Nördliche Fuchskarspitze und Kesselspitze


Publiziert von quacamozza , 23. Juli 2014 um 12:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:19 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1370 m
Strecke:Giebelhaus-Prinz Luitpold-Haus-Nördliche Fuchskarspitze-Kesselspitze-Bockkarscharte-Prinz Luitpold-Haus-Giebelhaus (18 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bad Hindelang nach Hinterstein Ortsende P Auf der Höh (Tagesgebühr 2,50 €), weiter mit Bus (einfache Fahrt 4,30 €) oder Bike zum Giebelhaus
Unterkunftmöglichkeiten:Prinz Luitpold-Haus
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 4 Allgäuer Hochalpen Hochvogel, Krottenkopf

HD - Das bürgt nur beim Fernsehen für gute Qualität. Beim Bergsteigen sieht's da leider etwas anders aus. Der Hauptdolomit in der Hochvogelgruppe ist mit das Bröseligste, was das Allgäu in dieser Hinsicht zu bieten hat.

Die Kesselspitze (in älteren AVF als "Kesselkopf" bezeichnet) ist ein aufgrund seiner spitz zulaufenden Form von weitem sichtbarer Aussichtsgipfel mit äußerst brüchigem Gestein. Diese Tatsache und das Fehlen eines Wanderwegs führen dazu, dass der Gipfel weder beim Übergang von Prinz Luitpold-Haus zur Landsberger Hütte noch als selbständiges Ziel oft aufgesucht wird. Ein Gipfel für Individualisten also.

Die Nördliche Fuchskarspitze ist dagegen mit einem markierten Wanderweg ausgestattet, der freilich bei weitem nicht die Begeherzahlen des allseits dominierenden Hochvogels vorweist.

Die Überschreitung von Gipfel zu Gipfel ist eine kurze, aber anspruchsvolle Unternehmung in brüchigem Fels, für die absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein gewisses Kletterkönnen vonnöten sind.


Zur Schwierigkeit:

Nördliche Fuchskarspitze: T 4-

Übergang zur Kesselspitze: stellenweise T 6- und eine Stelle III-, dazu häufig II in sehr brüchigem Fels. Leider findet man an der Schlüsselstelle kein gutes Gestein vor. Die Griffe/Tritte sind häufig groß und theoretisch in ausreichender Zahl vorhanden, aber viele sind einfach nicht zu gebrauchen und würden sofort ausbrechen (bzw. sind bei unserer Begehung tatsächlich ausgebrochen).
Die Bewertung im alten AVF (Südgrat; I) ist unzutreffend.

Kesselspitze-Nordwestgrat: T 5+ und II


Zur Ausrüstung:

Ohne Seil NUR für absolut sichere Begeher, die den III. Grad seilfrei und in brüchigem Fels beherrschen. In der Gegenrichtung empfehlen wir den Seilgebrauch noch mehr, denn die Schlüsselstelle ist im Abstieg ungesichert kaum zu verantworten. Leider fehlt oben ein Standhaken.


Zum Zeitbedarf:

Giebelhaus-Prinz Luitpold-Haus: 1 Std 35 min
Prinz Luitpold-Haus-Nördliche Fuchskarspitze: 50 min
Nördliche Fuchskarspitze-Kesselspitze: 1 Std
Kesselspitze-Bockkarscharte: 30 min
Bockkarscharte-Prinz Luitpold-Haus: 40 min
Prinz Luitpold-Haus-Giebelhaus: 1 Std 20 min



Der Weg bis zur Nördlichen Fuchskarspitze braucht nicht mehr beschrieben zu werden. Dazu habe ich *hier alles Nötige mitgeteilt.

Vom Gipfel der Nördlichen Fuchskarspitze zunächst noch kurz auf dem Wanderweg zurück und auf der Grathöhe weiter abwärts. Eine kleine Stufe wird hinuntergeklettert (I-II), dann geht's auf zunächst breitem Rücken weiter. Schnell verschmälert sich der Grat und stellt uns einige ausgesetzte und vor allem sehr brüchige Türmchen in den Weg (meist I, Gehgelände bis T 5-6). Die ersten überklettern wir noch. Kurz vor Erreichen der tiefsten Scharte (2188m) mogeln wir uns an der linken Seite in sehr brüchigem Fels um einen jenseits abbrechenden Gratturm herum (II).
Der folgende überhängende Turm in Schartennähe kann problemlos umgangen werden. Der Gegenaufstieg zur Kesselspitze beginnt mit einem echten Schmankerl.

