Ammertenspitz (2613m) mit Schneeschuhen

Der Ammertenspitz hat schon seit längerem mein Interesse geweckt. Anfangs als Sommerwanderung (Überschreitung vom Haanenmoospass zur Engstligenalp) später auch als Schneeschuhwanderung von der Engstligenalp aus. An einem warmen Frühlingstag hat's nun endlich geklappt.

Da zu dieser Jahreszeit die tageszeitliche Erwärmung einen beachtlichen Einfluss auf die Lawinengefahr hat, reise ich mit der ersten Verbindung ab Zürich zur Engstligenalp. Bei der Bergstation empfängt mich zunächst ein erstaunlich frischer Wind. Einmal draussen aber, ist es der Jahreszeit entsprechend nicht besonders kalt. In schönstem Bruchharsch mache ich mich auf den Weg über die weite Ebene der Engstligenalp. Die Route kann hier recht frei gewählt werden. Ich schlängle mich zwischen Winterwanderweg und Langlaufloipe hindurch und halte mich später eher links.

Schon ist die Skigebietromantik hinter mir, und der Aufstieg zum Ammertenpass beginnt. Die Route geht mehr oder weniger offensichtlich den weniger steilen Hangpartien nach. Inzwischen ist es ziemlich warm, ja schon fast heiss. Obwohl eine gut frequentierte Spur vorhanden ist, wähle ich als Übung einen etwas direkteren Aufstieg. Dabei überhole ich eine Gruppe von Kindern, die meisten ausgerüstet mit Schneeschuhen und Füdlirutschern. Irgendwie stelle ich mir klassisches Füdlirutschgelände etwas anders vor, aber zu etwas späterer Stunde könnte das im aufgeweichten Nassschnee recht gut funktionieren. Jedenfalls steht die Gruppe unter fachkundiger Leitung. Indes entdecke ich in Gedanken versunken völlig neue Möglickeiten, sehe schon die SAC Füdlirutschskala vor mir und freue mich auf Hikr Berichte wie "Ortstock - Nordwand - mit Füdlirutscher" oder "Fliswand NE-Couloir mit Füdlirutscher" :-)

In einer Kurve um einen felsigen steilen Abschnitt herum wird der Ammertenpass erreicht. Es eröffnet sich schlagartig ein schönes Panorama zur Wildstrubelgruppe. Über den sanften Grat ist der Gipfel des Ammertenspitz nun recht schnell erreicht. Vorsicht ist dennoch angebracht. Der Hang auf der linken Seite fällt weiter unten in Felsstufen ab. Rechts ist auf die Wächten Acht zu geben. Der Gipfelhang ist etwas steil aber unschwierig. Zuoberst zeigen sich schon einige Steine.

Vom Gipel aus hat man natürlich nach wie vor einen prächtigen Ausblick auf die Wildstrubelgruppe und den Gross Loner. Auch zum Entschligental und in Richtung Obersimmental bieten sich schöne Blicke.

Für den Abstieg wähle ich eine Variante, die auf eine Mini-Überschreitung hinausläuft. Ich folge dem Grat in Richtung Rotstock wenige Meter und gehe dann die rechtsseitige Flanke recht steil hinunter. Bei den heutigen Verhältnissen kurz nach Mittag ist das unproblematisch. In Kürze bin ich wieder auf der ursprünglichen Route ein gutes Stück unterhalb vom Ammertenpass. Auf gleichem Weg wie beim Aufstieg geht's nun weiter hinunter bis in flachere Gefilde. Diesmal halte ich mich eher links, also auf der anderen Seite als beim Hinweg, um zurück zur Engstligenalp zu gelangen.

Kurze und eher unspektakuläre Tour, die bei guten Verhältnissen keine besonderen Schwierigkeiten aufweist. Die Wertung WT3 ist vielleicht etwas hoch gegriffen. Bei erheblicher Lawinengefahr ist ein Verzicht angeraten wegen möglicher Fernauslösungen. Auslaufbereiche von steileren Hängen sind zu beachten. Die Route folgt im Grossen und Ganzen dem Sommerwanderweg.

SLF: mässig (Nassschneelawinen im Tagesverlauf)