Ostern in Vogogna


Publiziert von ABoehlen , 16. April 2016 um 17:00.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:27 März 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Vogogna – Genestredo – Rocca – Colloro – Premosello – Vogogna
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit der FS von Domodossola nach Vogogna (Regionale nach Milano oder Novara)
Unterkunftmöglichkeiten:Albergo del Vecchio Borgo http://www.ristorantevecchioborgo.it/
Kartennummer:LK285 Domodossola

Weil am Osterwochenende immer viel Betrieb herrscht, lassen wir uns mit der Anreise Zeit und fahren erst gegen Mittag am Ostersamstag los. Diese Überlegung erweist sich als richtig, denn im InterCity nach Brig haben wir genügend Platz und im Anschlusszug nach Domodossola ebenso. Überhaupt verfügen die blauweissen Pendelzüge mit den mittlerweile 60-jährigen Einheitswagen (EW) I über ein sehr grosszügiges Platzangebot. Kurz nach 14:00 Uhr erreichen wir Domodossola, wo wir nun gut 90 Minuten Aufenthalt haben. Der beliebte Samstagsmarkt ist um diese Uhrzeit mehr oder weniger zu Ende, aber auf dem Flohmarkt, der sich über den Bahnhofplatz erstreckt, gibt es allerhand interessantes zu besichtigen. Wir benötigen aber primär etwas Essbares für die morgige Tour und werden im COOP fündig. Anschliessend genehmigen wir uns ein Bier bzw. einen Eistee an der Bar am Hausbahnsteig, wo beim Beobachten des Bahnbetriebs die Zeit wie im Flug vergeht.

Weiter geht es um 15:43 Uhr vom Gleis 5. Bei den Regionalzügen nach Novara wird alles Mögliche an Rollmaterial eingesetzt und man weiss nie, was einen erwartet. Diesmal sind es zwei Triebwagen der Baureihe ALn 663, die von Fiat zwischen 1983 und 1993 in insgesamt 130 Stück gebaut wurden. Dies ist deshalb erwähnenswert, weil es sich hierbei um Dieseltriebwagen handelt, was auf dieser Strecke eher ungewöhnlich ist, denn sie verfügt durchgehend über eine Fahrleitung.

Diese Fahrzeuge produzieren ordentlich Krach und Rauch und die Fenster lassen sich selbstverständlich öffnen. Eigentlich schade, dass die Fahrt nach Vogogna nur 20 Minuten dauert, ich wäre gerne noch weitergefahren! Wir haben aber in der Altstadt reserviert, welche wir nach wenigen Minuten Fussmarsch vom Bahnhof aus erreichen. Das Albergo «del Vecchio Borgo» kennen wir bereits von einem Aufenthalt im Herbst 2004 und wiederum werden wir im Zimmer mit der Nummer 2 einquartiert.

Nach dem Einrichten geht's auf Entdeckungstour. Der Dorfladen «Enoteca del Castello» bietet so viele leckere Sachen, dass man sich kaum sattsehen kann und gar nicht weiss, was man alles kaufen möchte. Unsere Rucksäcke sind allerdings schon ziemlich voll mit Gepäck, sodass wir uns auf ein paar Kleinigkeiten beschränken müssen. Danach ziehen wir weiter, an den letzten Häusern des Ortes vorbei hinaus in die Ebene zum Fluss, der gemächlich und völlig unverbaut durch den buschigen Talgrund strömt. Die Sonne ist inzwischen hinter den Bergen verschwunden und wir kehren in die Stadt zurück. Die Altstadtgassen bieten einen herrlichen Anblick; kein Wunder gilt Vogogna als eines der schönsten Städtchen Italiens!

Allmählich macht sich der Hunger bemerkbar und wir begeben uns in die Pizzeria «Roxy», die wir vom letzten Mal kennen. Die Gaststube ist sehr gemütlich und die Auswahl an Pizzen enorm. Und ein Bier gibt's natürlich auch!

Die Nacht war wegen der Zeitumstellung zwar eine Stunde kürzer, aber dank der ruhigen Lage und den bequemen Betten sehr erholsam. Gegen 09:00 Uhr begeben wir uns in die Gaststube, um zu frühstücken. Italiener essen nicht solche Mengen Frühstück wie wir teilweise. Normalerweise nimmt man einen Cappuccino und etwas Süsses. Und genau dies wird uns auch angeboten. Wir kriegen einen grossen «Spitzbub» und eine Tasse Cappuccino; sehr lecker und für den Moment genügend sättigend. Proviant für später haben wir ja.

Das Wetter ist leider nicht mehr so sonnig wie gestern und für den weiteren Tagesverlauf ist Regen angesagt. Im Moment sieht es aber noch nicht danach aus und so machen wir uns gegen 10:00 Uhr auf den Weg: Vom Albergo (226 m) geht es gleich steil eine Treppe hinauf zum «Castello Visconteo» und entlang des trockenen Bachbettes im Val delle Chiese. Beim Reservoir verlassen wir den Talgrund und gelangen auf einer Mulattiera ins Bergdörfchen Genestredo (355 m) hinauf. Auf der kleinen «Piazza» am Brunnen machen wir Rast, ehe wir den Weg gegen die «Rocca» fortsetzen. Dabei queren wir abermals das Val delle Chiese, wobei der Bach hier Wasser führt. Etwas weiter unten muss sich die Wasserfassung befinden, welche dann wohl das Reservoir speist, das wir ja passiert haben.

