Sonnwendwand, Bauernwand und Scheibenwand - die ruhigen Nachbarn der Kampenwand


Publiziert von maxl , 15. April 2015 um 00:04. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:12 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der B307 westwärts nach Mühlau abbiegen. Durch den Ort hindurch, später kurz auf unbefestigter Straße zu den geräumigen, kostenfreien Parkmöglichkeiten am Ramsenbach
Unterkunftmöglichkeiten:Sonnenalm, allerdings mit direktem Seilbahnanschluss...

Diese drei Berglein führen doch eher ein Schattendasein, was ihre touristische Bedeutung betrifft, stehen sie doch im (westlichen) Schatten der völlig überlaufenen, bebahnten Kampenwand. Eben das macht sie für uns so interessant, gerade in so einer Übergangszeit, in der es nicht ganz einfach ist, adäquate Ziele zu finden. Die überwiegend südseitige Exponation, die überschaubare Höhe sowie die flexiblen Ausdehnungsmöglichkeiten ließen uns mal wieder diese Region der Alpen besuchen, was zwar in einem spaßigen, abwechslungsreichen Unternehmen gemündet ist, uns allerdings auch einige - zuweilen mit derben Flüchen garnierte - Wühlerei durch grundlosen Sulzschnee beschert hat. Etwas alpine Würze hat die ganze Unternehmung zudem noch im Bereich der Scheibenwand sowie im Abstieg über die Steinbergalm mit sich gebracht - letzterer ist derzeit nicht zu empfehlen!

Aber los! Gegen viertel vor elf stellen wir unseren fahrbaren Untersatz an den geräumigen Parkmöglichkeiten etwas westlich von Mühlau ab. Hier beginnt der Forstweg, der zunächst am recht tief eingeschnittenen Ramsenbach, später dann am Dalsenbach durch den dichten Wald führt. Eher monoton gehts dahin, immerhin die Bleamerln sprießen schon, das ist immer wieder schön! Nach einer Stunde etwa kommen wir an der Vorderen Dalsenalm raus, wir stapfen (inzwischen schon durch Schneefelder) noch etwas weiter, eine viertel Stunde lang, zur Hinteren Dalsenalp, wo es erstmal eine stärkende Rast gibt - schließlich haben wir schon ein antrengendes Freizeitprogramm am Wochenende hinter uns (beim Ali in Form einer ausgedehnten Radtour, bei mir eher in Form eines etwas zu ausführlichen Konsums alkoholhaltiger Erfrischungsgetränke...). 75min bis hier, T1.

Jetzt gehts also richtig los. Unten haben wir uns schon gefreut, die Südseiten sehen aper aus, doch schon nach wenigen Metern stellen wir fest, dass diese Freude mal wieder trügerisch war. Denn die Stapferei beginnt früher, als erhofft! Zunächst steigen wir auf dünnen Pfadspuren noch angenehm zu einem weiteren Fahrweg hinauf, der schon bald durch tiefen Schnee zur Dalsen-Diensthütte führt. Weiter gehts nun durchgängig durch tiefen Schnee in eine Art Kessel hinein, der bei diesen Bedingungen anstrengend zu durchstapfen ist. Auf seiner linken Seite prägt sich bald eine Rinne aus, an deren bewaldeten Rand wir ganz passabel hochsteigen können. Hier führt im Sommer auch ein Steig hoch, unter diesen Bedingungen allerdings gestaltet sich das ganze etwas rustikaler, T4 hats hier allerweil. Nach einer gut zu machenden Querung am oberen Rand der Rinne gelangen wir plötzlich auf eine breite Wegtrasse - hier zieht ein Fahrweg rauf, schau an. Wir gelangen in freies Gelände und kurz drauf zur Hofbauernalm, wo schon mal schöne Fernblicke zu genießen sind. Eine Stunde ab der Dalsenalm haben wir gebraucht, das geht im Sommer sicher schneller. Als Trostpflaster bleibt uns allerdings, dass es nicht mehr besonders weit zu einem ersten Gipfel ist, der klangvollen Sonnwendwand. Hierzu gehts von der Alm ein paar Meter durchs Gras bergauf, wiederum in einen kleinen (schneegefüllten - yippie!) Kessel und schließlich steil und anstrengend durch übelsten Schnee zur Gratkante hinauf. Von da sinds nur noch ein paar Meter zum netten Kreuz, das direkt an der Abbruchkante hingepflanzt ist. Gut 2 1/2 Stunden reine Gehzeit haben wir bis hierhin gebraucht, unterbrochen freilich von einigen wohlverdienten Pausen. T4 unter diesen Bedingungen, normal wohl eher T2.

