Marwees in 30 Minuten Intervallen


Publiziert von pboehi , 12. Juli 2014 um 15:55.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:11 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 1443 m
Abstieg: 1444 m
Strecke:13.7km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Wasserauen bei Rest. Alpenrose

Die folgende Tourenbeschreibung zeigt keine neuen Aspekte dieser bekannten Wanderung auf, trotzdem möchte ich einige Worte über diese verlieren.

Die Themen: Wie man durch ein Versäumnis eine neue Sockenmarke entdeckt. Dass auch bei schlechtem Wetter Touren möglich sind und die Photographie unter diesen Bedingungen besonders toll rauskommt. Wo man Prominente im Alpstein treffen kann. Die App “Sentiers” im Einsatz. Besuch von Seegers Unfallstelle mit kurzer Gedenkminute.

Am Morgen starte ich direkt ab der Arbeit, unterwegs fällt mir ein, dass ich meine Wandersocken zu Hause gelassen habe, weshalb ich einen kurzen Halt bei Sport Baumann in Appenzell einschalte. Dort hat man (glücklicherweise) meine gewohnte Marke nicht, dafür werde ich als schlichter Sockenkäufer ausführlich beraten und entscheide mich für die X-Socks, welche sich als wesentlich komfortabler als die Vorgänger erweisen und von nun an zum Einsatz kommen werden. Bei nächster Gelegenheit werde ich für Nachschub besorgt sein. Ein weiterer Beweis, dass Fehler im Leben die Grundlage für Fortschritte darstellen können.
 
Der Wetterbericht für diesen Tag ist grottenschlecht, Regen ist garantiert, sodass ich meine Regenjacke dabei habe, leider nicht die richtigen Hosen (nur die normalen Tourenhosen, nicht die DryTech, die ich sonst bei diesem Wetter trage), aber was soll’s, der Tagesplan steht. Ich wollte die Wanderapplikation Sentiers auf meinem iPhone testen, welche nach Eingabe von Start und Ziel die Topographie der Wanderung inkl. Auf-, Abstieg, Distanz und Gehzeit angibt. Mittels GPS kann der aktuelle Standort und die erwartete Restzeit abgelesen werden (habe ich nicht benützt), die angegebene Gesamtzeit von 5h für Wasserauen - Marwees - Meglisalp erschien mir etwas grosszügig bemessen.
 
Die Route ist bekannt: Start beim Gasthaus Alpenrose in Wasserauen (nachdem dieses für einen Kaffee und Gipfel besucht worden ist, eine meiner persönlichen Alpsteintraditionen), Aufstieg via Hüttentobel. Ich kenne mittlerweile meinen Zeitbedarf ziemlich genau, Alpenrose zum Wegweiser auf der Alp Klein-Hütten sind genau 30 Minuten, von dort wiederum genau 30 Minuten zum Wegweiser bei Pt 1433 (Verzweigung Mans - Bogartenlücke), deshalb wollte ich mal spasseshalber schauen, ob es in diesen 30 Minuten Intervallen auch auf dem Rest der Tour weiter gehen würde. Und so war es, ich hatte wieder ziemlich genau 30 Minuten bis zum Beginn der Marweesroute (die Bogartenlücke passierte ich etwas vorher), dann wieder 30 Minuten bis zum Kolpingkreuz (dort kurzer Eintrag ins Gipfelbuch, wahrscheinlich der einzige des Tages), in wenig mehr als 30 Minuten zum Widderalpsattel, von dort in weniger als 30 Minuten via Trüest zur Meglisalp, sodass ich ziemlich genau 3 Stunden für die ganze Wanderung hatte.
 