Eine im unteren Teil überhängende Nase mit einer darauf aufliegenden schrägen Plattenstufe will bezwungen werden (Schlüsselstelle der Tour, III-, Griffe am besten doppelt und dreifach prüfen, hier ist jede Hektik fehl am Platz).
Links ausholend erklimmen wir die Nase. Eine prickelnde Angelegenheit mit garantiertem Nervenkitzel! Wer den ultimativen Kick braucht, kann hier auch absteigen, was allerdings verantwortungsbewusste Bergsteiger nicht seilfrei tun sollten. Dann geht's über die kleingriffige Platte weiter (unten noch kurz III-, dann II) in humaneres Terrain. Die weiteren Aufschwünge sind dagegen eher von der gemäßigten Sorte (I-II). Vor allem kann man sich zwischendurch in leichtem Gelände entspannen oder bereits jetzt die rechte Flanke benutzen. Bald schon ist rechter Hand eine schräg hochziehende grüne Flanke erkennbar. Wir erreichen die eher unauffällige Südgratscharte.

Jetzt verlassen wir den nach oben wieder steiler werdenden Grat und steigen in der Grasflanke rechts aufwärts auf den obersten Ostgrat (T 4-5). Zum Schluss über diesen Grat leicht auf den Gipfel der Kesselspitze (2284m). Hier oben befindet sich wie auf dem benachbarten Glasfelderkopf ein weißer Grenzstein. GK und GB existieren dagegen nicht. Viele Einträge hätte das GB sicherlich nicht vorzuweisen.
Hier kann man sich guten Gewissens faul ins Gras legen und Sonne tanken.


Vom Gipfel steigen wir kurz hinab an den oberen Rand einer Stufe, klettern diese in Richtung Bockkarscharte hinunter (II; nicht auf den linken Seitengrat halten) und verlieren in leichterem brüchigem Gelände an Höhe. Kurz weichen wir nach links aus, dann halten wir uns wieder direkt am Grat, den wir bis zum Abbruch direkt über der Bockkarscharte nicht mehr verlassen. Im unteren Teil warten noch einige ausgesetzte Türmchen (I-II) auf ihre Überkletterung. Zwei gut sichtbare Steinmännchen in der linken Flanke müssen wir ignorieren. Die weisen uns einen direkten Weg Richtung Luitpold-Haus.

In der letzten großen Geröllreiße vor dem Abbruch heißt es dann endgültig Abschied nehmen von der Grathöhe (nicht markiert, aber gut zu finden). Die Rinne ist schuttig, steinschlägig und führt über einen kurzen, bereits von oben sichtbaren Absatz (I+) hinweg. Zwischendurch kann man im Geröll einige Meter abfahren, sonst hält man sich tendenziell in Abstiegsrichtung rechts an der Begrenzungswand. Vorsicht bei mehreren Personen. Hinter einer kleinen Ecke sehen wir bereits die etwas über uns liegende Bockkarscharte. Über Schrofen (T 4) geht es hinüber und über den kurzen Graskamm in die Bockkarscharte (2164m).

Damit liegen alle Schwierigkeiten hinter uns. Nur noch eine halbe Stunde, dann gibt's auf der Terrasse des Luitpold-Hauses einen großen Schlick zu trinken. Über die bekannten Wege ziehen wir ein weiteres Mal talwärts Richtung Giebelhaus.


Ein Alternativanstieg zur Kesselspitze, der wohl überhaupt leichteste Anstieg, führt aus der oberen Mulde unter dem tiefsten Sattel zwischen beiden Gipfeln mühsam in die Südgratscharte (viel Geröll, besser als Abstiegsweg geeignet) und dann wie oben beschrieben zum Gipfel. Diese Variante bietet allerdings bei weitem nicht denselben Erlebniswert wie die beiden von uns begangenen Routen.






Tourengänger: quacamozza, yuki


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