Kurzbericht 

Spiehlerturm (2550m) - Drei Türme und eine Spitze im Parzinn


Publiziert von Andy84 , 16. Januar 2016 um 00:05.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:30 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Parzinn 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Kartennummer:AV 3/3 Lechtaler Alpen - Heiterwand und Muttekopfgebiet und AV 3/4 Lechtaler Alpen - Parseierspitze

Das Parzinn ist ein Hochkar, an dessen Rand die Hanauer Hütte steht, und das zu den schönsten Hochkaren in den gesamten Nördlichen Kalkalpen zählt. Hier ragen besonders formschöne Felsberge wie die Dremelspitze mit ihren auffallenden, senkrecht gestellten, plattigen Felstafeln und die Schlenkerspitzen auf, die einen kilometerlangen, ungemein zerborstenen Riesenkamm bilden.     Auszug AVF


Neben den Allgäuer und den Ammergauer Alpen gehören auch die Lechtaler Alpen zu meinen Heimatalpen. Während ich in den beiden ersten Gebieten schon sehr oft unterwegs war gab es in den Lechtalern nur ab und an einen Anstandsbesuch. Und bei diesen wenigen Besuchen ging es bisher erstaunlich oft ins Parzinn, speziell auf die Gegend um die Hanauer Hütte.
Schon allein der Aufstieg zur Hütte hat durch den genialen Blick auf die Dremelspitze, welche wir im Juli bestiegen haben, etwas besonderes.

Heute hatten wir jedoch ein etwas ausgefalleneres Ziel im Blickfeld, einen besonderen Gipfel der sich nicht über einen Wanderweg besteigen lässt. Es geht um den wunderschönen Spiehlerturm welcher sich zwischen der Schneekarlespitze und der Parzinnspitze erhebt. Dieser wurde erstmals 1900 von Beyrer, Ficker und Mayer bestiegen und erhielt den Namen zu Ehren des Erschließers der Lechtaler Alpen Anton Spiehler.

Spiehlerturm

Aber zunächst stand erstmal der Aufstieg zur Hanauer Hütte an. Dieser ist nicht sonderlich anstrengend, dafür aber wie bereits zuvor erwähnt richtig schön.
Da wir es heute gemütlich angehen lassen wollen und genügend Zeit haben gibt es hier erstmal einen kleinen Frühschoppen mit allerbester Sicht auf die Dremelspitze.
Weiter geht es auf dem Wanderweg in Richtung Gufelseejöchl. In einer Kehre ein Stück vor dem unteren Parzinnsee trennen sich nun unsere Wege. Die Mädels folgen weiter dem Wanderweg und wollen auf die Kogelseespitze steigen, um danach am Gufelsee zu baden und auf uns zu warten.
Für Johannes und mich geht es nun weglos weiter in das kleine Kar zwischen der Parzinnspitze und der Schneekarlespitze Von hier kann man auch in die nordwestliche Parzinnscharte aufsteigen. Unser Ziel ist aber eine Rinne unterhalb des Spiehlerturms. Von dieser Rinne erhoffen wir uns einen schnellen Aufstieg in die Scharte zwischen Spiehlerturm und Parzinnspitze.
Der Aufstieg über das steile Geröllfeld bis zum Einstieg in die Rinne ist sehr mühsam und die Hitze und das schwere Gepäck machen sich deutlich bemerkbar. Die Rinne selbst liegt dann zum Glück komplett im Schatten und schaut von unten auch recht gut gehbar aus.
Bei richtiger Routenwahl kommt man mit ein paar kurzen leichten II-ern aus, die Gehtechnischen Schwierigkeiten liegen im T5-Bereich. Also eher noch einfacher wie wir erwartet haben. Ein Helm ist hier jedoch Pflicht, vorallem wenn mehrere Bergsteiger unterwegs sind. Es liegt sehr viel loses Geröll herum, der geniale Blick in die senkrechte Nordwand des Spiehlerturms ist gigantisch.
Der Ausstieg der Rinne befindet sich wie erhofft direkt am Beginn der eigentlichen Kletterroute des Normalwegs zum Spiehlerturm.
Der eigentliche Aufstiegsweg zum Spiehlerturm erfolgt durch eine Südrinne, durch welche 3 sehr leichte Seillängen (II) bis in die Scharte hinauf führen. Da dürfte unsere Variante vorallem von der Hanauer Hütte aus der beste und schnellste Weg sein.
In der Scharte ist genügend Platz zum umziehen vorhanden und nachdem wir unsere Kletterausrüstung angelegt haben kann der Spass beginnen.

