Trans Swiss Trail «2» Porrentruy-Mendrisio, Etappe 25 Airolo-Osco

Leventina: Mehr als nur Gotthard-Durchgangsverkehr.

Nicht ohne Schadenfreude brausen wir per Bahn am langen, ferienbedingten Gotthardstau vorbei. Erfreut gucken wir nach dem Tunnel aus dem Zugsfenster. Die Sonne – viele Mittellandschweizer erinnern sich vielleicht noch an dieses grosse gelbe Ding, das früher jeden Tag im Osten aufging – scheint in Airolo, nur leichte Bewölkung zeigt sich am Himmel. Das sah doch kurz vorher beim Zwischenhalt im Bahnhof Arth-Goldau viel schlimmer aus, als es noch gnadenlos schüttete, was das Zeug hielt.
 
Wir marschieren heute grösstenteils auf der Strada Alta, dem berühmten Wanderweg auf der linken Seite der Leventina, die von Airolo nach Biasca führt. Wiederum fallen uns auf der gesamten Strecke die vielen Magerwiesen mit ihrem Artenreichtum an Pflanzen und Tieren auf. Ohne grosse Anstrengung kann man alleine ein Dutzend Schmetterlingsarten auf die Schnelle ausmachen.

Das Wanderwegnetz präsentiert sich uns auch im Kanton Tessin in einem ausgezeichneten Zustand. An dieser Stelle wieder einmal ein herzliches Danke an die vielen Helfer, die dazu beitragen. Unsere Strecke führt uns abwechslungsreich durch Kleindörfer, Wiesen, Kapellen und Wälder vorbei. Immer wieder halten wir an und fotografieren die vielen Bauten, Pflanzen, Tiere oder das schöne Panorama der Leventina mit seinen Taldörfern und Berggipfeln.

Beim Kaffeehalt in Brunasca vertraut uns die Wirtin die Befürchtung an, dass es auch hier morgen wieder schlechter um das Wetter stehe. Also auch jetzt gilt wieder: Schwein gehabt! Wir wundern uns, dass nicht mehr Wandererer auf dieser schönen Strecke zu finden sind.

Tief unter uns summt beständig die Autobahn und als Modellbahn Spur N rattern die doppelbespannten Güterzüge in Richtung Chiasso. Ein ganz andere Welt präsentiert sich uns doch hier oben, nur wenige Kilometer davon entfernt.

Vor Altanca unterqueren wir die abenteuerlich steile Standseilbahn, die hinauf Richtung Ritomsee führt. Bei Ronco schauen wir eine Weile den Waldarbeitern bei ihrer modernen Forstbewirtschaftung mit dem knatternden Helikopter zu. An Deggio und Lurengo und ihren bemerkenswerten Kirchen vorbei marschieren wir auf einem schönen, anspruchsvollen Waldpfad durch den Bosco d'Öss. Uns fallen immer wieder die Ä-, Ö- und Ü-Zeichen in den Flurnamen auf, die im Tessinerdialekt, aber nicht mehr in der italienischen Hochsprache vorkommen.

Ohne es zu merken und nur in der Karte sichtbar, wandern wir über den SBB-Kehrtunnel, der sich unterhalb von Rodi befindet, weiter nach Freggio, wo wir die frisch restaurierte Kirche besichtigen.

Schliesslich gelangen wir nach einem Anstieg in Osco an. Das früher bedeutende Säumerdorf präsentiert sich uns sehr hübsch. Leider war offensichtlich vor Kurzem ein Grossbrand mitten im Dorf. Ein schönes, altes Holzhaus brannte aus. Die Feuerwehr hat eine ausserordentlich bemerkenswerte Leistung an den Tag gezeigt, konnten doch alle umstehenden Häuser, die sich nur wenige Zentimeter weit weg befinden, ohne Spuren zu zeigen gehalten werden.
 
Die beiden Beizen im Dorf sehen zwar einladend aus, werden aber zum jetzigen Siesta-Zeitpunkt gerade nicht bedient. So beschliessen wir spontan, den schönen Weg hinunter nach Faido zu wandern. Im Gegensatz zu Airolo vermag uns dieses Dorf nicht so sehr einzunehmen. Liegt es an den vielen leerstehenden Häusern und Hotelkasten? An uns? Am meisten überzeugt uns die Pfarrkirche, welche nicht einen auf Denkmalschutz macht, sondern mit ansprechenden Bildern aus unserer Zeit ausgestattet wurde und von einem aktiven Pfarreileben zeugt.


Hier ist die Liste der bisherigen Berichte über unser Trans-Swiss-Trail-Wanderprojekt.