Zugspitze via Höllental, on the Top of Germany!


Publiziert von scan , 13. August 2015 um 16:03.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:12 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Hammersbach: Navi füttern mit Kreuzeckweg 6 82491 Grainau Parkplatz Kreuzeckbahn: Navi füttern mit Kreuzeckbahnstraße 1 82467 Garmisch Patenkirchen

Vorab: Wer die Zugspitze über den klassischen Anstieg via Höllental machen will, muss sich eins bewusst machen: Man wird nicht allein unterwegs sein. Die Tour, so schön und abwechslungsreich sie auch sein mag, ist einfach hoffnungslos überlaufen. Also noch das kurze Zeitfenster bis Ende August genutzt, wo zumindest die Höllentalangerhütte geschlossen ist.

Wann geht man los? Ich bin, zwar in der Ferienzeit, aber an einem Werktag, mit dem ersten Tageslicht um 5.45 Uhr aufgebrochen. So kann man meiner Meinung nach das Highlight am Anfang, die Höllentalklamm bei Tageslicht mitnehmen. Klar, alleine war ich nie unterwegs, da man im Grunde auch um Mitternacht losgehen kann und trotzdem nicht alleine ist. Am Höllentalferner stand ich dann aber mal alleine da - und das war der einzige Zeitpunkt, wo ich mal Menschen als Orientierung gebraucht hätte.

Die Wegführung: Da der genaue Wegverlauf im jeden 2. Wanderguide steht und auch hier schon zig mal veröffentlicht wurde, der Weg zudem perfekt beschildert ist, beschränke ich mich nur kurz auf die

Schwierigkeiten und kleine Hinweise:

- Kurz nach dem Brett kann das Klettersteigset und der Helm wieder in die Tasche (sofern man eins mit hat)

- Höllentalferner: Ich war wirklich froh, dass ich nach etwas Recherche noch am Abend vor der Tour los bin und mir Leichtsteigeisen geholt habe. Zwar sind auch Leute mit Grödel hochgekommen, aber vor allem zu Beginn steigt man 50m im reinen Eis hoch. Weiter oben ist der Ferner dann leicht angetaut und nicht mehr so vereist. Mit Steigeisen fühlt man sich einfach wesentlich sicherer als mit Grödel. Zudem sollte man sich bewusst sein: Auch wenn es nur ein Gletscherchen ist, er ist doch recht steil. Wer ausrutscht und runterrutscht hat verloren!

Höllentalferner Wegfindung: Ich war im naiven Glauben zum Gletscher gekommen, eine deutliche Wegspur oder Markierungen vorzufinden. No way! Steigeisen an und dann sucht man sich den idealen Weg weglos. Am besten schräg nach hinten steigen und sich einen Weg durch die Gletscherspalten suchen! Ja, richtig gelesen: Es führt kein Weg daran vorbei, sich zwischen Gletscherspalten den besten Durchschlupf zu suchen. Als ich weiter oben war, waren dann auch mehrere Leute auf dem Ferner. Viele haben meinen Weg benutzt, viele haben ihren eigenen Weg teilweise im gefährlichen Direktanstieg gesucht. War Neuland für mich und deswegen mit entsprechendem Nervenkitzel verbunden, besonders anfangs bei der Wegsuche: Bin ich grad komplett auf dem Holz(Eis)weg?

Randkluft Übergang: Der Einstieg in die Wand befindet sich derzeit ca. 20 Meter oberhalb des normalen Übergangs und ist ebenfalls mit einem, bzw. zwei Stahlseilen gesichert. Die Randkluft ist derzeit einen halben Meter breit und somit nicht wirklich ein Problem, allerdings wird das bei dem Wetter nicht lange so bleiben. Ich fand eher die fast senkrechte Einstiegswand anspruchsvoller: Trittarm geht's 15m nach oben und auch die folgende Querung oberhalb ist dann nicht ohne. Aber: Letztendlich nur Nervenkitzel. Sobald der Weg wieder oberhalb auf die "normale Einstiegsstelle" kommt, wird der Steig spürbar leichter. Außerdem sieht man, dass die eigentliche Zustiegswand mit Krampen gesichert ist. Richtig anspruchsvoll ist also nur die "Ausweichroute", weil der Gletscher schon soweit zurückgegangen ist.

Klettersteig: Die Frage ist immer, Klettersteigset ja oder nein! Meine Empfehlung: Auf jeden Fall Ja! Zwar ist der Klettersteig nicht schwerer als B, allerdings hat man wirklich dann schon sehr viele Höhenmeter hinter sich und ist kräftetechnisch am Limit. Wenn man so mit dem Körper am Limit fährt, wird man nicht unbedingt trittsicherer und somit hab ich mich oben dann z.B. an Stellen gesichert, die ich normalerweise ohne Sicherung gemacht hätte.

