Der Gornergrat von Cogne


Publiziert von his , 13. September 2014 um 11:06.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum: 5 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:20km
Kartennummer:IGC 101, Gran Paradiso-La Grivola-Cogne

Die Punta Pousset wird in diversen Gebietsführern als "Gornergrat von Cogne" bezeichnet. Es gibt mit dem tatsächlichem Gornergrat einige bedeutsame Unterschiede: keine künstlichen Aufstiegshilfen und damit auch deutlich weniger bis überhaupt keine Besucher. Im Gipfelbuch der Punta Pousset sind die Eintragungen rar gesät. Um überhaupt auf diesen Grat zu gelangen ist ein vielstündiger Anmarsch mit mindestens 1.500 Höhenmeter notwendig.

In Vorfreude auf diese Gornergrataussicht starte ich in dem Ort Cretaz im Valle de Cogne unweit eines Parkplatzes. Hier in der Gran-Paradiso-Region gibt es reichlich Wegweiser und eine durchgehende Wegenummerierung. Also geht es erst einmal einige Stunden durch den Wald aufwärts. Nach ca. 1.000 Höhenmeter wechsle ich aus dem Vallone de Vermiana um einen Bergrücken herum und an einer Parkrangerhütte vorbei, in das Vallone del Pousset. Dort geht es gut markiert im offenen Gelände aufwärts, mit Sicht auf den ersten Gipfel dieses Tages. Dann ist die Abzweigung zur Punta Pousset erreicht. Von dort führt der schmale Weg immer noch gut markiert in Richtung des Felszacken Punta Pousset. Hier habe ich heute auch den ersten Sichtkontakt zu einigen Steinböcken. Jetzt endet der Pfad an der Felsbastion der Punta Pousset und bis zum eigentlichen Gipfel ist Klettern angesagt. Zuerst lasse ich die Wanderstöcke zurück. Als ich mich dann noch durch einige Spalten zwängen muss, deponiere ich auch noch den Rucksack. So aller Last entledigt stehe ich auf den Felsen der Punta Pousset (deswegen auch ein IIer). Mit einigem auf und ab unter Benutzung auch von neu installierten Ketten gelange ich zu dem Gipfelkreuz. Von hier oben kann ich den Kamm, der sich bis zur Punta Rossa hinaufzieht gut überblicken. Leider kann ich diesen nicht unmittelbar nach der Punta Pousset  begehen, da einige Felszacken diese Angelegenheit problematisch machen könnten. Also steige ich nach der Gipfelpause wieder 200 m hinab auf den Hauptweg. Auf diesem erreiche ich das nächste Gratziel, das Bivacco Gratton. Hier besteht ein guter Ausblick auf den Gipfel Grivola mit dem davor liegenden Trayozgletscher. Nach kurzer Pause geht es nun immer auf dem Grat entlang. Das heißt erst einmal geht es eine plattige Schulter hinauf. Dabei sollte man sich links halten. Ich hatte mich erst rechts orientiert, die gelbe Punktmarkierung führt auf den Trayozgletscher Richtung Grivola und hangwärts kommt man sehr schnell in steiles instabiles Plattengelände. Nach Überwindung dieses Hanges sind auch wieder Steinmänner auszumachen und man erreicht flott im flacheren Gelände die deutlich sichtbare Wegspur auf die Punta Rossa. Ab hier zieht sich zu dieser Jahreszeit ein fast schnee- und eisfreier Weg bis zum Gipfel der Punta Rossa. Ich musste lediglich ein kleines vereistes Schneefeld passieren, was aber ohne spezielle Ausrüstung sehr gut vertretbar war, da hier die Absturzgefahr sehr gering ist. Oben angelangt zeigte sich die Aussicht nicht von der besten Seite, zumal für den heutigen Tag ein Schlechtwettereinbruch zum Nachmittag angekündigt war. Deshalb stieg ich wieder zügig über den langgezogen Grat der Punta Rossa ab. Dabei wählte ich den mir schon bekannten Weg Richtung Colle della Rossa. Hier im vegetationslosen Gelände sollte man sich streng an die Steinmannmarkierungen halten, da hier keine Farbmarkierung existiert. Nach Durchquerung der großen Runse auf der Westseite der Punta Rossa und leichtem Gegenanstieg, stehe ich auf dem Pass. Hier mache ich noch einen Abstecher zu dem einfachen Dreitausender der Cresta del Lauson. Wenn die Sicht mitspielt, kann man in das Tal schauen, in dem die Sellahütte steht. In das Colle della Rossa wieder zurückgekehrt, nehme ich den Abstieg unter die Füße. Der gesamte Abstiegsweg (Nr. 25) ist in einem hervorragenden Zustand, so dass man in kürzester Zeit wieder in dem kleinen Ort Cretaz angelangt. Während des Abstieges passiere ich einige aufgelassene Almen (Vermiana superior und inferior), auf den sich reichlich Murmeltiere vergnügen.

Wer diese Tour angeht, darf keine Vernichtung von Höhenmetern scheuen und wird dafür mit tollen Aussichten und hohem Einsamkeitspotential belohnt. Nachträglich gesehen, ich war im vordigitalen Zeitalter tatsächjlich einmal auf dem Gornergrat unterwegs, kann diese Tour es durchaus mit dem Gornergrat aufnehmen.

Tourengänger: his


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Geodaten
 34572.gpx Tourenskizze, kein GPS!

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Kommentare (1)


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lampbarone hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2017 um 13:55
Das Gipfelbuch existiert (Stand August 2017) nicht mehr. In der Box liegen leider nur noch ein paar lose Blätter.

Den direkten Gratübergang zum Bivacco Gratton fand ich ich Nachhinein von oben betrachtet machbar. Nur bei einem Felsturm müsste man links in etwas steileres Grasgelände ausweichen. Diese Angabe ist ohne Gewähr, ich bin auch auf den ursprünglichen Weg abgestiegen und hab mich später etwas geärgert.


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