Schneeschuhtour von Ossasco im Val Bedretto zur Capanna Cristallina
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Als ich um 6.45 Uhr mit 18 KG schwerem Rucksack, beladen mit Steigeisen, Eispickel, Schneeschuhen, Stöcken, Schlafsack, Biwaksack, Proviant, etc., von Ossasco im Bedrettotal starte ist es noch stockdunkle Nacht.
Ich bin das erste Mal hier. Ich kenne den Weg nur von der Karte her die ich zu Hause studiert habe.
Im unteren bewaldeten Teil gibt es etliche Wegverzweigungen. Ich muss zwei Mal die Stirnlampe anknipsen und die Karte hervorklauben um sicher zu gehen, dass ich keine falsche Abzweigung nehme. Ich bin mir bewusst, dass dies eine unter den gegebenen Verhältnissen grenzwertige Tour werden könnte. Ich hatte am Vortag noch mit dem zuständigen Hüttenwart telefoniert um ein paar Details in Erfahrung zu bringen.
Laut Wetterbericht sollte es heute in dem Gebiet keine Niederschläge geben. Sonnig mit etwas Bewölkung war prognostiziert. Das lokale Wetter auf der Seite der Capanna Cristallina sah noch vielversprechender aus als es sich dann tatsächlich präsentierte. In Ossasco unten war es gefroren und es gab Nieselregen. Je höher ich steige desto mehr schneit es. Die Farben der Gegend präsentieren sich in Weiss und Grau.
Das Unternehmen wird zu einer Tour der Gegensätze.
Bis zu dem einzelnen kleinen Gebäude bei P. 2349 komme ich schnell Vorwärts. Danach aber fängt die Geschichte an spannend und teils brenzlig zu werden. Dauernd breche ich im Schnee tief zwischen Blockgestein ein. Ich montiere die Schneeschuhe und stelle meine Trekkingstöcke ein. Weiter geht’s. Man sieht hier praktisch keine Wegmarkierungen und Wegpassagen mehr. Die 25’000er Karte „Val Bedretto“ und der Höhenmesser werden ab jetzt zu unentbehrlichen Freunden. Ohne diese Beiden wäre die Tour garantiert gescheitert.
Nebst schlechter Sicht und heftigem Wind werden in den steilen Hängen zusehends die Schneeverhältnisse zum Problem. Es hat zwar noch nicht Riesenmengen an Neuschnee hingelegt aber doch genug und in einer Beschaffenheit, dass es in den steilen Hängen die man traversieren muss, nicht mehr einfach und teils sogar gefährlich wurde.
Es gab Passagen mit viel pulverigem, verwehtem Schnee, dessen untere Schichten gefroren waren und andere die generell hartgefroren waren. Beide Varianten brachten mich verschiedene Male in den steilen Hängen zum Abrutschen. Kein gutes Gefühl! Wer möchte schon eine unfreiwillige Talfahrt machen und das noch bei diesen Wetterverhältnissen.
Bei den hartgefrorenen Passagen konnte ich mit dem Eispickel Tritte schlagen. Wer das schon gemacht hat der weiss wie kräftezehrend dies ist wenn man auf weite Strecken in steilem Gelände mit Abrutschgefahr so arbeiten muss um noch einigermassen sicher vorwärts zu kommen.
Bei dem pulverigen Schnee leistete mir der Eispickel, welchen ich hangseitig einsetzte gute Dienste.
Ich musste auch verschiedene Male die Karte zur Hand nehmen um ja sicher zu sein, dass ich mich auf der richtigen Fährte bewegte. Jedes Mal musste ich dafür die Handschuhe ausziehen. Keine angenehme Sache bei der Kälte und dem Wind. So wie sich das Gelände jetzt präsentiert würde man nämlich nie darauf kommen, dass der Weg am Fusse der senkrechten Wände mit seinen steilen Abhängen durchführt.