Eine weitere (ebenfalls wohlverdiente) Rast später schnüren wir unsere Ränzlein wieder und verfolgen den größtenteils noch mit tiefem Schnee überdeckten Rücken ostwärts. Eine Stapfspur hats hier schon, die zwar die Orientierung erleichtert, jedoch von der Anstrengung her nicht viel hilft, denn die Schneedecke ist bis unten durchfeuchtet, wir sacken ständig ein. Hier und da können wir ein bisschen schneefrei steigen, was natürlich mit einem nicht zu vernachlässigenden Zuwachs an Höhenmetern verbunden ist. So erweist sich der Übergang als ziemlich anstrengend. Ensprechend groß ist dann auch unsere Begeisterung, als wir nach einem genussvollen, schneefreien Stück das nahe kleine Kreuzlein auf der schönen Bauernwand erspähen. Plötzlich werden die Beine wieder leichter, wir fliegen förmlich dorthin, das letzte Stück recht steil (T3, optional I). Ein klasse Platz für eine weitere kleine Pause, vor allem nach dieser extrem anstrengenden Stunde auf den Aschauer Wänden.

Direkt gegenüber winkt nun auch schon das nächste Ziel, die Scheibenwand. In knapp 20min sind wir auch dort oben, der Übergang erweist sich als unproblematisch, da die steilen Stellen (unter normalen Bedingungen T3,I) schneefrei sind. Hier oben hats einen tollen Blick auf den Chiemsee sowie auf die Kampenwand. Auch die Fernblicke werden immer besser, denn die Bewölkung wird zusehends lockerer, wie schön. Eine weitere Rast später steigen wir also wieder ab. Der Direktabstieg zur Bergstation der Kampenwandbahn (dort ist gerade Feierabend - fein!) erweist sich als ziemlich kernig, denn er führt gemein steil durch tiefen, völlig unzuverlässigen Schnee direkt durch die Ostflanke hinab. Ausrutschen ist an vielen Stellen verboten, gleichzeitig aber auch nicht unwahrscheinlich (zweimal kurz T5). Unter normalen Bedingungen ist der Abstieg wohl nicht schwer, jetzt aber haben wir ziemlich zu kämpfen, kommen aber schließlich wohlbehalten an den Gebäuden im Sattel zwischen Scheibenwand und Kampenwand an.

Der Ali drängt nun auf ein weiteres Ziel, denn der Hemmerstein hat schon verlockend herübergewunken. Wir schauen noch kurz in diese Richtung, beschließen dann aber ob der fortgeschrittenen Zeit, doch den Abstieg anzugehen. Auch dieser erweist sich als abenteuerlicher, als eigentlich erwartet. Der Weg hinab von der Sonnenalm zur Steinbergalm führt durch einen Kessel, wir aber befinden uns dummerweise auf dem Rücken rechts daneben, dazwischen ist ein ungangbarer Abbruch. Da sich aber auf dem Rücken uralten Skispuren zeigen, stapfen wir ihn hinab, in der Hoffnung, irgendwo passabel zum Wimbach absteigen zu können. Und tatsächlich kommt irgendwann eine Schwachstelle, das ist auch gut so, denn ein Aufstieg durch den schweren Sulz wär jetzt kein Vergnügen! Diese Schwachstelle wiederum ist aber nicht so schwach, dass wir nicht erneut ins Schwitzen kämen, denn sie erfordert höchste Konzentration auf dem enorm rutschigen Waldboden im abschüssigen Gelände (wiederum kurz T5). Danach gehts nur noch durch den tiefen Sulz bergab, über den rauschenden Wimbach und auf die Fahrstraße, die wir auf etwa 1000m erreichen. Uff, das wär mal geschafft. Eine äußerst rustikale Stunde ab der Bergstation sind wir wieder auf sicherem Terrain.

Doch schau an, eine Herausforderung kommt noch. Zunächst gehen wir angenehm den Fahrweg bergab, hier und da durch Schneefelder, dann kurz links und auf den Steig, der den Wimbach entlang bergab führt. Sehr schön zu gehen. Bald wird auch er zum Fahrweg, der breiter und breiter wird. Doch ein recht hohes Gatter stellt sich uns in den Weg, eine Tierfütterungsstelle, die wohl nicht betreten werden darf. In diesem Falle bleibt uns freilich nicht viel übrig, zwei kleine Klettereinlagen später kommen wir also am vom Aufstieg schon bekannten Fahrweg am Dalsenbach raus. Jetzt müssen wir wirklich nur noch die paar Meter zum Auto gemütlich auslaufen, an dem wir doch schon etwas abgemüht um halb sieben abends, also nach knapp 8h, rauskommen. Als reine Gehzeit sollte man auch bei guten Bedingungen 6h schon einkalkulieren. Doch diese Runde empfiehlt sich eher fürs Frühjahr, kann man sie doch beliebig ausdehnen oder abkürzen - und langweilig, das wirds einem hier normal auch nicht! Wir kommen wieder, keine Frage!!

Tourengänger: maxl, AIi


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