4-Tages-Tour im Allgäuer Hauptkamm: von der Fiderepass- (2070m) zur Rappenseehütte (2091m)


Publiziert von Fabse_94 , 1. September 2015 um 20:49.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 3 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2800 m
Strecke:ca. 39 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Oberstdorf über den Renksteg nach Faistenoy
Unterkunftmöglichkeiten:Fiderepasshütte, Mindelheimer Hütte, Rappenseehütte, Enzianhütte
Kartennummer:Kompass-Karte Nr. 3 Allgäuer Alpen, Kleinwalsertal

Endlich war es soweit, unsere schon lang geplante, aber nie durchgeführte 4-Tages-Hüttentour durch den westlichen Bereich des Allgäuer Hauptkammes stand an. Wir hatten beide Ferien, die Wettervorhersagen waren top, also nichts wie los nach Faistenoy!

1. Tag: Faistenoy - Fiderepasshütte:
3 3/4 Stunden, 1150 Hm Aufstieg

Start am erwartet übervollen Parkplatz an der Talstation der Fellhornbahn (918m) in Faistenoy. Mit unseren schweren Rucksäcken beladen ging es los, immer der Beschilderung "Fiderepasshütte" folgend, erst steil durch Wald bergauf. Auf gut 1300 Meter trifft man auf eine geteerte Fahrstraße, der man eine Weile ziemlich eben ins Warmatsgundtal hinein folgt. Bei der verfallenen Wankalpe, die man nach gut anderthalb Stunden an Parkplatz erreicht,  öffnet sich dann der Wald zu einer großen baumlosen Fläche, weiter hinten erkennt man den weiteren Verlauf des Weges über eine 350 m hohe Geländekante, darüber die felsigen Hochgehren- und Hammerspitze. Schon am unteren Teil des Hanges spürte ich, wie ich Blasen bekam. Also Pause, Blasenpflaster drauf, etwas essen und weiter. Der stechende Schmerz ließ anfangs allerdings nicht nach, erst ab der Kühgundalpe (1745m) oberhalb der Geländekante wurde es etwas besser. Dort angekommen, kann man entweder nach Norden Richtung Fellhorn oder nach Süden über die Roßgundscharte über den Krumbacher Höhenweg direkt zur Mindelheimer Hütte wandern. Dies hatten wir allerdings für den nächsten Tag vor. Also ging es weiter westwärts zur Fiderepasshütte, die kurz nach der Kühgundalpe, auf einem Hügel am Talschluss thronend, in Sicht kommt.
Nach der nicht bewirtschafteten Alpe geht es zuerst ziemlich eben am Warmatsgundbach entlang, bis es nach einem kleinen Grashügel orographisch links in Serpentinen (eine Stelle Tendenz zu T3, sonst T2) bergan, bis man nach einer Dreiviertelstunde ab Alpe am Fiderepass (2033m) angekommen ist. Nun sind es nur noch ein paar Meter zur schönen Fiderepasshütte (2067m) unter dem Zacken der Oberstdorfer Hammerspitze. Gesamtgehzeit von Faistenoy bis zur Hütte nicht ganz 4 Stunden, wir blieben trotz einiger Pausen, Blasenproblemen und der schweren Rucksäcke noch unter der angeschriebenen Zeit von 4,25 Stunden.
Von der Terrasse der Hütte hat man einen interessanten Einblick auf einige Passagen des Mindelheimer
Klettersteigs, vor allem auf die über einer Felsspalte liegende Leiter (siehe Foto). Abends bewunderten wir noch den wunderschönen Sonnenuntergang direkt über dem Hohen Ifen, einfach toll!
Schwierigkeit: T2


