Grasköpfl (1753 m) - unterwegs im Vorkarwendel


Publiziert von 83_Stefan , 4. August 2014 um 14:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:29 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Vorkarwendel 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anfahrt via B307 vom Sylvensteinsee oder über die Mautstraße von Wallgau; kostenfreier Parkplatz etwa 2,5 km östlich von Vorderriß auf der nördlichen Seite der Bundesstraße. Gegenüber des Parkplatzes beginnt eine Forststraße.
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation UK50-51 Karwendel.

Das charmante Grasköpfl nördlich des allseits bekannten und beliebten Schafreuters ist ein typischer Vertreter des Vorkarwendels - dichter Wald in Talnähe, darüber viele Latschen und auf den Gipfelhöhen brüchige Felsen. Die dem eigentlichen Karwendel nördlich vorgelagerten Berge punkten mit den Ausblicken zu den bleichen Felszinnen einerseits und bis hinaus in die oberbayerische Ebene andererseits, was sie zu beliebten Ausichtskanzeln macht. Unter ihnen ist das Grasköpfl sicherlich ein besonders unspektakulärer, aber sehr lohnender Vertreter. Und wer es nicht nur ruhig, sondern komplett einsam mag, stattet einfach Pürschschneid und Stuhlbachjoch auch noch einen kleinen Höflichkeitsbesuch ab...

Los geht's am kleinen Parkplatz an der B307, etwa 2,5 km östlich von Vorderriß. Jenseits der Bundesstraße leitet eine alte Forststraße nach Süden, zwei weitere Forststraßen werden dabei gequert. Das Sträßchen geht in einen Steig über, leitet nach links auf einen Rücken und führt auf ihm steil aufwärts. Abwechslungsreich zeigt sich der Anstieg auf dem alten Almsteig, der schöne Blicke durch den lichten Wald über das Isartal nach Norden ermöglicht, spannende Landschaftseindrücke vermittelt und an hübschen Wasserfällen vorbei führt. Die Schlüsselstelle stellt die erodierte Querung einer Reisse beim Verlassen des Rückens dar, danach geht's wieder deutlich einfach im Wald aufwärts. Weiter oben legt sich das Gelände zurück und die freie Fläche der Grammersbergalm wird erreicht.

Hier trifft man auf den AV-Steig, dem man weiter bergauf folgt. Wo nach einer Kehre der Kamm überschritten wird, hat man die Qual der Wahl. Wer es bequem mag, folgt einfach dem Steig durch die Südflanke bis zum Abzweig zum Grasköpfl; spannender ist es aber, die langgezogene Pürschschneid zu überschreiten. Dazu verlässt man hier den Steig und kämpft sich immer am Grat oder in unmittelbarer Gratnähe durch's Unterholz nach oben, bis es eben nicht mehr höher geht - dann ist die Pürschschneid erreicht. Die Aussicht von dort oben muss man nicht unbedingt gesehen haben, aber wenigstens ist es sehr einsam.

Um zum Grasköpfl zu gelangen, folgt man dem Kammverlauf weiter. Bald trifft man auf einen alten Jagdsteig, der durch die Nordwestflanke nach oben kommt und folgt ihm zum tiefsten Punkt zwischen Pürschschneid und Grasköpfl, wo man auf die Südseite übertritt und den AV-Weg wieder erreicht. Nach ein paar Metern zweigt der markierte Steig zum Grasköpfl ab, der durch die harmlose Flanke hinauf zum Gipfelkreuz (mit -buch) leitet. Hier oben ist die Aussicht deutlich besser als auf der Pürschschneid, besonders der Schafreuter zeigt sein bestes Gesicht.

Wer etwas Spannung in die Unternehmung bringen will, der stattet dem nahen Stuhlbachjoch noch einen Besuch ab. Da der direkte Übergang mit Latschen überwuchert ist, steigt man in die steile Ostflanke ab und quert durch brüchiges Schrofengelände in nördlicher Richtung, bis man über einen freien Hang wieder zum Kamm ansteigen kann. Auf ihm die letzten Meter ohne Schwierigkeiten hinauf zum höchsten Punkt (Vermessungszeichen). Zurück zum Grasköpfl geht's wieder durch die Ostflanke.

