Zugspitze, 2962m via Gatterl


Publiziert von Linard03 , 22. Juli 2014 um 12:28.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:18 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 2113 m
Abstieg: 179 m
Strecke:Talstation Ehrwalder Almbahn - Hochfeldernalm - Gatterl - Knorrhütte - Sonn-Alpin - Zugspitze
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW oder Bus zur Talstation der Ehrwalder Almbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:per Bus des Zugspitz-Regionalverkehrs zur Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn

Es ist schon eine Weile her (ca. 1997), da war ich schon einmal auf der Zugspitze – damals bin ich jedoch in Begleitung meiner Familie mit der Bahn hinaufgefahren. Der Wunsch war also mittlerweile da, den höchsten Berg Deutschlands auch mal vollständig zu Fuss zu erklimmen.
 
Allerdings musste ich in den letzten Jahren feststellen, dass das Zeitfenster, wo die Bedingungen gut sind, ziemlich kurz ist. In der Regel beschränkt sich das auf Juli/August: im Juni liegt oftmals noch zu viel Schnee, im September fällt oft bereits wieder der erste Schnee. Also eher „schwierig“ für mich, da Juli/August meist mit Familienurlaub und anderen Aktivitäten zusammenfällt.
 
Nach erneut schlechtem Wetter und wiederholtem Schneefall zeichnete sich jedoch ein kurzes Schönwetterfenster ab, welches genutzt werden wollte. Nur, welche Route soll’s denn sein? Höllental? Ist den zahlreichen Beschrieben nach sicher die abwechslungsreichste und spannendste Route; ich hatte jedoch keine Lust, die ganze Ausrüstung mitzuschleppen. Reintal? Klang für mich irgendwie zu wenig reizvoll. Bleiben noch die 2 Zustiege von der österreichischen Seite. Der kürzeste und direkteste Weg via Stopselzieher schien mir zu schattig, also blieb noch der Aufstieg via Gatterl – ein offensichtlich landschaftlich sehr schöner Weg (siehe auch Bemerkungen ...).
 
Am Donnerstag fasste ich während der Arbeit den Entscheid, fuhr am Abend relativ spät los und erreichte via Fernpass erst kurz vor 23 Uhr das Dorf Ehrwald, welches ich bereits aus einem früheren Urlaub kannte. Um diese Uhrzeit war es allerdings nicht nur draussen finstere Nacht, sondern auch alle angeschriebenen Häuser hielten offensichtlich bereits Nachtruhe …
 
So schwand schnell die Hoffnung auf eine spontane Übernachtungsmöglichkeit für ein paar Stunden und ich fuhr auf direktestem Weg zum Parkplatz an der Talstation der Ehrwalder Almbahn (1108m). Entspricht zwar überhaupt nicht meinem Stil und ich dachte eigentlich nicht, dass es in meinem Alter noch zu dieser Premiere kommen wird: eine Übernachtung im Auto auf dem Parkplatz …
 
Nun ja, was soll’s; ich wollte ja sowieso möglichst früh starten und für ein paar Stunden werde ich’s im Auto schon aushalten … Ganz so bequem war’s natürlich nicht …; um 03.30 Uhr hielt ich es nicht mehr aus und stand auf. Es war eine klare Nacht und der Mond (Halbmond) gab genügend Licht. Kurz vor 4 Uhr zog ich los und begab mich auf den Max-Klotz-Weg, dem Wanderweg zur Ehrwalder Alm hinauf.
 
Schon etwas gewöhnungsbedürftig, mitten in der Nacht allein auf dem Wanderweg unterwegs zu sein, wo tagsüber ziemlich Betrieb herrscht … Etwas schwierig auch, einen guten Rhythmus zu finden, denn der Weg bis zum Ziel war ja noch ziemlich weit – und ein paar steilere Abschnitte gab es auch bereits bis zur Ehrwalder Alm (1502m), welche ich nach ca. 50 Min. erreichte.
 
Eine erste Pause war fällig und ich genoss die stille Umgebung. Weiter ging’s zur Pestkapelle, wo der etwas steilere Weg abzweigt, welcher zur Hochfelderalm (1732m) hinaufführt. Etwas oberhalb der Alm rastete ich nochmals, um das Sonnenaufgang-Spektakel zu geniessen. Weiterhin kein Mensch weit und breit – aber natürlich auch nicht weiter verwunderlich; es war ja erst kurz vor 6 Uhr …
 
Kurz vor einer Anhöhe erblickte ich das erste Rudel Gemsen; ich sollte bis zum Gatterl noch einige Rudel entdecken; es waren wohl insgesamt an die 80 Tiere … Und hier kam auch endlich die Sonne! Man verliert nun einige Höhenmeter bis zum Feldernjöchl (2045m), von wo aus ich erstmals das Gatterl von weitem sah.
 
