Die Gaichtspitze - ideal für die Randzeiten

Die Tannheimer Berge sind nicht nur markante, fast schon dolomitenhafte Erscheinungen am Ostrand der Allgäuer Alpen, sie stehen gleichzeitig zurecht im Verruf, tendenziell doch ziemlich überlaufen zu sein. Deshalb weiche ich, wenn ich mich dort herumtreibe, bevorzugt auf die Randzeiten aus, beispielsweise den Spätherbst oder auch nur den späten Nachmittag. Ideal für eine kleine Abendrunde im Frühjahr eignet sich der südlichste Tannheimer Gipfel, die Gaichtspitze nämlich, die einem phantastische Ausblicke in die umliegenden Täler sowie die tolle Bergwelt gewährt.

Start der Tour ist im wunderschönen, authentischen Dörflein Gaicht, das ganz offensichtlich von den Touristenmassen, die Jahr für Jahr das Tannheimer Tal verstopfen, verschont geblieben ist. Gen Süden führt nach dem Dorf ein Fahrweg weiter, bald zweigt man gut beschildert nach links ab, steigt etwas bergan und kommt kurz darauf zu einem kleinen Pfad, der nach rechts steil vom Fahrweg abzweigt. Dieser wird nun kompromisslos verfolgt, was sowohl recht effektiv wie auch einigermaßen genussvoll ist, immer wieder gibts tolle Aussicht, zudem blühen die Krokusse, wie schön! Längere Zeit gehts steil und einfach durch den Wald, auch mal über eine längere Lichtung, dann schließt sich eine Querung eines doch recht abschüssigen Hanges an, in der derzeit noch Schneereste liegen. Darüber stapfen ist unproblematisch, aber aufpassen sollte man schon, nur deshalb gibts für diese ansonsten unschwierige T2-Tour heut mal ein T3. Danach kommt man an der gleichmäßigen, weitläufigen Gipfelflanke rauf, die unter diesen Bedingungen nun wirklich optimal zu begehen ist: raufwärts den Schnee vermeiden, runterwärts dann den für eine Abfahrt nachgerade hervorragend geeigneten Firn ausnutzen, so gewinnt man kraftschonend die Gaichtspitze. Eindreiviertel Stunden ab Gaicht hab ich gebraucht, Gesamtcharakter wie gesagt T2, kurze Stellen heute T3.

Zu schauen gibts hier viel, die Tannheimer Gruppe zeigt sich eindrücklich, das ungehinderte Panorama ist phantastisch, wow! Ich mache ordentlich Brotzeit und genieße.... mein Glück ist schier vollkommen, als ich sehe, das nicht unweit vom Gipfel sich gerade ein Adler ausruht. Ich bekomm ihn grad noch vor die Linse, dann hebt er schon ab und gleitet majestätisch durch die Lüfte, so dass ich doch tatsächlich ne Gänsehaut bekomme. Irre Viech...! Nach einer guten halben Stunde Gipfelrast steige/rutsche ich dann doch wieder bergab - den gleichen Weg zurück nach Gaicht, für den ich noch mal eine gute Stunde Abstiegszeit brauche. Insgesamt sollten dann so 3h für die Tour mindestens veranschlagt werden. Vielleicht zu den Hauptzeiten dann doch etwas mehr, wenn man sich wieder im Strom der sonnenhungrigen Touristinnen und Touristen die Wege hinaufschieben darf - aber das weiß man ja gewöhnlich als erfahrener hikr gekonnt zu verhindern...!