Vom Grasköpfl in südlicher Richtung auf Trittspuren hinüber zum Grünlahnereck. Weiter auf zunächst deutlichem Pfad in den Wald hinein und rechts der Grathöhe hinab. Die Spuren verlaufen sich immer mehr und so geht's zuletzt weglos abwärts, bis die freie Fläche des Wiesbauernalm-Hochlegers erreicht ist, wo man wieder auf den AV-Steig trifft. Hier lässt es sich vor ansehnlicher Schafreuter-Kulisse recht anständig rasten.

Am tiefsten Punkt der Weide zweigt nach rechts ein markierter Steig ab, der in den Wald hinein führt und hoch über der Röthelklamm nach Westen leitet. Bald geht's hinunter zum Bach, ein Brücke ermöglicht den Übergang auf die andere Seite. Durch schönen Wald geht's nun bergab, bis man auf einen Sendemast trifft. Ab hier auf neuer Schotterstraße ein Stück hinunter, bis der Steig nach rechts abzweigt und hinunter ins Risstal leitet. Ein paar Meter auf der Teerstraße weiter, bis man sie nach rechts auf einer Forststraße (unbeschildert) verlässt, der man lange durch die Grammersau folgt, bis sie auf den vom Anstieg bekannten Forstweg trifft. Auf ihm zurück zum Parkplatz.

Schwierigkeiten:
Auf dem alten Almsteig zur Grammersbergalm: T3+ (nur ein kurzes, erodiertes Stück, sonst einfacher).
Abstecher zur Pürschschneid: T3 (teilweise Latschenkampf, rustikal).
Auf markiertem Steig zum Grasköpfl: T2.
Optionaler Abstecher zum Stuhlbachjoch: T5-, I (unangenehm brüchige Schrofenflanke).
Abstieg über Grünlahnereck zum Wiesbauernalm-Hochleger: T2 (technisch einfach, Orientierungsgabe erforderlich).
Abstieg vom Wiesbauernalm-Hochleger ins Risstal: T2 (Querung von teilweise recht steilen Hängen auf gutem Steig).
Durch die Grammersau zurück zum Parkplatz: T1.

Fazit:
Eine wunderbar unspektakuläre 3*-Rundwanderung in typischer Vorkarwendel-Landschaft. Vor allem der Anstieg auf dem alten Almsteig weiß zu überzeugen. Das Grasköpfl hat einen recht brauchbaren Gipfelblick, sonst dominieren auf dieser Unternehmung eher die Nahblicke. Eine Tour nach dem Motto "es muss nicht immer Kaviar sein". Wer auf den optionalen Abstecher zum Stuhlbachjoch verzichtet, kommt mit der Schwierigkeit T3+ aus.

Mit auf Tour: Delphi.

Kategorien: Karwendel, 3*-Tour, 1700er, T5.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (2)


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MANAL hat gesagt:
Gesendet am 4. August 2014 um 22:55
Ich bin immer wieder beeindruckt wie jemand der wohl die schwierigsten Berge besteigen kann sich im Unterholz vom Vorkarwendel vergnügt. Finde es toll dass Du häufig statt den bekanntesten, höchsten und/oder schwierigsten Bergen die Schönheit von unbedeutenden Buckel zu schätzen weißt!

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2014 um 12:13
Hallo MANAL, vielen Dank! Ich weiß nicht warum, aber ich mag es, mich durch die Latschen zu wühlen... zumindest bis zu einem gewissen Grad. Ich war auch bereits das zweite Mal auf der Pürschschneid, das erste Mal im Frühjahr 2013 mit dem felixbavaria, der dort seine Handschuhe vergessen hat. Die lagen immer noch da und ich habe sie für ihn wieder mitgenommen... geht wohl wirklich kaum ein Mensch dort hinauf. Viele Grüße!


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