Die Situation wurde zusätzlich, wenn auch nur psychisch erschwert, weil mein Hund Artus wieder einmal die volle Panikattacke hatte. Das äussert sich in erster Linie mit akustischen Lauten wie Heulen, Piepsen und Winseln. In zweiter Linie mit Protest weiter zu gehen. Das kann dann schnell ganz schön nervig werden. Ich lasse mich nicht beirren und gehe strikt weiter. Er folgt immer erst wenn er mich aus den Augen verloren hat, begleitet mit Geheule und Gepiepse.
Ich benötigte für den Aufstieg 7 Stunden (!). Den grössten Teil der Zeit nahmen im Verhältnis letzten 250 Höhenmeter in Anspruch.
Als ich mich endlich bis zur Hütte hochgekämpft habe, ziehe ich die Schneeschuhe und den Rucksack aus und lege die Sachen ins Eingangsportal der Capanna. Etwa vierzig Höhenmeter unterhalb der Hütte stehen zwei kleine Bauten (Technische Anlagen). Artus sitzt jetzt immer noch dort unten und protestiert erneut lauthals, dass er keinen weiteren Schritt mehr machen will. Derweil schaufle ich den Schnee vor der Eingangstüre weg. Anschliessend gehe ich mit der Schaufel zum Grat klopfe auf den Felsen und rufe: „Artus, Honger! Chomm cho ässe du Hösseler!“ Das wirkt. Widerwillig zwar und immer noch piepsend nimmt er nun den restlichen Weg zur Hütte in Angriff. Als er oben ist ziehe ich ihm die Tragtaschen aus und gebe ihm Futter. Jetzt hat er aber so was von Freude, dass er mir doch gefolgt ist. :-)
Die Capanna Cristallina bietet 124 Leuten Platz. Heute sind wir die Einzigen die hier oben sind. Die Hütte verfügt auch in dieser Jahreszeit über fliessend warmes und kaltes Wasser. Die Toiletten sind in Betrieb, das ganze Haus elektrisch beheizt und es gibt viele 220 Volt Steckdosen. So kann ich in Hülle und Fülle Bilder und WhatsApp’s versenden und telefonieren. :-)
Die Hütte, der Ausdruck ist eigentlich schon fast blasphemisch für diese Luxusbaute, die mich auch etwas an Noah’s Arche erinnert welche nach der alttestamentlichen Geschichte auf dem Berg Ararat gestrandet sein soll. Hier steht also, Parallelen sind durchaus vorhanden, auch so ein Holzquader hoch oben auf einem Berg.
Ich habe natürlich die Annehmlichkeiten sehr geschätzt. Trotzdem hätte ich lieber an einem warmen Feuerherd gesessen und mein Abendessen darauf zubereitet. Hier oben macht man das zu unbewarteten Zeiten auch elektrisch.
Das war der erste Teil einer gegensätzlichen Tour.
Am nächsten Morgen ist kein Wölkchen am Himmel. Die Sonne scheint und es ist absolut windstill.
Ich bin gespannt ob meine Tritte und Wegspuren von gestern noch vorhanden sind und mir den Abstieg heute erleichtern.
Tatsächlich! 3/4 meiner Spuren wurden nicht vom Winde verweht. Eine erneute Wegsuche und erneutes Pickeln fällt somit grösstenteils weg. Es sind nur zwei Stellen die wiederum beim Passieren äusserste Vorsicht erfordern.
Brauchte ich gestern für diese letzten 250 Höhenmeter um die drei Stunden bin ich heute nach ca. einer Stunde schon unten im Val Torta.
Im unteren Bereich gibt es diverse grossflächig vereiste Stellen welche man entweder ebenso grossräumig umgeht, mit Steigeisen oder guten Schneeschuhen auch überqueren kann.
Benötigte Zeit:
Aufstieg: 7 Stunden (unter normalen Bedingungen würden wahrscheinlich 5 Stunden reichen)
Abstieg: 4 Stunden
Die ganze Strecke verläuft nie gnadenlos steil wie das sonst in den Tessiner Bergen des Locarnese üblich ist. Die ganze Wegstrecke steigt kontinuierlich mässig, so, dass der Motor nie überhitzt. Im Sommer ist diese Tour sicher bestens geeignet für Familien mit Kindern.
