Zwischen Talelespitze und Kuhkopf - die Spur der Gämsen suchen du musst


Publiziert von frehel , 27. Oktober 2015 um 23:05.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:27 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz P4 bei Hinterriß

Das Karwendel wurde von mir dieses Jahr bisher ziemlich vernachlässigt. Zeit also bei wunderbarem Herbstwetter zum Saisonabschluss noch eine Wanderung vom Johannistal aus auf die Talelespitze und den Kuhkopf zu unternehmen. Der Übergang von der Talelespitze zum Kuhkopf gestaltete sich dabei nicht ganz trivial, aber dank der Mithilfe unserer tierischen Freunde hat es dann doch noch geklappt. Da mein DDR-Fahrrad einer Überholung bedarf, wurde das ganze komplett zu Fuß unternommen.
 

Los ging es also um 7:15 Uhr vom Parkplatz bei Hinterriß ins Johannistal. Habe mich dann rechtzeitig nach rechts unter die Felsen begeben, damit ich die unmarkierte Abzweigung ins Talelekar nicht verpasse. Da schon vor der eigentlich auf der Karte eingezeichneten Abzweigung eine Spur nach rechts oben führte, bin ich kurzerhand dieser gefolgt. Wahrscheinlich stammte die Spur nur von Tieren, es hat sich aber durchaus gelohnt. Man gelangt so unschwierig und vor allem ohne Wald- oder Latschenkontakt von Nordosten aus zur verfallenen Alm Talele Hochleger. Dabei geht es ein Stück landschaftlich sehr schön entlang eines kleinen Baches.

Von der verfallenen Alm quert man bis ins Kar und steigt anstrengend bis in den obersten linken Winkel desselben auf, sofern man die Talelespitze auslassen möchte. Andernfalls müsste man sich weiter rechts halten. Ohne Stöcke war es ganz schön fies. Den Grat erreicht man somit deutlich westlich der Talelespitze an einer nach Süden ziehenden Schlucht, entlang deren linker Begrenzung der Aufstieg erfolgt (I). Laut AV-Führer soll man praktisch immer am Grat entlangklettern können (Grattürme überklettern ?) bis man auf den Kuhkopf kommt (Stellen III, meinst II). Leider hat es heute nordseitig am Grat noch viel Schnee.

Schon der südseitige Anstieg auf den großen, spitzen Gratturm ist nicht ganz trivial - schrofig, brüchig und II-III. Oben am Gratturm angekommen geht es steil, extrem ausgesetzt und leider nordseitig zur nächsten Scharte wieder runter. Das ist mindestens ein Dreier und bei dem Schnee nicht frei zu machen. Wieder vom Gratturm zurück, fällt mir auf, dass eine deutlich ausgeprägte Gamsspur auf der Südseite des ersten Turms herumführt. Vermutlich ist es auch bei guten Verhältnissen besser, den Gratturm so zu umgehen. Es ist eindeutig, dass die Tiere einen Weg zum Kuhkopf benutzen, woanders kommt man hier nicht hin. Kurzentschlossen probiere ich, den Spuren der Tiere zu folgen, soweit ich eben komme. Und tatsächlich leiten durchgehende, leicht ansteigende Bänder in der Südflanke immer weiter. In den kreuzenden Rinnen muss man etwas aufsteigen und weiter oben dem nächsten Band folgen. Zu Beginn ist es komplett unschwierig zu gehen, höchstens eine I und solider Fels. Schließlich geht es in der letzten Rinne hoch bis zum Grat kurz vor dem Kuhkopf. In dieser letzten Rinne liegt leider heute Schnee und es erweist sich als etwas komplizierter. Insgesamt würde ich diese sehr empfehlenswerte, meines Wissens nirgendwo beschriebene Variante, mit II bewerten, eventuell Stellen III-.

Während der AV-Führer für die Überkletterung des gesamten Grates mit seinen ausgeprägten Türmen drei Stunden veranschlagt, bin ich auf den Gams-Bändern nur knapp über eine Stunde zum Kuhkopf unterwegs gewesen, allerdings habe ich ja auch das erste Stück des Grats ausgelassen.

Auf dem Kuhkopf steht jetzt ein neues Fahrrad, oder zumindest ein Rahmen. Dieses Jahr gibt es erst sieben Eintragungen im Gipfelbuch. Ein wirklich einsames Gipfelziel, obwohl von Süden unschwierig und landschaftlich ebenfalls großartig zu erreichen. Die vorletzte Eintragung stammt übrigens von ADI. Der Ausblick von hier oben ist wirklich spektakulär. Werde mit Sicherheit bald wieder kommen und die Grattour nach Westen fortsetzen, wie sie hier *Vom Kuhkopf (2399m) zur Grabenkarspitze (2471m) - eine wunderschöne anregende Grattour beschrieben ist. Im Abstieg benutze ich den Normalweg über das Ochsenkar.

Meine Gehzeit beträgt ohne die Mittagspause am Gipfel acht Stunden.


Tourengänger: frehel


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Kommentare (4)


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Gelöschter Kommentar

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2015 um 10:20
Sag Bescheid, wenn du es machst und nichts dagegen hast, wenn ich mich anschließe. Faszinierend wäre es, die Sache komplett zu machen und über die Stuhlköpfe den kompletten Grat bis zur Grabenkarspitze zu gehen. Aber mit Rückweg ist es an einem Tag wohl nicht zu schaffen.

BG,
Moritz

Wagemut hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2015 um 19:57
Wenn man die reinen Gehzeiten im AV-Führer addiert, kommt man auf insgesmt 13 Stunden für Auf- und Abstieg. Ich schätz aber, bei guter Kondition dauert es vielleicht 10-11 Stunden mit Pausen. Also, durchaus machbar!:-):-) Ihr dürft mich dann ruhig auch mitnehmen!

Der Joseph

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2015 um 20:25
Ja, super. Es sollte machbar sein, alleine schon die Angabe von Talele bis Kuhkopf im Führer ist maßlos übertrieben. Der Abstieg im Dunkeln ist im Johannestal eh kein Problem. Die größte Gefahr ist wohl, dass man bei der Wegfindung im Wald auf den Nördlichen Stuhlkopf zu viel Zeit verliert.

VG,
Moritz


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