Nun stehen die beiden Seillängen auf den Gipfel an.
Zunächst muss vom Stand in die Wand gequert werden was sicher manchen etwas Überwindung kosten könnte. Die erste Seillänge ist im III-ten Schwierigkeitsgrad angesiedelt und eher plattig, die Absicherung ist sehr gut.
Leider hat Johannes den großen Standring übersehen und dies erst gut 3 Meter weiter oben gemerkt, weswegen er gleich auch noch die zweite Seillänge mit einer kurzen Stelle IV- weiter bis zum Gipfel geklettert ist. So blieb für mich heute leider nur der Nachstieg, aber was solls, die Kletterei am Spiehlerturm hat einfach nur richtig Spass gemacht. Vorallem die geniale Ausgesetztheit ist schon was besonderes. Die "Schlüsselstelle" ist eine kurze Verschneidung, diese ist leider ein bisschen speckig und abgegriffen, ansonsten ist der Fels richtig gut.
Kurz unter dem Gipfel ist ein Gipfelbuch angebracht in welches wir uns gerne eintragen.
Die Aussicht von diesem Türmchen ist schon net schlecht, vorallem auf die nahe Schneekarlespitze hat man einen guten Einblick.
Nach einer kurzen Rast geht es nun an das spannendste am heutigen Tage, die Abseilfahrt steht an. Ein wahrer Genuss.

Steinkarspitze

Zurück am Rucksack packen wir wieder alles zusammen und nun geht es weiter Richtung Steinkarspitze. Da wir aber keine Lust auf den Abstieg bis ins südliche Kar hatten querten wir nun recht anspruchsvoll unter dem nordwestlichen Parzinnturm hindurch (T5+). Die schönste Variante wäre hier eindeutig eine weitere kurze Klettertour über den Südostgrat gewesen, aber wir wollten die Mädels net solang warten lassen und stattdessen ein paar weitere Gipfelchen besteigen.
Durch eine Rinne (II) gelangten wir in die Scharte zwischen den beiden Parzinntürmen.
Hier deponierten wir unsere Rucksäcke und machten uns an den Weg zur Steinkarspitze. Der Aufstieg ist recht einfach und zudem noch markiert und im oberen Bereich mit Seilen versehen.
Ein nettes kleines Kreuz steht etwas vorgelagert zum eigentlichen Gipfel, dieser kann auch schnell und einfach (I) erreicht werden.

Parzinntürme

Nach einer kurzen Pause geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück. Der kleine Abstecher auf den Südwestlichen Parzinnturm ist dabei eigentlich obligatorisch. Auf diesen gelangt man recht schnell und auch wieder erstaunlich einfach (I). Zurück in der Scharte zwischen den beiden Türmen lassen wir den Rucksack noch ein bisschen länger liegen und steigen auch noch auf den bekreuzten nordöstlichen Parzinnturm, von welchem man einen schönen Blick hinunter zum Spiehlerturm hat.
Danach steht nun der Abstieg zum Gufelsee an, die Parzinnspitze lassen wir dabei rechts liegen, wir wollen einfach nur noch in den See springen und uns abkühlen.

Abstieg

Über das Gufelseejöchl steigen wir zum Gufelsee ab wo uns die Mädels schon erwartet haben. Auch wenn sie etwas länger warten mussten, an einem so traumhaft schönen Ort wie dem Gufelsee macht einem das nicht wirklich viel aus.
Nach einem kurzen Abkühlen machen wir uns dann an den Rückweg, es geht wieder hinauf zum Gufelseejöchl und dann auf dem Wanderweg zurück zur Hanauer Hütte, wo wir noch einkehren und denn schönen Tag Revue passieren lassen.
Der Rückweg nach Boden ist danach ein gemütliches Auslaufen.


Zur Ausrüstung:

2x 60m Halbseil
Abseilausrüstung
8-10 Expressen
Kletterausrüstung

Auf Bergsteigen.com gibt es eine sehr gute und ausführliche Topo des Normalweges durch die Westwand.


Fazit:

Auch wenn der Spiehlerturm jetzt keine großen klettertechnischen Fähigkeiten abverlangt und auch die Klettermeter nicht sonderlich viele sind, so macht er doch richtig viel Spass.
Normalweise ist es sinnvoller noch die ein oder andere Klettertour anzuhängen damit es sich lohnt das ganze Material hochzuschleppen, das Gebiet um die Steinseehütte bietet zahlreiche Möglichkeiten.
Aber wir waren auch so mehr als zufrieden mit unserer heutigen Tour, es war mal wieder ein wahrer Traumtag in den wunderschönen Lechtaler Alpen



Mit auf Tour:
Johannes



Tourengänger: Andy84, Diana, Caro84


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