Ich bin das erste Mal hier. Ich kenne den Weg nur von der Karte her die ich zu Hause studiert habe.
Im unteren bewaldeten Teil gibt es etliche Wegverzweigungen. Ich muss zwei Mal die Stirnlampe anknipsen und die Karte hervorklauben um sicher zu gehen, dass ich keine falsche Abzweigung nehme. Ich bin mir bewusst, dass dies eine unter den gegebenen Verhältnissen grenzwertige Tour werden könnte. Ich hatte am Vortag noch mit dem zuständigen Hüttenwart telefoniert um ein paar Details in Erfahrung zu bringen.
Laut Wetterbericht sollte es heute in dem Gebiet keine Niederschläge geben. Sonnig mit etwas Bewölkung war prognostiziert. Das lokale Wetter auf der Seite der Capanna Cristallina sah noch vielversprechender aus als es sich dann tatsächlich präsentierte. In Ossasco unten war es gefroren und es gab Nieselregen. Je höher ich steige desto mehr schneit es. Die Farben der Gegend präsentieren sich in Weiss und Grau.
Das Unternehmen wird zu einer Tour der Gegensätze.
Bis zu dem einzelnen kleinen Gebäude bei P. 2349 komme ich schnell Vorwärts. Danach aber fängt die Geschichte an spannend und teils brenzlig zu werden. Dauernd breche ich im Schnee tief zwischen Blockgestein ein. Ich montiere die Schneeschuhe und stelle meine Trekkingstöcke ein. Weiter geht’s. Man sieht hier praktisch keine Wegmarkierungen und Wegpassagen mehr. Die 25’000er Karte „Val Bedretto“ und der Höhenmesser werden ab jetzt zu unentbehrlichen Freunden. Ohne diese Beiden wäre die Tour garantiert gescheitert.
Nebst schlechter Sicht und heftigem Wind werden in den steilen Hängen zusehends die Schneeverhältnisse zum Problem. Es hat zwar noch nicht Riesenmengen an Neuschnee hingelegt aber doch genug und in einer Beschaffenheit, dass es in den steilen Hängen die man traversieren muss, nicht mehr einfach und teils sogar gefährlich wurde.
Es gab Passagen mit viel pulverigem, verwehtem Schnee, dessen untere Schichten gefroren waren und andere die generell hartgefroren waren. Beide Varianten brachten mich verschiedene Male in den steilen Hängen zum Abrutschen. Kein gutes Gefühl! Wer möchte schon eine unfreiwillige Talfahrt machen und das noch bei diesen Wetterverhältnissen.
Bei den hartgefrorenen Passagen konnte ich mit dem Eispickel Tritte schlagen. Wer das schon gemacht hat der weiss wie kräftezehrend dies ist wenn man auf weite Strecken in steilem Gelände mit Abrutschgefahr so arbeiten muss um noch einigermassen sicher vorwärts zu kommen.
Bei dem pulverigen Schnee leistete mir der Eispickel, welchen ich hangseitig einsetzte gute Dienste.
Ich musste auch verschiedene Male die Karte zur Hand nehmen um ja sicher zu sein, dass ich mich auf der richtigen Fährte bewegte. Jedes Mal musste ich dafür die Handschuhe ausziehen. Keine angenehme Sache bei der Kälte und dem Wind. So wie sich das Gelände jetzt präsentiert würde man nämlich nie darauf kommen, dass der Weg am Fusse der senkrechten Wände mit seinen steilen Abhängen durchführt.
Die Situation wurde zusätzlich, wenn auch nur psychisch erschwert, weil mein Hund Artus wieder einmal die volle Panikattacke hatte. Das äussert sich in erster Linie mit akustischen Lauten wie Heulen, Piepsen und Winseln. In zweiter Linie mit Protest weiter zu gehen. Das kann dann schnell ganz schön nervig werden. Ich lasse mich nicht beirren und gehe strikt weiter. Er folgt immer erst wenn er mich aus den Augen verloren hat, begleitet mit Geheule und Gepiepse.