2. Tag: Fiderepasshütte - Mindelheimer Hütte - Geißhorn:
5 Stunden, 800 Hm Aufstieg, 850 Hm Abstieg

Nach einem Müsli auf der Terrasse an diesem wunderschönen Sommermorgen bezwangen wir - mit leider nicht so wunderschönen schmerzenden Blasen - den ersten halbstündigen Anstieg  zur Fiderepasshütte (2214m). Ganz schön anstrengend so direkt nach dem Aufstehen!
Am Pass angekommen geht es zunächst kurz drahtseilgesichert, aber harmlos (T3) nach Westen, um dann am Abzweig zum schon rege begangenen Mindelheimer Klettersteig etwa 350 Höhenmeter hinab zur Taufersbergalpe (ca. 1860m) am Krumbacher Höhenweg zu steigen. Hier stößt von links der Anstieg von Birgsau über den Guggersee hinzu. Die nächsten eineinviertel Stunden zur Mindelheimer Hütte wandelt man auf einem traumhaften Laufsteg mit leichtem Auf und Ab mit fantastischem Blick auf den Allgäuer Hauptkamm und das erstaunlich nahe Lechquellengebirge (T2). Die letzte Viertelstunde geht es bergauf zur Hütte (2013m, am Hüttenschild fälschlicherweise mit 2058m angegeben) und dann ist man da, Dauer keine drei Stunden von der Fiderepasshütte.
Nach einem kleinen Vesper in Form einer Brotzeitplatte entschieden wir uns, die verbliebenen Stunden bis zum vorhergesagten Gewitter zu nutzen und dem von der Hütte sehr dominanten Geißhorn aufs Haupt zu steigen. Hinter der Hütte folgt man dem angeschriebenen Weg etwa 20 Minuten ziemlich eben bis unter die Ostflanke des Geißhorns, wo man nun steiler in eine kleine Scharte mit Wegweiser (ca. 2170m) westlich des recht unscheinbaren Wildengundkopf gelangt. Danach geht es wieder leicht bergab, nach ein paar Meter kann man nach rechts abkürzen (Markierung "GH") und gelangt direkt auf den Südanstieg des Geißhorns (2366m). So spart man sich den Schlenker Richtung Grenzpunkt Koblat. Die verbliebenen 200 Höhenmeter schwitzten wir uns die der Sonne ausgesetzten Flanke hoch, im oberen Teil ist es etwas rutschig aufgrund des teils kiesigen Untergrundes (T3), vor allem im Abstieg. Aufstieg von der Mindelheimer Hütte zum Gipfel knapp eineinviertel Stunden.
Haben wir zwischen der Hütte und dem Südrücken kaum Leute getroffen, war hier nun einiges mehr los. Am Gipfel angekommen, sahen wir die drohenden Gewitterwolken im Osten und entschlossen uns nach einer kurzen Pause, den einstündigen Abstieg anzutreten um dem Regen zu entgehen.
Entgegen meiner Hoffnung, im berühmten Steinbock-Lebensraum an der Mindelheimer Hütte selbige Tiere anzutreffen, sah ich natürlich keine - aber dafür einige andere Wanderer, die deren Beobachtungen auf der Hüttenterrasse hinausposaunten - toll :/.
Schwierigkeit: Fiderepasshütte - Mindelheimer Hütte: überwiegend T2, am Fiderepass kurzzeitig T3
Mindelheimer Hütte - Geißhorn: T3



3. Tag: Mindelheimer Hütte - Rappenseehütte:
5 1/4 Stunden, 800 Hm Aufstieg, 720 Hm Abstieg

Wir starteten um 8 an der Mindelheimer Hütte (2013m) und stiegen die 500 Höhenmeter auf dem aufgrund des abendlichen Regens am Vortag rutschigen Weg (T3) bis zum Haldenwanger Bach (1522m) ab, wobei wir einige Leute überholten und auch von einigen überholt wurden - es war viel los. Ich wunderte mich, schon um 9 die ersten Wanderer zu treffen, die uns von der Rappenseehütte entgegenkamen;  wie früh müssen die denn gestartet sein?
Nachdem man den Haldenwanger Bach nach einer guten Stunde überschritten hat, geht's links weiter zuerst auf problemlosem Wanderweg in einem Krüppelwald, bis man auf die Felswand am Gehrner Berg trifft, die man schon beim Abstieg von der Hütte im Blick hatte. Allerdings sieht die Querung aus der Ferne spektakulärer aus, als sie in Wahrheit ist - Drahtseile und Stahlbrücken leiten einen gut gesichert (T3) hinauf zum Schrofenpass (1688m). Hier könnte man in einer Dreiviertelstunde nach Lechleiten absteigen, wir gingen jedoch geradeaus weiter und umrundeten immer in leichtem Auf und Ab den runden Gipfelkörper des Grüner. Auf der anderen Seite machten wir erstmal eine Pause im nun trockenen Gras, bevor wir den weiteren Weg in Angriff nehmen. Nach dem Salzbücheljoch (1771m) muss man etwa 100 Hm zur Schlosswand aufsteigen, um dann eben zur Oberen Biberalpe (1860m), wo es Getränke gibt, zu queren. Danach wird es spannender, denn es muss steil zum Mutzentobel abgestiegen werden. Im feucht-erdigen Tobel wandert man ein paar Minuten nach Norden, wo man bei der Schafalpe wieder auf gutmütigeres Gelände trifft. Die Durchquerung des Mutzentobels ist aufgrund der zahlreichen Sicherungen nicht schwer, jedoch ist von einer Begehung bei Nässe und Regen abzuraten, da der erdige Weg sehr schnell rutschig werden kann!
Nun muss man eben zur Seehütte unter dem Mußkopf wandern, wo es eine interessante Begegnung mit einer sturen und nicht sehr berggängigen Kuh gab - sie wollte uns partout nicht aus dem Weg gehen und wäre fast noch auf uns drauf gestürzt - und nochmal etwa 300 bei der Hitze schweißtreibende Höhenmeter aufsteigen, dann ist man endlich an der Rappenseehütte (2091m) angelangt.
Nachdem wir geduscht und einige "Erfrischungs"getränke zu uns genommen haben, machten wir noch einen abendlichen Spaziergang zum 5 Minuten entfernten Seebichl (2111m), von wo aus man einen schönen Blick auf die Berge der Rappenseehütte und die andere Talseite hat.
Schwierigkeit: Mindelheimer Hütte - Haldenwanger Bach - Schrofenpass - Schlosswand: T3
Schlosswand - Ob. Biberalpe: T2
Mutzentobel - Rappenseehütte: im Tobel T3, sonst T2


