Avers Talrunde (eine Monstertouren-Idee teilweise umgesetzt)


Publiziert von Mistermai , 31. Juli 2016 um 21:55.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Avers
Tour Datum:30 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:Siehe Track (nachkonstruiert) ca. 24km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Juppa (gratis Parkplatz, Nachtparkverbot)

Schon länger hatte ich die Idee einer Monstertour im Averstal. Mehr oder weniger von Juppa über das Wengahorn immer dem Grat folgend bis zum Bergalgapass, dann dem Grat entlang weiter bis zum Tscheischhorn. Allerdings war kaum herauszufinden, ob der Grat tatsächlich durchgehend begehbar ist. Insbesondere unklar war, ob Gletscherhorn und Wissberg gegen Süden begehbar sind mit leichter Wanderausrüstung.

Als ein Kollege und ich dann Freitags wegen der Wetterlage die eigentlich geplante Hochtour absagten, fuhren wir spontan ins Averstal, um diese Tourenidee zumindest teilweise zu verwirklichen. Bereits im Vornherein war allerdings klar, dass wir mit einem Zeitfenster von etwa 14h wohl nicht den ganzen Grat schaffen würden.

Juppa-Wengahorn - T3+
Knapp vor 5 Uhr machten wir uns in Juppa auf den Weg und stiegen wir in der Direktlinie dem Wengahorn entgegen. Die begehung der steilen Alpwiese war durchaus mühsam. Südwestl. der Bergstation des Skilifts kraxelten wir zwischen zwei Felsnasen hoch und folgten dem stumpfen Grat. Weiter oben trafen wir auf gute Wegspuren, die wohl von Juf auf den Gipfel hochführen.

Wengahorn-Mingalunhorn - T4
Immer dem Grat folgend über die Schinetahörner zum Juferhorn. Der letzte Anstieg ist ausgesetzt in brüchigem Fels (T5). Diese Passage kann mit kleinem Mehraufwand westl. im Geröll umgangen werden (T4). Zum Mingalunhorn wird problemlos der Grat begangen

Mingalunhorn-Grauhörner - T5+
Unmittelbar nach dem Mingalunhorn folgte eine ca. 10m hohe Abseilstelle, die ohne Seil unmöglich begangen werden kann. Stattdessen stiegen wir einige Meter nördlich vom Gipfel gegen Westen in ein Culoir ab und querten unter dem Gipfel hindurch (T5+, mühsam). Auf die Idee kamen wir in erster Linie wegen Tierspuren, die uns gut sichtbar den Weg wiesen. Anschliessend stiegen wir ohne grössere Schwierigkeiten in den Sattel ab. Anschliessend in netter Gratkraxelei (je nach Routenwahl T4-T5) zu den Grauhörnern hoch.

Grauhörner-Piz Piot - T4
Den Abstieg ins Piotjoch habe ich als problemlos in Erinnerung, habe ihn aber nicht mehr vor dem inneren Auge (Gedächtnisverlust?) Der Aufstieg Richtung Piz Piot ist langweilig. der extrem bröcklige Gratabschnitt vor dem Südostgipfel wird der eigenen Gesundheit zu liebe östlich umgangen (ja, wir haben's oben drüber probiert und sind umgedreht).

Piz Piot - Namenlose Gipfelrunde - T4
Der anschliessende Grat über die namenlosen Gipfel zwischen Piz Piot und Piz Mungiroi ist sehr schön und kann relativ schnell begangen werden. Ich probierte es wohl etwas zu schnell und stürzte. Der Abstütz-Reflex in den Messerscharfen Steinplatten führte zu einer klaffenden Platzwunde in meiner rechten Handfläche, die ich - nachdem der Blutfluss nachliess - mit viel Tape und Pflaster vor Verunreinigungen schützte.

P.2981 - Uf da Büela - T5+
Vom P.2981 folgt ein etwas mühsamer Abstieg über den Grat und teilweise etwas westlich davon.
Angesichts meiner Verletzung und unseres beschränkten Zeitfensters, beschlossen wir, das Dreigestirn Mungiroi-Gletscherhorn ein Andermal in Angriff zu nehmen und auf die Talsohle rauszugehen.
Letzteres erwies sich drutlich anspruchsvoller als angenommen. Zuerst mussten wir feststellen, dass es zwischen P.2633 und P.2732 schwierig werden dürfte einen Ausstieg zu finden.  So suchten wir erfolglos weiter bis zum Bach bei P.2820.
Schlussendlich versuchten wir uns mit dem (fast) ausgetrockneten Bachtobel 100m nördlich von P.2820. Dies erwies sich als gute Wahl, denn bald konnten wir in eine steile Grasflanke rausqueren, in der wir mit dem Pickel bewaffnet gut absteigen konnten.

Uf da Büela-Saentapass - T3
Noch nicht müde, entschlossen wir, doch noch zum Saentapass aufzusteigen um zumindest noch einen Gipfel auf der Westlichen Talseite zu besteigen. Etwas unkonzentriert gehend, landeten wir prompt bei P.2610 über einer weiteren Felsstufe, die wir weitläufig umgehen mussten. Ansonsten einfach über schöne Bergwiesen zur Lücke hoch.

Saentapass-Bödagrat-Juppa - T3
Eigentlich hätten wir vom Saentapass noch gerne das Tscheischhorn überschritten, doch der Grat erschien uns etwas mühsam (den ersten Abschnitt hätten wir wohl weitläufig gegen Osten umgehen müssen. So stiegen wir stattdessen unschwierig  zum Bödagrat hoch und genossen ein letztes Mal das Panorama. Abstieg anschliessend ohne nennenswerte Schwierigkeiten zum Nüwa Stofel und zurück nach Juppa.


Fazit
Die Tour war vor allem wegen der Einsamkeit sehr schön. Anscheinend interessiert sich zumindest im Sommer kaum jemand für diese Gipfel. Die Landschaft erinnerte mich indes stark an Lappland und Alaska. Der Fels ist allerdings oft sehr brüchig und das Vorwärtskommen teilweise mühsam. Trotzdem ist die komplette Talrunde ein (ambitiöses) Projekt, das ich vielleicht zu gegebener Zeit noch einmal in Angriff nehmen werde.



Tourengänger: Mistermai


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Kommentare (1)


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Bergbursche hat gesagt: Andere Richtung
Gesendet am 17. September 2016 um 19:46
Hi Mistermai

schöner Bericht, der mir für den ersten Teil meiner Tour *Grosse Gratwanderung Juf / Avers geholfen hat. Ich bin jedoch Piotjoch Richtung Piz Turba abgebogen und einmal rund um Juf.

Gruss vom Bergburschen


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