Nochmals einige Meter absteigen, dann ging’s zur Sache – wobei der Aufstieg zum Gatterl viel dramatischer aussieht als es effektiv ist. Das Drahtseil braucht man nicht zwingend; zwei, drei Griffe in die Felsen tun’s auch. Dann steht man auch schon am Grenzübergang Österreich / Deutschland, dem Gatterl (2008m). Von hier aus erblickt man einerseits den Zugspitzgipfel, andererseits die Knorrhütte, welche allerdings auch noch etwas entfernt ist.
 
Die Querung zog sich tatsächlich noch etwas hin, bis ich um 07.45 Uhr die Knorrhütte (2052m) erreichte. Hier begegnete ich auch erstmals wieder anderen Leuten. Einige brachen gerade auf, andere wiederum sassen beim gemütlichen Frühstück. Gutes Stichwort; allerdings hatte ich keinen grossen Hunger und so bestand mein „Frühstück“ lediglich aus einer warmen Schokolade und 2 Stück Marmorkuchen … ;-)).
 
Lange wollte ich allerdings nicht rasten und brach bald wieder auf. Das erste Teilstück hinter der Knorrhütte war gleich etwas steil, danach flachte das Gelände wieder etwas ab. Auf diesem Weg ist man wohl selten allein, führt doch nebst der Gatterl- auch die Route vom Reintal hier hinauf. Viel war trotzdem nicht los: einige Leute überholte ich; hielt dann und wann ein Schwatz.
 
Auch diese Strecke (bis zur Sonnalpin) zieht sich ziemlich dahin, die nicht gerade schönen Gipfelaufbauten sowie der Gipfel selbst immer im Blickfeld. Zur Sonnalpin (2576m) selbst hätte ich nicht unbedingt aufsteigen müssen, wollte mich jedoch auch hier etwas umsehen. Unterhalb der Sonnalpin rastete ich nochmals, mit dem Blick auf den offensichtlich sehr steilen Schlusshang.
 
Dieser Abschnitt war denn auch ziemlich mühsam zu begehen: steil und rutschig auf einem Gemisch vom Geröll und Schotter; vorbei am Schneefernerhaus. Jedenfalls war ich froh, als ich die Felsen erreichte. Ab jetzt führt ein Zick-Zack-Weg in den Felsen zum Grat hinauf, alles Drahtseilversichert. Ich musste jetzt beissen, musste mehrmals pausieren, merkte die Anstrengung des bisherigen Aufstieges.
 
Dann war’s jedoch geschafft, zumindest mal den Grat … Aber nun war’s nicht mehr weit; unter den Augen der Terrasse-Gaffer kämpfte ich mich zusammen mit ein paar anderen Gipfelstürmern die letzten Meter hoch. Noch die Treppenstufen, danach stand ich auch schon auf der Terrasse des Münchner Haus. Auf den „Kultur-Schock“ war ich natürlich vorbereitet – einerseits durch die zahlreichen Berichte, andererseits durch die eigene Erfahrung, welche jedoch schon einige Jahre zurückliegt.
 
Also schnell am Gewusel vorbei, schliesslich wollte ich diesmal ganz hoch – hoch zum Gipfelkreuz. Ein Mini-Stau an der Eisenleiter (hielt sich jedoch in Grenzen), noch ums Eck, dann war’s vollbracht: ich stand am Gipfelkreuz der Zugspitze (2962m)! Ein schönes Gefühl, direkt vom Tal auf diesen Gipfel gestiegen zu sein! Ich suchte mir ein etwas exponiertes Plätzchen, wo sich niemand sonst hin getraute und genoss eine ausgiebige Gipfelrast.
 
Wie erwartet, quellte es bereits wieder um diese Zeit, die Sicht war dennoch sehr schön und reichte in die Ötztaler Alpen und bis ins Bernina-Gebiet. Nach ca. 30 Min. stieg ich wieder vom Gipfel und begab mich zurück zum Münchner Haus, wo ich mir ein herrlich kühles Weissbier und ein Würstl gönnte ;-)) Ein nettes Gespräch mit Tischnachbarn („was macht denn ein Schweizer hier, wo ihr doch so schöne Berge habt …?“) verkürzte die Mittagsrast.
 