Trotz Nässe waren die Felsen nicht sehr rutschig, wobei ich meine Füsse jeweils sorgfältig platzierte und versuchte Tritte zu benützen und negative Flächen bevorzugte, ich rutschte nie aus. Das war vor allem beim Aufstieg ab Bogartenlücke und dem ersten Abschnitt bis zum Kolpingkreuz relevant. Der Nebel lichtete sich zeitweise, nach dem Kolpingkreuz drückte sogar für wenige Minuten die Sonne durch. Der Regen war ziemlich wechselhaft, leichter Regen wechselte sich mit kurzen Schauern ab, dazwischen schonte es wieder, sodass meine nassen Hosen immer wieder etwas trocknen konnten. Die grösste Herausforderung war es, den Exkrementen der Schafe auszuweichen, der Weg war ziemlich verschissen. Wegen Nebel verzichtete ich darauf, den höchsten Punkt der Marwees zu besuchen.
 
Dort wo der Marweesweg die Gratseite wechselt und etwas gekraxelt werden muss, stiess ich plötzlich auf frische weiss-blau-weisse Markierungen, dabei fiel mir der unglückliche Unfall von Seeger ein, der an dieser Stelle während dem Auffrischen der Wegmarkierungen ausrutsche und statt des Weges sich selber markierte. An der Qualität der Markierungen liess sich allerdings bereits eine gewisse Müdigkeit ablesen, die Malerei wurde in Richtung Widderalpsattel immer sorgfältiger, und die blaue Schrift “Marwees” am Anfang der Tour war sogar richtig liebevoll hingemalt. "Da hatte er noch Freude an seiner Arbeit", dachte ich, bevor ihn dann später nach Dutzenden von Malstrichen das Malheur ereilte. In einer kurzen Gedenkminute, neben Farbresten im Gras, gedenkte ich ihm unbekannterweise an der Unfallstelle.
 
Kurz vor der Meglisalp drehte der Regen nochmals kräftig auf, sodass ich innert weniger Minuten klatschnasse Hosen hatte. Im Berggasthaus Meglisalp durfte ich den Trockenraum benützen, meine nassen Hosen aufhängen und ein Kleidungsstück des Hauses benützen, damit ich mich trocken verpflegen konnte. Die Küche der Meglisalp ist immer einen Besuch wert und lässt keine Wünsche offen, ich geniesse die Gastfreundschaft dort jedes Mal. Es hatte wenig Gäste, dafür ein prominentes Paar: Unsere Appenzeller Skifahrerin Mirena Küng war mit ihrem Trainer dort, die beiden liessen sich offensichtlich ebenfalls nicht vom schlechten Wetter abhalten. Vor dem Abmarsch schwatzte ich noch ein bisschen mit der sympathischen Sportlerin im Trockenraum, womit die Frage beantwortet wäre, wo man im Alpstein Prominente treffen kann :-)
 
Den Rückweg bewältigte ich bei Sonnenschein und Regen in 1h 15 Minuten via Schrennenweg (Sentiers hat hier 2h veranschlagt). Jeder wird bei dieser App wohl seinen persönlichen Korrekturfaktor anwenden müssen. Dafür habe ich dank dieser App die folgenden nützlichen Angaben bekommen:
 
Wasserauen - Marwees - Meglisalp: 1294m rauf, 647m runter, 8.2km Distanz, 5h Gehzeit
Meglisalp - Wasserauen via Schrennenweg: 149m rauf, 797m runter, 5.5km Distanz, 2h Gehzeit
 
Fazit: X-Socks werden ab sofort meine Ausrüstung ergänzen, Regen, Nebel und Wind sind kein Grund, auf eine Wanderung zu verzichten (einfach die Ausrüstung anpassen), auch das Photographieren lohnt sich, Sentiers ist eine iPhone App, die nützliche Angaben zum Profil der Wanderung angibt, aber die Wanderzeiten etwas grosszügig bemisst, und Prominente trifft man an den unmöglichsten Orten.

Disclaimer: Ich ziehe aus allen erwähnten Produkten, Sportgeschäften, Gaststätten oder Personen keinen persönlichen Gewinn, ich erwähne diese aus reiner Überzeugung, was deren Qualität betrifft.

Tourengänger: pboehi


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