Probstenwand Nordostgrat - "nur für Schlanke"


Publiziert von frehel , 25. Dezember 2015 um 22:36.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:25 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Arzbach von Bad Tölz kommend direkt hinter der Kirche rechts abbiegen und bis zum letzten Parkplatz im Arzbachtal fahren.

Im Zebhauser Kletterführer "Bayerische Voralpen" wird der Nordostgrat der Probstenwand mit den Worten "nur für Schlanke" beworben, da man sich am Ausstieg durch einen engen Spalt quetschen muss (Umgehungsmöglichkeit vorhanden). Das ist dann zu Weihnachten wohl der ultimative Test, ob man bei der dauernden Völlerei noch durchpasst, die passende Halbtagstour für den 25.12. Ich hab durchgepasst :). Das Nervigste am Grat ist leider, dass die Ausstiege aus den Kletterpassagen zu den flacheren Gratpassagen häufig stark mit Latschen zugewachsen sind, was durchaus heikel sein kann. Dadurch und durch die teils beachtliche Brüchigkeit des Gesteins, habe ich mich mit den Kletterpassagen nicht so leicht getan. Ich würde die letzten, anspruchsvolleren Seillängen auch im oberen Dreierbereich verorten.

Die Routenbeschreibung im Zebhauser ist sehr gut. Ich ergänze das noch mit ein paar Fotos und Anmerkungen. Am besten man fährt mit dem Fahrrad vom letzten Parkplatz im Arzbachtal los bis zur Hinteren Längentalalm. Von dort auf dem Wanderweg weiter bis unter die Nordwand der Probestenwand, wo man weglos unterhalb der Felsen weiter quert. Jetzt geht es noch ein Stück im Wald links des hier ansetzenden Grates steil hoch bis man über eine kurze baumbewachsene Rinne auf den Grat nach rechts hoch queren kann. Nun auf dem waldig-latschigen Grat hoch bis zum ersten Aufschwung. Man steuert den kurzen Kamin an und durch diesen einige Meter hoch (III).

Jetzt geht es durch eine Rinne links der Gratkante hoch. Wo diese endet quert man rechts um die Gratkante herum in eine weitere breite Rinne unterhalb des großen Gratturms (bereits aus dem Längental gut zu erkennen, alles Gehgelände und I). Die breite Rinne leitet zu einem breiten bewaldeten Gratabsatz mit großen Geröllblöcken. Hier wechselt man wieder auf die linke Gratseite und klettert über Schrofen links haltend in einigem Abstand zur Kante hoch (II-III). Ab dem folgenden kurzen Grataufschwung wird die Kletterei etwas schwieriger und der Fels brüchiger. Diesen kurzen Aufschwung gewinnt man durch eine Verschneidung links der Gratkante.

Nun steht man vor dem finalen großen Grataufschwung (Schlüsselstellen, zwei kurze Seillängen im oberen Dreierbereich). Hier habe ich lange rumprobiert, wo ich hochklettern soll. Am einfachsten geht es im ersten Riss links der Kante. Wo es steiler wird spreizt man nach rechts zur Kante und über diese weiter hoch. Jetzt kommt leider direkt an der Kante ein dichter Latschenverhau, durch den man klettern muss (heikel!).

Danach wird es kurz etwas flacher bevor eine Verschneidung und Platten zu einem Spalt leiten (III) durch den man unter dem finalen Gratüberhang von rechts nach links "durchtunnelt". Leider hat es direkt am Einstieg in den Spalt auf der Platte keine Möglichkeit, stabil zu stehen und es ist sehr heikel in dieser Position den Rucksack abzunehmen, um ihn vor sich durch den Spalt zu schieben. Deswegen würde ich nicht nur "kräftigeren" Menschen, sondern allen, die einen Rucksack dabei haben, empfehlen, den Spalt zu umgehen. Dies macht man, indem man unterhalb der Platten und des Überhangs auf gutem Band um die Kante nach links herumwechselt und dann auf der andere Seite des Spalts über einen Kamin Richtung Wandbuch hochstemmt. Da mir im Spalt der Zebhauser aus der Tasche gefallen ist, durfte ich diese Umgehung auch noch machen, um ihn weiter unten zu suchen. Leider habe ich ihn nicht wiedergefunden.

Im Spalt befindet sich wie gesagt das Wandbuch von 1971. In den letzten Jahrzehnten hat es vielleicht eine Eintragung alle zwei Jahre, meist von Locals, es wird also noch hoffentlich ein paar hundert Jahre Platz für Eintragungen bieten :).

Oberhalb des durchstiegenen Spalts stemmt man sich noch wenige Meter hoch, bevor der Grat gänzlich abflacht und man durch Latschengassen zum Gipfelkreuz gelangt. Leider habe ich dort in den Latschen einen Birkhahn aufgeschreckt, der nur wenig Platz zum fliehen hatte; ein sehr schönes Tier auf jeden Fall. Übrigens gibt es am gesamten Grat viele Spuren von Wild, die Gratabsätze dienen wohl auch als Ruheplätze für Gämsen. Man sollte sich auf jeden Fall umsichtig verhalten und wenn viel Wild unterwegs ist umdrehen. 

Tourengänger: frehel


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