4. Tag: Rappenseehütte - Mußkopf - Faistenoy:
4 Stunden, 50 Höhenmeter Aufstieg, 1230 Höhenmeter Abstieg

Am letzten Morgen unserer kleinen Hüttentour (*schnief*) ließen wir uns beim Frühstück Zeit; wir hatten es ja nicht eilig, im Gegensatz zu den zahlreichen, aufgrund der noch frühen Morgenstunde mehr oder weniger schnellen Heilbronner-Weg-Begeher, die wir den Hang zur Großen Steinscharte hinauf schnaufen sehen konnten. Meiner Schätzung nach waren bestimmt 80% der laut Hüttenwirt etwa 250 Übernachtungsgästen Richtung Heilbronner Weg unterwegs. Und das waren nur diejenigen, die von der Rappenseehütte starteten, von den Tagestöurlern und dem Gegenverkehr von der Kemptner Hütte bzw. dem Waltenberger Haus ganz zu schweigen - gruselig!
Nach dem Mahl stiegen wir mit wenigen anderen hinab zur Scharte zum Mußkopf (1968m), den ich in 5 Minuten im Laufschritt weglos mitnahm, um wenigstens einen "Gipfel" heute zu machen (wenn man den Mußkopf so bezeichnen kann) - unser ursprünglicher Plan, den Hochrappenkopf zu besteigen, wurde aufgrund der Blasen (bei mir) und fehlender Lust (bei meiner Begleiterin) mehrheitlich verworfen. Um auf den Grasbuckel des Mußkopfes zu gelangen, wandert man einfach über den ersten kleinen Buckel - oder besser läuft rechts daran vorbei - nordwestlich der Scharte, schlüpft unter einem Weidezaun vorbei und folgt einfach dem Holzzaun die letzten steileren Meter zum höchsten Punkt mit Blick ins Rappenalp- und Richtung Stillachtal.
Wieder zurück an der Scharte, wanderten wir unterhalb der sogenannten Gamswände am Liechelkopf nach Nordosten immer in der Flanke entlang zur Enzianhütte (1780m), ab Rappenseehütte mit Mußkopfbesteigung etwa 1 Stunde. In der letzten Rinne vor der Hütte wurde es nochmals etwas abenteuerlich, denn es lauerte - Überraschung! - tatsächlich ein hartes Altschneefeld (siehe Bild), das mithilfe eines Holzstuhles jedoch spektakulär überquert wird (leider nicht auf dem Bild zu sehen, T3+).
Von der Enzianhütte geht es zunächst über einen provisorischen Trampelpfad (es wird gerade ein neuer Weg angelegt; Stand 8/15) hinab zur schon sichtbaren Petersalpe (1296m), das zweite Stück muss man sich durch einen schmierigen Niederwald "kämpfen", Tendenz Richtung T3. Abstieg zur Alpe etwa 1 Stunde ab Enzianhütte.
An der Alpe trafen wir auf zwei Mädels, die wir schon ein paar Mal überholt haben bzw. die uns überholt haben und die nicht mehr weiter wussten, da sie 1. keine Karte hatten und 2. der Weg nach Einödsbach nicht angeschrieben war. Also halfen wir, hilfsbereit wie wir waren, den beiden Mädels mit unserer Auskunft (-> Karte) weiter. Interessanterweise haben die Wanderschuhe der einen bei ihrer Mehrtagestour den Geist aufgegeben, oder waren, banaler ausgedrückt, "im Arsch" und schienen nur noch aus Tape zu bestehen. Aber laufen konnte sie noch einigermaßen, aber nach Oberstdorf, wo die beiden hin wollten, war es noch ein Stück.
Durch einen Nadelwald gelangt man in einer knappen halben Stunde zu einer Kreuzung auf einer Wiese am Rappenalpbach kurz vor Einödsbach. Hier bogen wir nach links über den Bach ab und gelangten auf eine geteerte Straße, die uns mit viel zweirädrigem Gegenverkehr in einer Dreivertelstunde nach Birgsau (953m) und in Eineinviertel Stunden zurück zum Parkplatz an der Talstation der Fellhornbahn (918m) brachte.
Schwierigkeit: Rappenseehütte - Mußkopf: T2
                          Mußkopf - Enzianhütte - Petersalpe: T3
                          Rappenalpbach - Faistenoy: T1


Fazit:
Landschaftlich schöne Mehrtagestour durch einen der schönsten Bereiche der Allgäuer Alpen mit moderaten Tagesetappen. Ein kleiner Wermutstropfen war allerdings, dass ich aus mir unersichtlichen Gründen schon nach nicht mal zwei Stunden am ersten Tag Blasen bekam, die mich die nächsten drei Tage verfolgen sollten. Nichtsdestotrotz waren es wunderbare 4 Tage in den Bergen, die man auch mit "Urlaub" umschreiben könnte ;).


Tourengänger: Fabse_94


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