Bei der Ruine «La Rocca», gelegen auf 357 m und auf einem hohen Felsen direkt über Vogogna, endet der Lehrpfad, welcher in 12 Tafeln wertvolle Informationen über die Geschichte dieser Gegend liefert. Einige Auszüge davon mögen genügen:

  • Vogogna è l'antica capitale dell'Ossola inferiore.
  • Queste torri si controllavano a vicenda e permettevano di trasmettere segnali a grande distanza attraverso l'accensione di fuochi.
  • Perno di questo sistema fu la doppia fortificazione Rocca – Castello in un luogo come Vogogna che permette di controllare a nord l'accesso ai passi alpini e a sud quello con Milano, Novara […]
  • La Strada Francisca, la via commerciale fra Milano e Berna […] portavano a nord sale, spezie, stoffe e armi, mentre a sud formaggi, marmi e legname.
  • La Rocca venne parzialmente distrutta e ridotta allo stato attuale nel 1514 da soldati domesi e svizzeri-vallesani che invasero l'Ossola e sacheggiarono Vogogna.
  • Fino al XVI secolo ebbe un ruolo fondamentale nello scacchiere difensivo Toce – Verbano. La dominazione spagnola ridusse l'importanza strategica del castello e del borgo di Vogogna.

Etwas vor der Ruine, bei der Tafel 12, befindet sich ein Picknickplatz, wo wir einen Teil des Proviants verputzen. Anschliessend geht es weiter Richtung Colloro. Dieser Weg ist speziell: Offiziell ist er nicht markiert – inoffiziell hingegen schon, aber das ist im Gebiet von Val Grande nicht aussergewöhnlich. Der Abzweig ist recht unscheinbar, was auch gut ist, damit «normale» Spaziergänger dort nicht durchgehen. Denn es erwartet einem das volle «Val Grande-Programm»: Ausgesetzt und schmal, oft über Felsen und mit viel Grünzeugs rechts und links quert man den Steilhang, der zum Haupttal abfällt. Im Gegensatz zu vielen anderen Verbindungen in dieser Gegend ist hier aber immer eine deutliche Spur vorhanden, weshalb man sich nicht verlaufen kann und auch nicht suchen muss. Die rot-gelben Markierungen und diverse «ometti» (Steinmänner) leisten zusätzliche Unterstützung. Auf einer grossen Felsplatte auf ca. 410 m machen wir ein weiteres Mal Rast. Es folgt nun noch ein kräftiger Anstieg, ehe wir das Bergdorf Colloro erreichen, wo wir bei einer Tafel des dortigen Lehrpfades abermals eine Pause einlegen. Mit 515 m haben wir hier den Kulminationspunkt für heute erreicht.

Die rund 200 Einwohner von Colloro erreichen ihren Ort auf einer schmalen und kurvenreichen Strasse. Der Wanderweg kürzt die Serpentinen ab und führt entsprechend steil in die Tiefe. Am Fuss des Berges liegt der Ort Premosello-Chiovenda (222 m). Nun ändert sich die Szenerie völlig. Unter den Gleisen durch folgen wir einem der zahlreichen Wege hinaus in die parkartige Landschaft des Bosco Tenso. Weite Grasflächen, von Baumgruppen durchzogen, prägen hier das Bild. Gegen den Toce hin wird der Wald dichter und der Boden sandiger. Auf einem schönen Pfad gelangen wir so wieder zu der Stelle, wo wir schon gestern waren und schliesslich zurück in die Unterkunft, wo wir gegen 16:30 Uhr eintreffen. Wider Erwarten hat das Wetter gut gehalten. Zwar war es bedeckt, aber durchwegs trocken. Bald aber fallen die ersten Tropfen, was uns aber nicht mehr zu kümmern braucht.

Das Nachtessen gibt es heute in der Unterkunft. Etwas versteckt und nicht auf Anhieb sichtbar, gibt es im «Vecchio Borgo» auch ein gemütliches Ristorante, wo uns ein köstlicher Kalbsbraten mit Rucola und Hobelkäse aufgetischt wird, begleitet von Kartoffelgratin und einem grossen grünen Salat.

Noch einmal verbringen wir eine ruhige Nacht, dann heisst es bereits wieder Abschied nehmen. Die Bar öffnet um 08:00 Uhr und wir kriegen wie gestern ein kleines Frühstück; heute ein Brioche und einen Cappuccino. Der Zug fährt dann um 09:48 Uhr; er kommt aus Milano und hat wegen einem EuroCity etwas Verspätung. Das macht aber nichts, denn in Domodossola haben wir genügend Zeit zum Umsteigen. Wiederum können wir uns über genügend freien Platz im Zug erfreuen, bis dann in Visp die Touristen aus Saas Fee und Zermatt den InterCity stürmen, beladen mit allerhand Schneesportgerätschaft, welche mangels anderer Ablagen im Mittelgang landet. Der Osterreisetrubel hat uns zum Schluss also doch noch erwischt, aber das stört uns nicht mehr gross. Wir freuen uns stattdessen über das ruhige und entspannende Wochenende, das wir im warmen Süden verbringen konnten.

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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