Kellenspitze (2.247 m), Schneid (2.008 m) und Gehrenspitze (2.164 m)


Publiziert von Manu81 , 26. November 2014 um 23:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:12 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1810 m
Abstieg: 1810 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto bis zum Parkplatz an der Materialseilbahn des Gimpelhauses (gebührenpflichtig)

Auf den Saisonhöhepunkt 2014 musste man aufgrund des doch recht bescheidenen Sommers sehr lange warten... Doch: Ende gut, alles gut! Nachdem nun also endlich ein Wochenende mit voraussichtlich annehmbarem Wetter im Anmarsch war, war also klar: es geht (endlich) wieder in die Berge :-)

Ziel war, zum einen eine landschaftliche schöne und aussichtsreiche Tour im Tannheimer Tal zu finden, und außerdem ein gewisses Maß an Anspruch (für meine Verhältnisse...) zu realisieren.  Die Wahl war recht schnell klar: die östlichen Tannheimer Hauptgipfel Kelle- und Gehrenspitze, eventuell kombiniert mit dem Westgrat der Schneid.

Um 7 Uhr geht es also am Parkplatz an der Talstation der Materialseilbahn des Gimpelhauses los.Über das Gimpelhaus erreichen wir recht zügig die wunderschön gelegene Nesselwängler Scharte (2.004 m). Inmitten einer bizarren Felsszenerie hat man hier erstmals einen Ausblick nach Norden in Richtung Reintal, Otto-Mayr-Hütte, Schlicke und Vorland. Von dort aus geht es nun rechts um eine Geländekante herum in steilen Grashängen, teils schrofig im Wesentlichen unterhalb parallel zum Westgrat bis zu einem ersten Abstieg in eine Schlucht. Dieser Kamin ist meiner Ansicht nach auch gleich die klettertechnische Schlüsselstelle der Tour (nachdem die IIer-Klemmblockstelle massiv entschärft wurde...). Den Abstieg in einem engen, steilen Kamin würde ich in den obersten Metern durchaus mit I+ vielleicht auch II- einschätzen, vor allem für etwas kleiner gewachsene Personen... Untenraus wird der Kamin dann deutlich einfacher. Nach diesem kleinen Abstieg quert man eine steile Schrofenflanke, teils in leichter Kletterei (I), teils auch etwas ausgesetzt bis zum Einstieg in die vielzitierte Rinne. Hier wird man immer wieder mit schöner Ier-Kletterei konfrontiert - jedoch niemals ausgesetzt. Die vielfach erwähnte ehemalige Schlüsselstelle ist durch Eisenbügel und Drahtseil massiv entschärft worden und stellt keinerlei Probleme mehr dar. Am Ausstieg der Rinne wird es nochmal etwas anspruchsvoller, die letzten Meter zum Gipfel (2.247 m) sind wieder Gehgelände. Der Ausblick vom geräumigen Gipfel ist überwältigend - vor allem ist die gesamte weitere Tour sowie zukünftige Ziele (Gimpel...) perfekt einsehbar :-)

Nach einer wohlverdienten Frühstückspause machen wir uns an den Abstieg. Dieser ist alles in allem recht problemlos. Auch die Kaminstelle, die im Aufstieg abgeklettert werden musste ist nun recht harmlos.

Zurück in der Nesselwängler Scharte nehmen wir den Höhenweg in Richtung Sabachjoch. Zunächst geht es über ein grobes Blocksteinfeld, dann über Schuttfelder (teils abfahrbar), vorbei am Einstieg des neuen Kellespitz-Klettersteiges bis ins Sabachjoch.

Hier entscheiden wir uns spontan die Schneid (2.008 m) "mitzunehmen". Der Anstieg über den Westnordwestgrat ist spannend und sehr kurzweilig. Teils recht ausgesetzte Stellen an einem stark zusammengezogenen Gras-, Fels- und Wurzelgrat setzen aber eine gewisse Schwindelfreiheit voraus. Klettertechnisch werden jedoch keine hohen Anforderungen gestellt. Über den Nordgrat steigen wir dann ins Gehrenjoch ab (problemlos), und nach kurzer Pause weiter in Richtung Gehrenspitze.

Zunächt geht es über Schrofen, teils leicht ausgesetzt bis zum Einstieg in die Rinne. Hier ziehen wir wieder - wie auch schon an der Kellespitze - unsere Helme auf. Es sollte eine sehr gute Entscheidung sein! Die Rinne ist gut zu klettern (I), nicht übermäßig steil und immer sehr gut gestuft.

Nach dem Ausstieg aus der Rinne wird es nun deutlich ausgesetzter. In immer noch einfacher  Kletterei geht es in die Nordflanke, in Richtung der vom Gipfel herabziehenden Rinne. Hier gibt es ein paar recht abschüssige und teils auch glatte, schmierige Platten, die man schon vertragen können muss. Über I+ hinaus geht es jedoch nicht. Wichtig ist, dass man sich vor Erreichen der Schlucht nach rechts wendet und die Flanke bis zum Grat hoch durchklettert. Dort geht esdann luftig aber einfach bis zum Gipfel der Gehrenspitze (2.164 m). Hier eröffnet sich ein umwerfender Blick auf den Reuttener Talkessel und den in letzter Zeit in Mode gekommenen Grat von der Kleinen Gehrenspitz. Einfach traumhaft!

Auch der Abstieg von der Gehrenspitze war doch deutlich einfacher machbar, als im Aufstieg erwartet. Teils sind wir die Platten auf dem "Hosenboden abgerutscht", teils abgeklettert - alles aber wie gesagt gut machbar. Der kritischste Moment der Tour sollte noch kommen...

Nach Durchstieg der Rinne, löste eine etwa 200 m hinter uns gehende Gruppe einen massiven Steinschlag aus. Wir konnten von Glück sagen, dass wir grade aus der Rinne ausgestiegen waren - es hätte sonst kein Entkommen gegeben. Teils kamen Brocken herunter, bei denen sicherlich auch kein Helm mehr geholfen hätte! Dennoch: man liest immer wieder in zahlreichen Tourenberichten, dass die Rinnen an Kelle- und Gerenspitzesteinschlag gefährdet seien. Ich kann das nun aus eigener Erfahrung absolut bestätigen und möchte daher nochmal in aller Deutlichkeit darauf hinweisen: HIER IST HELM PFLICHT!!!

Mit leicht erhöhtem Adrenalinspiegel machen wir uns nun an den Abstieg über Gehrenjoch, Sabachjoch (blöder Gegenanstieg! ;-)), vorbei an der Schneetalalm bis nach Nesselwängle. Für mich war es trotz allem eine wunderschöne Fünfsterne-Tour!



Tourengänger: Manu81


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