offizielle Weg derzeit über den Edelweißweg aus (15 Min. Mehraufwand). (gesamt gut 3h)
ROUTE: Von der Kinhütte folgt man dem Edelweißweg wenige Meter abwärts (am Kreuz vorbei) bis in eine Schlucht. Hier bei Steinmann nun einige Meter aufwärts und auf einem Wiesenband sanft ansteigend, vorbei an einer grünen Tonne, zur gemauerten Wasserfassung. (Der etwa 50m tiefer liegende Weg ist weniger zu empfehlen, da in der Dunkelheit kaum sichtbar). Unmittelbar links des Baches aufwärts und über eine sehr kleine Moräne gerade hinauf. Bald verläuft sich diese und man steht vor einer rundlichen Aufsteilung. Diese in einer Linksschleife betreten und weiter wiederum auf der kleinen Moräne hinauf. Nun etwas rechtshaltend über Blöcke (ab hier kaum Wegspuren) und anschließend wiederum in einer Linksschleife den untersten Ausläufer (markantes Eisdreieck) des Gletschers umgehen und so zum Anseilplatz. Den Gletscher an seiner flachsten Stelle betreten und gleich den gesamten Gletscher recht flach nach rechts überqueren. Am rechtesten Rand (meist zwischen den Felsblöcken) aufwärts und so die erste Seraczone umgehen. Sobald sich das Gelände nach links hin vereinfacht, folgt man dieser flachen Rampe, zuletzt unter wilden Eistürmen, an den linkesten Rand des Gletschers. Hier in einer Firnmulde (evtl. Steinschlaggefahr von der begrenzenden Felswand) entlang der Wand aufwärts, bis man wiederum einfach die Mitte des Gletschers direkt unter der Kinflanke erreichen kann. Unter einem rundlichen Steilaufschwung quert man nach rechts in einen Sattel mit einem markanten Gendarmen (Vereinigungspunkt mit dem "Klettersteig" über die Kinfelsen). Die folgende Felsrippe wird über ziemlich brüchige Felsen einfach (I-II) immer am Grat erklettert (Eisenkreuz, Rastplatz). Nun in Kehren, immer steiler werdend, zwischen Eistürmen aufwärts, bis man direkt unter der großen, quer verlaufenden Eiswand steht. Diese wird meist links, seltener auch rechts umgangen (bei guten Bedingungn 45°, manchmal einige Meter Steileiskletterei). Oberhalb des Seracs quert man nun nach rechts auf eine flachere Gratschulter (Vereinigung mit dem Teufelsgrat). Der erste Felsaufschwung wird links in der Kinflanke höllisch steil (50-60°) zuletzt durch eine schmale, kombinierte Rinne umgangen (Eisschrauben zur Sicherung). Man folgt nun dem Grat einige Meter leicht, um anschließend eine sehr exponierte Hangelschuppe zu überklettern und im Anschluss ungut in eine kleine Scharte abzuklettern (nur Mut...). Von hier nun am sehr scharfen und wild gezackten Grat stets an der Schneid zwischen Türmchen hindurch bis in die Scharte vor dem Gipfel. Über den zuerst beängstigenden, tatsächlich aber unschweren Hang hinauf zum Kreuz (Sicherung mit mittelgroßem Friend bzw. Zackenschlingen).
ABSTIEG: Exakt entlang der Aufstiegsroute. Im oberen Teil abklettern, durch die Rinne kann ebenfalls sehr gut abgeklettert werden (Eisschrauben setzen). Im Gletscherteil sollte man sich während des Aufstiegs die Abstiegslinie gut einprägen.
SCWHIERIGKEIT: ZS: bis 50° (Stellen), häufig zwischen 40 und 45°. Bei schlechten Verhältnissen evtl. auch eine Seillänge Steileiskletterei. Am Gipfelgrat II, evtl. III-.
WETTER: Traumtagerl
MIT WAR: Tanja
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering
Hike partners:
Matthias Pilz
Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing
Comments