Ich sah mich noch etwas auf den Aussichtsplattformen um, danach begab ich mich wieder auf österreichischen Boden und nahm die Seilbahn nach Ehrwald hinunter. Noch eine kurze Einkehr nahe der Talstation, dann brachte mich der Regionalbus zurück zur Talstation der Ehrwalder Almbahn; der Kreis hat sich geschlossen.
 
Fazit:
Eine herrliche und einsame Tour dank frühem Aufbruch. Die Gatterl-Tour ist sehr schön und ich kann diese nur weiter empfehlen! Die Höllental-Tour hebe ich mir für später auf; wer weiss …

Bemerkungen:
Damit ich jetzt niemandem auf die Füsse trete: zweifelsohne haben alle Zustiege ihren Reiz; was ich im Prolog erwähnt habe, ist lediglich meine persönliche Ansicht bzw. Einschätzung!
 
Zeiten (inkl. Pausen):
Talstation Ehrwalder Alm – Knorrhütte: 4 Std.
Knorrhütte – Zugspitze: 2 Std. 40 Min.

Tourengänger: Linard03


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 21420.gpx Zugspitze via Gatterl

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Kommentare (8)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2014 um 15:05
Hallo Linard03, ich gratuliere dir zur gelungenen Tour und zu den schönen Bildern! Die Zugspitze ist ein ungemein eindrucksvoller Berg, wenn man sie aus dem Alpenvorland betrachtet.

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2014 um 21:22
Danke! Und ich kann das nur bestätigen; die Zugspitze ist ein eindrucksvoller Berg - ich war nicht das letzte Mal in dieser Gegend!

scan hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2014 um 23:39
Alle Zustieg auf die Zugspitze haben ihren Reiz. Den Aufstieg über das Gatterl habe ich bisher noch nicht gemacht, schaue ich mir allerdings die schönen Bilder von dir an, wird die Tour zunehmend interessant.

Dumme Frage, wenn du um 3.30 Uhr aufgebrochen bist, hast du keine Angst gehabt dich zu verlaufen? Oder hast du eine Lampe dabei gehabt?

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juli 2014 um 20:47
dass alle Zustiege seinen Reiz haben, stimmt sicher - wie auch in meinem Bericht erwähnt. Die anderen Zustiege kenne ich leider auch nur aus Berichten mit entsprechenden Fotos.

Zu Deiner Frage: nein, Angst hatte ich keine; zum einen hatte ich mir die Route vorab gut eingeprägt, zum anderen habe ich mich bei Ankunft an der Ehrwalder Almbahn kurz orientiert, wo der Startpunkt ist und drittens - ja, eine Stirnlampe hatte ich selbstverständlich dabei ...

pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 23. Juli 2014 um 19:04
Hallo Richard,

herzliche Gratulation zum höchsten Berg Deutschlands.

Da hast Du mit Deinem kurzen Entschluss ja gute Bedingungen erwischt. Wir haben für das kommende Wochenende eigentlich auch mal wieder eine Tour auf die Zugspitze geplant - aus ähnlichen Gründen wie Du ebenfalls via "Gatterl".

Zur Zeit sehen die Wettervorhersagen aber nicht besonders gut aus - vermutlich werden wir also eher umplanen.

Viele Grüße, Andrea + André.

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juli 2014 um 20:50
Hallo zusammen,

Danke für Euer feedback!
Ich hatte tatsächlich perfekte Bedingungen erwischt, habe aber auch lange darauf gewartet ...

Die Wetterbedingungen sind derzeit generell etwas unberechenbar; Euch wünsche ich natürlich ebenso gutes Bergwetter an der Zugspitze wie ich es erleben durfte!

Gruss, Richard

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2014 um 16:54
Hallo Richard,

So flink auf das Dach Deutschlands... und es hat sich, wie ich sehe bei dem schönen Wetter gelohnt. Gratuliere dir zu einem weiteren Landeshöhepunkt. Übrigens schade dass du nicht den Abstieg über den Stopselzieher gemacht hast, die Route hätte dir sicher gefallen.

Gruss, Andi

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2014 um 17:16
Hoi Andi,

Danke Dir! Es hat sich auf jeden Fall gelohnt; landschaftlich ist es eine wunderschöne Tour! Und nebenbei waren es gute Trainings-Höhemeter ... ;-)

Der Abstieg, welcher über den Stopselzieher doch relativ steil ist, wollte ich meinen Knien nicht zumuten - da zog ich den knieschonenden Abstieg (bzw. Abfahrt) dann doch vor ...

Gruss, Richard


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