Para dai Giai 2497m - Zwei schwarze Schafe

Mit Missfallen beobachte ich die dichten Wolken bei der Fahrt ins Gadertal. Von Osten ziehen sie heran und bringen meine Tourenplanung gehörig ins Schwanken. Aus dem Augenwinkel erkenne ich gerade noch Rudi am Wegrand stehen. Als ausgewiesener Experte hat er sicher eine gute Idee. Doch er hat eine ganze Herde um sich gesammelt, zögernd überwinde ich meine Menschenscheu und nehme Kontakt auf. Bei näherer Betrachtung allerdings schaue ich in viele bekannte und nette Gesichter, das Eis ist bald gebrochen.
Sie schlagen die Para dai Giai vor, das kommt mir sehr gelegen, denn auch ich hätte diese Richtung gewählt. Man nimmt mich auf in die Herde und wir ziehen los. An der Kirche in La Villa startet die Meute und steigt in straffem Tempo auf der 11 Richtung Gardenacciahütte. In einer Stunde stehen wir zur ersten Rast an dem schon geschlossenen Schutzhaus. Gelegenheit, mir die Gruppe genauer anzuschauen. Zu Vierzehnt sind wir heute unterwegs, inclusive Luna, einer sympathischen Hündin. Dabei ist auch ein ganzer Trupp Jungvolk, sie bewegen sich richtig flott und bringen viel erfrischenden jugendlichen Elan in die Runde. Ich fühl mich wohl und brav ziehe ich mit ihnen im Gänsemarsch weiter zur Para dai Giai. Der Weg ist gut markiert, über ein breites Band in der abweisenden Nordwand erreichen wir unschwierig den Gipfel.
Wir suchen ein windgeschütztes Plätzchen, plaudern und fotografieren ein wenig und lassen uns diverse Köstlichkeiten schmecken. Richtig müde und zufrieden sind wir aber noch nicht und so schlage ich einen weiteren Gipfel ein Stück weiter westlich vor. In 10 Minuten ist die Anhöhe erreicht. Der Großteil der Gruppe gibt sich zufrieden und zieht wieder bergab, nur zwei schwarze Schafe sondern sich ab. Emma folgt mir über einen weiteren Gipfel zu einem kleinen Umweg Richtung Gardenaciascharte. Sie sprüht vor Bewegungsdrang und die Freude am Bergwandern ist ihr anzusehen. Über Gamsspuren haben wir die unbenannte Anhöhe auf 2635m bald erreicht und auch die Verursacher zeigen sich wie bestellt in der Ferne. Hier öffnet sich ein grandioser Blick auf die gesamte Gherdenacia und die Gipfel um Puez und Geisler. Wir steigen ein Stück weiter über den einfachen Kamm und queren noch vor der Scharte hinunter auf die Markierung 15 zurück zur Gardenaciahütte. Auch wenn die Sonne nicht mehr lachen will, strömt das weite Gelände einen zauberhaften Reiz aus. Die Herde ist schon längst weitergezogen, erst in Montal holen wir sie zum Kaffee wieder ein, um den netten Familienausflug standesgemäß abzuschließen.