Schneemassen am Stotzigen Firsten

Was tun, bei sonnigem Wetter, 50 cm Neuschnee, und einer Lawinengefahr angesiedelt irgendwo zwischen erheblich-erheblich und fast-gross? Ja, genau: Stotzigen Firsten; kann man ja immer machen... eigentlich...

Wie immer an diesem Berg starteten wir kurz nach Dämmerungsbeginn und liefen noch frohen Mutes auf der frischen Spur ("Toll, wir müssen nicht spuren!") von Realp an der tiefverschneiten Witenwasserenreuss entlang. Kurz oberhalb der Geländestufe hinauf nach Mäder hatten wir dann die beiden Spurer eingeholt; diese waren überglücklich über die Verstärkung. "Na ja, halb so schlimm, rein ins Gewühle..." denkt sich AlpinosM und schreitet forsch zur Tat... und merkt dann noch zweieinhalb Schritten, dass es so leicht nicht ist. Der vermeidliche fluffige Pulverschnee entpuppt sich als kniehohe, schwere Masse, die sich nicht so leicht durchpflügen läßt. Jeder Schritt ist ein Kraftakt für sich. Fünfzehn Minuten später haben wir die zweite Stufe mit den Büschen oberhalb der Hüttenruine erreicht und nach weiteren zehn Minuten selbige überwunden. Mittlerweile hatten sich fünf weitere Tourengehen zu uns gesellt; besonders hilfreich ein älterer Herr, der lautstark die Routenführung kritisiert ("Sonst geht es immer rechts rum!"), jedoch keine Anstalten unternimmt, selbst seinen Beitrag zu leisten.

Dreißig Minuten später ist unsere Gruppe auf ca. 20 Tourengehen angewachsen. Das Schauspiel ist jedesmal das gleiche: eine Gruppe nähert sich von hinten, wundert sich lautstark, dass es so langsam geht, versucht, eine eigene Spur zu legen und schwenkt nach spätestens 50 m wieder in die Gemeinschaftsspur zurück. An der Spitze der Kolonne wechseln sich einige tatkräftige Männer ab; die Frauen halten sich vornehm zurück; die Schlaumeier, die den besten Weg kennen, geben ab und an noch ein paar Kommentare, verstummen aber bald. So wältzt sich die Karawane weiter bergan...

Nach zweieinhalb Stunden erreichten wir bei P. 2285 das Plateau bei Gässler - und hatten keine Lust mehr. Etwa 50 Tourengänger - nun angeführt von einem besonders engagierten Kraftmenschen - trotten weiter. Wir machten uns an die "Abfahrt"; um in dem flachen Gelände und dem schweren, tiefen Schnee überhaupt vorwärts zu kommen, musste man in möglichst gerader Linie hinabfahren und mit dabei mit engagiertem Stockeinsatz anschieben. Kurzschwünge gelangen uns fast keine. Etwas ernüchtert saßen wir schließlich am Fahrtweg bei Laubgädem, als die Rega einen toten Tourengeher bei Schweig barg (dieser war am Abend zuvor beim Zustieg zur Rotondohütte von einer Lawinen aus den darüberliegenden Hängen erfasst und verschüttet worden).

V.a. sozial interessante Tour... aber dier Schnee sollte uns die nächsten Tag noch zahlreiche, herrliche Abfahrten schenken.