On the Top of Germany: Den Rummel da oben kann man schwer in Worte fassen, laut Schild "die höchste Bratwurst Deutschlands" und Kuhglocken zum Verkauf paaren sich mit Massen an Seilbahntouries. Sorry, aber das verdiente Bier musste dann doch bis zum Zugspitzplatt warten. Übrigens wird man, sofern man das Klettersteigset noch angelassen hat oder den Helm am Rucksack sichtbar angehängt hat, von den Touries angesehen wie ein Marsmensch. Verkehrte Welt. Liegt vielleicht aber auch nur daran, dass man dermaßen verschwitzt ist. Egal, lange hält man das eh nicht auf der Plattform aus.

Abstieg: 2200 HM auf gleichem Weg wieder runter? Ähm ...nö! . Leider bleiben dann nicht mehr sehr viele Alternativen. Entweder mit der Seilbahn direkt runter oder reizvoller, man steigt 400 HM ins Zugspitzplatt ab und fährt dann mit der Zugspitzbahn runter - allerdings für abartige 30.50 Euro! Kleiner Tipp: Nicht in Hammersbach aussteigen, sondern eine Haltestelle später bei der Kreuzeckbahn. So bekommt man nochmal einen 20 Minutenspaziergang durch landschaftlich schöne Wiesen zum Ausklang.

Und sonst noch?

- Letzte gute Wasserquelle ist der Wasserfall zwischen Brett und Höllentalferner.

- Im Zugspitzplatt kann man sich im Hochsommer Schlitten mieten und auf einem Teil des nördlichen Schneeferners Schlittenfahren. Geht's noch?

- Vor 6 Uhr haben alle Tankstellen in Garmisch noch geschlossen und somit auch die WCs. Am Parkplatz stehen zwar Dixis, eleganter, beim Höllentalklammeingang wartet ein immer offenes WC auf die Damen (und Herren).

- DAV Ausweis mitnehmen! Dann kostet der Eintritt für die Höllentalklamm nur ein Euro anstatt 4 Euro!

- Parken im Hammertal kostet ca. 4 Euro, kostenlos hingegen geht es am Parkplatz der Kreuzeckbahn

- Wer noch Platz im Rucksack hat, kann eine Mickey Mouse (Kapselgehörschutz) mitnehmen. Am Gipfel wird nämlich direkt neben den Gipfel geflext und mit dem Presslufthammer gehämmert, dass einem fast die Ohren wegfliegen ;-)

Das Ende vom Lied: Die Zugspitztour durch das Höllental ist und bleibt eindrucksstark und gewaltig, da sich die Eindrücke und der Tourencharakter so häufig ändern und sich in der Gesamtmasse auch als recht anspruchsvoll erweisen. Nicht umsonst gilt die Zugspitzbesteigung über das Höllental als die schönste Art, Deutschlands Höchsten zu besteigen. Als Bergsteiger/wanderer muss man das mal gemacht haben.


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Kommentare (3)


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Erdinger hat gesagt:
Gesendet am 13. August 2015 um 16:08
Ja servus du "Nachmacher":-),
schön, dass du es gleich angepackt hast! Und dein Abstieg zum Platt ist eine gute Alternative! Freut mich, dass du die guten Verhältnisse ausgenutzt hast und auch, dass du statt Grödel Steigeisen verwendet hast. Man fühlt sich einfach sicherer!
Super - Gratulation!

scan hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. August 2015 um 17:10
Servus,

danke :-). Naja, wenn die Hütte wieder Ende August öffnet, ist die Tour noch überlaufener als sie es eh schon ist. Insofern war die Nachmacherei also berechtigt.

Bei der Steigeisenwahl war natürlich auch ein
*Bericht ein Kriterium, da wir ungefähr das gleiche Leistungsniveau haben und du Steigeisen empfohlen hast. Hauptgrund allerdings, noch am Abend zuvor doch noch Steigeisen zu kaufen war neben meiner Unerfahrenheit bezüglich Gletscher dieser deutliche Bericht, der schildert, was mit Grödeln passieren kann (wenn auch erst später im Jahr)

Unfall

Stimmt allerdings, die Plattvariante ist wirklich schön. In meine Kopf hat sich auch schon ne neue Tour zusammen gebaut: Ehrwald - Stopselzieher - dann rechts hoch zum Schneefernerkopf und Abstieg über die Knorrhütte. Einziger Haken: Ich weiß nicht, wie viele Höhenmeter zwischen Ehrwald Talstation Zugspitzseilbahn und Talstation Ehrwald Almbahn liegen, weil man ja von dort wieder zurück muß.

frehel hat gesagt:
Gesendet am 21. August 2015 um 03:52
Hui, da war letzten Mittwoch ja einiges los im Höllental. Wir standen zur gleichen Zeit hoch über dem Höllental auf dem Zwölferkopf im Waxensteinkamm (Aufstieg über die Zwölferkante) in völliger Einsamkeit.
Hätte nicht gedacht, dass es da trotz geschlossener Hütte so voll ist. Eigentlich hatten wir vor, die Tour auch noch zu machen, bevor die Hütte aufmacht. Vielleicht muss jetzt aber doch ein alternativer Weg mit Einsamkeitsgarantie her :)


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