Gratüberschreitung Brennerspitze (2877 m) - Seblaskreuz (2353 m)


Publiziert von gbh , 13. Juni 2015 um 23:47.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:19 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Bus (Linie STB) von Innsbruck Hauptbahnhof nach Krößbach (Fahrradmitnahme möglich).

Der Grat zwischen Brennerspitze und Seblaskreuz trennt das Obergtal vom Stubaital. Die Gratüberschreitung in West-Ost-Richtung ist eine lohnende und angenehm einsame Unternehmung, mit Bikeauffahrt zur Midleraunalm erspart man sich 600 Höhenmeter im Abstieg.

Man startet bei der Bushaltestelle in Krößbach. Von dort fährt man mit dem Mountainbike zuerst kurz steil, dann in angenehmer Steigung auf einem Asphaltsträßchen nach Oberegg und dann weiter auf dem etwas groben, aber angenehm fahrbaren Almweg durch schönen Wald bis zur letzten Kehre vor der Milderaunalm (schöne Lichtung mit Rastbank), dort Bikedepot (ca. 45 Min.).

Zu Fuß geht es weiter weiter zur leider nicht mehr bewirtschafteten und etwas heruntergekommenen Milderaunalm (letzte Gelegenheit, die Wasservorräte zu ergänzen), dann über die Almwiese und lichten Wald auf einem guten Steig bergauf, immer den Schildern zur Brennerspitze folgend. Der Weg erreicht schließlich das Hühnerspiel, eine sanfte Geländeschulter, an der der scharfe Ostgrat zur Brennerspitze ansetzt.

Hier geht es zuerst durch eine steile Wiesenflanke, dann immer am Grat über Gras und kleine, teils gesicherte Schrofenstufen (gelegentlich I, aber unschwierig und auch nicht besonders ausgesetzt - bei Nässe v.a. im Abstieg aber sicher unangenehm) bergauf. Zuletzt quert der Steig nach links in die Flanke hinaus auf den schon lange sichtbaren Vorgipfel zu. Zuletzt geht es durch eine harmlose, mehr als gut gesicherte plattige Verschneidung zum Vorgipfel und entlang des plattigen Grats (Drahtseil) unschwierig in eine Mulde unter dem Hauptgipfel. Von dort über Schutt hinauf zum Gipfel mit schönem Kreuz, Bank und traumhafter Aussicht (2,5 h ab Bikedepot).

Zum etwas höheren Westgipfel folgt man zuerst Steigspuren links des Grats. Wenige Meter vor einer kleinen Scharte wechselt man auf die rechte Gratseite, steigt über Platten in die Scharte und von links zum Gipfel mit Steinmann (I).

Der Weiterweg über den Ostgrat beginnt direkt beim Gipfelkreuz am Hauptgipfel. Zuerst geht es ziemlich mühsam und steil über Blöcke, Platten und Schutt hinab in das Blockkar westlich der Mittergratspitze. Der Steig quert nun unterhalb der Mittergratspitze das Kar aus, der Gipfel wird nicht berührt.

Will man den Gipfel dennoch mitnehmen, bietet sich als Alternative zur Gratüberschreitung (laut AV-Führer III-, dazu ist das Gestein v.a. am Südgrat sehr brüchig) ein Anstieg durch die Westflanke an: Am Steig so lange queren, bis man ziemlich direkt unter dem Gipfel steht (zwei Rinnen, die davor zum Grat hinaufführen würden, lässt man unberührt - sie sind steiler, als es von unten aussieht, und sehr brüchig). Über die hier nur mehr mittelsteile Flanke über Schutt, Grasschrofen und kleine Felsstufen (I-II), tendenziell immer eher rechts haltend, bis unter die Gipfelblöcke. Wenn man direkt unter den Gipfelfelsen steht, quert man auf dem oberen, schmalen Grasband nach links hinaus auf den Grat steig über den plattigen Grat wenige Meter zum Gipfelsteinmann (II, 1 h ab Brennerspitze).

Der Gipfelanstieg zur Mittergratspitze ist technisch nicht besonders schwierig, aber sehr brüchig, am Grat auch etwas ausgesetzt, ausrutschen sollte man nirgends und ein bisschen Orientierungssinn sollte man auch mitbringen. Außerdem empfiehlt es sich, sich den Verlauf des Anstiegs für den Abstieg gut einzuprägen, das Gelände ist ziemlich unübersichtlich. Gipfelauf- und abstieg zur/von der Mittergratspitze würde ich daher alles in allem mit T6- bewerten.

Wieder am Steig zurück, führt der Weg in den Sattel zwischen Mittergratspitze und Gamsspitzl (P 2706). Von hier weglos kann man auch diesen Gipfel unschwierig mitnehmen: immer am Grat oder rechts davon zum Gipfelsteinmann des denkbar unspektakulären Gamsspitzls (1,45 h ab Brennerspitze).

Vom Gipfel könnte man zwar weiter am Grat absteigen, durch den groben Schutt wirkt diese Variante aber eher mühsam. Bessere Alternative scheint zu sein, rechts haltend über Schutt in eine kleine Mulde und von dort wieder auf den Weg hinunter abzusteigen.

Der schmale Steig führt weiter über den einfachen Block- und Wiesengrat, über einen unbenannten Zwischengipfel (Gipfelstange) und die Seblasspitze (als einzige ohne Gipfelzeichen) bis zum Seblaskreuz, zu dem ein kurzer, gar nicht so einfacher Blockgrat (I-II) hinaufführt (3 h ab Brennerspitze).

Aber hier auf wieder auf deutlicher ausgeprägtem Steig durch Almrosenstauden und Almwiesen hinunter zur Brandstattalm, die einzige - und sehr empfehlenswerte - Einkehrmöglichkeit auf dieser Tour.

Man bleibt kurz am Fahrweg, kürzt dann bei der zweiten Kehre über einen Steig ab (bei einer Abzweigung am Steig rechts halten) und landet dann wieder am Fahrweg. Über diesen wandert man ziemlich eben nach rechts bis zum Bikedepot zurück (4,5 h ab Brennerspitze).

Mit dem Rad zuerst am Auffahrtsweg hinunter, in der 4. Kehre hält man sich dann geradeaus (Richtung Bichlhof/Milders) und rollt zuletzt auf Asphalt nach Milders zurück. Von Milders entweder mit dem Bus oder mit dem Fahrrad (ca. 30 km, großteils eben und bergab mit wenigen kurzen Gegenanstiegen, 1,5 h) nach Innsbruck zurück.

Fazit: Eine landschaftlich äußerst schöne, im Bereich der Gratüberschreitung auch sehr einsame (keinen Menschen getroffen) Tour, die - abgesehen vom Abstecher zur Mittergratspitze, auf den man üblicherweise verzichten wird - zwar Trittsicherheit verlangt, aber keine besonderen technischen Anforderungen stellt und auch kaum ausgesetzte Passagen aufweist. Nicht unterschätzen darf man allerdings die Weglänge - der Grat zieht sich ziemlich in die Länge, v.a. am Anfang kommt man durch den schuttigen und blockigen Untergrund nur langsam voran. Außerdem sollte man genügend Wasser mitnehmen (zwischen Milderaunalm und Brandstattalm gibt es keinen Bach) und auf stabiles Wetter achten.

Tourengänger: gbh


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