Ich benötigte für den Aufstieg 7 Stunden (!). Den grössten Teil der Zeit nahmen im Verhältnis letzten 250 Höhenmeter in Anspruch.
Als ich mich endlich bis zur Hütte hochgekämpft habe, ziehe ich die Schneeschuhe und den Rucksack aus und lege die Sachen ins Eingangsportal der Capanna. Etwa vierzig Höhenmeter unterhalb der Hütte stehen zwei kleine Bauten (Technische Anlagen). Artus sitzt jetzt immer noch dort unten und protestiert erneut lauthals, dass er keinen weiteren Schritt mehr machen will. Derweil schaufle ich den Schnee vor der Eingangstüre weg. Anschliessend gehe ich mit der Schaufel zum Grat klopfe auf den Felsen und rufe: „Artus, Honger! Chomm cho ässe du Hösseler!“ Das wirkt. Widerwillig zwar und immer noch piepsend nimmt er nun den restlichen Weg zur Hütte in Angriff. Als er oben ist ziehe ich ihm die Tragtaschen aus und gebe ihm Futter. Jetzt hat er aber so was von Freude, dass er mir doch gefolgt ist. :-)
Die Capanna Cristallina bietet 124 Leuten Platz. Heute sind wir die Einzigen die hier oben sind. Die Hütte verfügt auch in dieser Jahreszeit über fliessend warmes und kaltes Wasser. Die Toiletten sind in Betrieb, das ganze Haus elektrisch beheizt und es gibt viele 220 Volt Steckdosen. So kann ich in Hülle und Fülle Bilder und WhatsApp’s versenden und telefonieren. :-)
Die Hütte, der Ausdruck ist eigentlich schon fast blasphemisch für diese Luxusbaute, die mich auch etwas an Noah’s Arche erinnert welche nach der alttestamentlichen Geschichte auf dem Berg Ararat gestrandet sein soll. Hier steht also, Parallelen sind durchaus vorhanden, auch so ein Holzquader hoch oben auf einem Berg.
Ich habe natürlich die Annehmlichkeiten sehr geschätzt. Trotzdem hätte ich lieber an einem warmen Feuerherd gesessen und mein Abendessen darauf zubereitet. Hier oben macht man das zu unbewarteten Zeiten auch elektrisch.
Das war der erste Teil einer gegensätzlichen Tour.
Am nächsten Morgen ist kein Wölkchen am Himmel. Die Sonne scheint und es ist absolut windstill.
Ich bin gespannt ob meine Tritte und Wegspuren von gestern noch vorhanden sind und mir den Abstieg heute erleichtern.
Tatsächlich! 3/4 meiner Spuren wurden nicht vom Winde verweht. Eine erneute Wegsuche und erneutes Pickeln fällt somit grösstenteils weg. Es sind nur zwei Stellen die wiederum beim Passieren äusserste Vorsicht erfordern.
Brauchte ich gestern für diese letzten 250 Höhenmeter um die drei Stunden bin ich heute nach ca. einer Stunde schon unten im Val Torta.
Im unteren Bereich gibt es diverse grossflächig vereiste Stellen welche man entweder ebenso grossräumig umgeht, mit Steigeisen oder guten Schneeschuhen auch überqueren kann.
Benötigte Zeit:
Aufstieg: 7 Stunden (unter normalen Bedingungen würden wahrscheinlich 5 Stunden reichen)
Abstieg: 4 Stunden
Die ganze Strecke verläuft nie gnadenlos steil wie das sonst in den Tessiner Bergen des Locarnese üblich ist. Die ganze Wegstrecke steigt kontinuierlich mässig, so, dass der Motor nie überhitzt. Im Sommer ist diese Tour sicher bestens geeignet für Familien mit Kindern.
Tourengänger:
lynx

Communities: Hikr's Dogs, Ticino Selvaggio
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