Aggenstein und Brentenjoch


Publiziert von quacamozza , 8. Dezember 2013 um 19:39.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 4 Dezember 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1210 m
Strecke:Lumberg P Bad Kissinger Hütte-Bad Kissinger Hütte-Aggenstein-Bad Kissinger Hütte-Sebenalpe-Brentenjoch-Sebenalpe-Lumberg (11 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Pfronten oder aus dem Tannheimer Tal nach Lumberg P Kissinger Hütte (Tagesgebühr 4 €)
Kartennummer:Topographische Karte Allgäuer Alpen 1:50 000

Eine abwechslungsreiche Winterwanderung mit zwei herrlichen Gipfeln und starken landschaftlichen Eindrücken.

Der Aggenstein ist bei den derzeitigen vorwinterlichen Bedingungen im obersten Teil nichts für Anfänger, ein recht widerspenstiger Bursche. Zumindest empfand ich das so.
Die Route ist zwar bis zu den Gipfelfelsen nicht sonderlich schwer, aber dann...wenn, wie heute, Teile der Seilversicherung unter der Schneedecke versteckt liegen, hat man entweder guten Trittschnee oder es muss ins Steilgras ausgewichen werden. Die darauf aufliegende dünne Schneeschicht machte den letzten Teil nicht ungefährlich. Ausrutscher enden wegen der Steilheit der Südflanke mindestens mit schweren Verletzungen. Deshalb sollten weniger erfahrene Bergsteiger warten, bis sich die Schneedecke ordentlich gesetzt hat oder bis der Weg wieder ausapert. Selbstverständlich müssen unter dem Gipfel die Schneeschuhe abgeschnallt werden.

Das Brentenjoch ist demgegenüber eine leichte Genusstour, die im Gegensatz zum Aggenstein zurzeit häufig begangen wird. Was für unterschiedliche Berge!

Das schönste Teilstück war heute allerdings die Querung von der Bad Kissinger Hütte zur Sebenalpe. Mit Schneeschuhen ein wahrer Leckerbissen. Keine Trittspuren von Wanderern oder Skitourengängern, dafür eine luxuriös vorgegebene Schneeschuhspur. Dazu tolle Ausblicke, herrliche Waldabschnitte und eine traumhafte Stille. So muss das sein, wenn man Abstand vom städtischen Leben braucht.


Zur Schwierigkeit:

Bis unter den Gipfel des Aggensteins WT 3-4, danach kurz heikles Steilgelände T 5 (im Sommer deutlich einfacher, T 3) und oben Seilgeländer. Die Verhältnisse ändern sich hier schnell.

Übergang zur Sebenalpe WT 2

Brentenjoch und Abstieg ins Tal WT 3



Vom Parkplatz Bad Kissinger Hütte (1160m) zunächst hoch zu den Häusern von Lumberg und auf ausgetretenem Weg um einen kleinen bewaldeten Hügel rechts herum (Wegweiser). Bald teilt sich der Weg: rechts führt der Sommerweg hoch, geradeaus würde es auf dem breiten Weg weitergehen.
Ich stieg auf dem schmalen Pfad aufwärts. Auf ca. 1330m trifft man wieder auf den Winterweg. Kurz links hinunter und wieder rechts aufwärts (Wegweiser).

Zunächst steigt der Weg wenig an, quert einige Bachläufe, bevor die Steigung ab einer Bude der Materialseilbahn merklich zulegt. Auf dem Weg Nr. 411 bis hoch zur Kammhöhe (Wegweiser) und in wenigen Minuten nach links zur Bad Kissinger Hütte (1792m).
Die Hütte ist geschlossen und wird auch während des Winters nicht öffnen.
Sitzgelegenheiten sind Mangelware. Ich machte es mir auf dem Mauerpfeiler bequem. Die Frühstückspause musste jetzt sein. Die Talblicke von der Terrasse sind faszinierend. Eine schöne Loge über dem Tannheimer Tal.

Zeitbedarf: 1 Std 20 min vom Parkplatz

Ab hier durfte ich spuren. Zunächst ausgesetzt über eine Schneeanhäufung hinter der Hütte auf den Wanderweg, dann wieder unschwierig auf dem andeutungsweise erkennbaren Sommerweg. Ab ca. 1920m wird das Gelände anspruchsvoll. Hier beginnen die Seilgeländer, die allerdings teilweise vom Schnee verdeckt waren. Bis zu den Gipfelfelsen hatte ich zwei heikle Passagen im Steilgras zu überwinden, die mich Zeit kosteten. Man kann sich gelegentlich an hervorschauenden Grasbüscheln hochziehen. Oben helfen dann wieder die Seilgeländer.

Zeitbedarf: 55 min ab Bad Kissinger Hütte

Der Aggenstein bietet trotz der niedrigen Höhe eine hervorragende Aussicht. Kein Wunder, sieht man den Berg doch sogar aus dem Alpstein. Ich war hier seit fast 30 Jahren nicht mehr oben. Der Gipfel ist wohl im Normalfall hoffnungslos überlaufen. Heute ausnahmsweise nicht. Ich hatte das umfassende Panorama ganz für mich allein und blieb auch der einzige Gipfelbesucher an diesem Tag.

Für den Abstieg konnte ich dann meine Trittstufen über die anspruchsvollen Stellen nutzen. So ging's dann auch etwas zügiger hinunter. Natürlich nicht so raketenmäßig wie der Andy auf *dieser Tour, aber es blieb unten doch noch etwas vom Tag übrig.

Zeitbedarf: 35 min vom Aggenstein

Durch abwechslungsreiches Gelände, tendenziell leicht abwärts, führt der Weg zur Sebenalpe (1650m).

Zeitbedarf: 1 Std von der Bad Kissinger Hütte


Um auf das Brentenjoch zu gelangen, könnte man auch direkt über dessen Westgrat ansteigen. Allerdings verheißen die Latschen nichts Gutes, und die Spurarbeit wäre heute sicher zeitintensiver gewesen als der "Umweg" über die Sebenalpe. Dieser Weg war heute sowieso viel zu schön, um ihn vorzeitig zu verlassen.

Von der Sebenalpe weg zog ich das Tempo wieder etwas an. Aufgrund meines späten Startes und den Widrigkeiten am Aggenstein stand die Sonne schon recht tief. Ich hatte mittlerweile total die Zeit vergessen.
In nördlicher Richtung steil ins Vilser Jöchl (1718m) und in breit ausgetretener Spur noch 300 Höhenmeter bis zum Gipfel des Brentenjochs (2001m; GK und neues GB). Auch hier ein einmaliges Panorama mit vielen bekannten Bergen im Blickfeld.

Zeitbedarf: 35 min ab Sebenalpe

Zurück auf selbem Weg ins Vilser Jöchl (hier könnte man die Tour noch, so wie es der Yeti *hier gemacht hat, um die Sebenspitze verlängern), hinab zur Sebenalpe und dann in weitem Bogen von rechts ausholend zurück in den Wald. Auf 1480m wird der Seebach auf einem Steg überquert. Nach einiger Zeit trifft man auf 1330m wieder auf die Aufstiegsroute. Auf dieser nach Lumberg.

Zeitbedarf für den Abstieg: 1 Std 20 min


Fazit: Eine sehr lohnende Tour durch Wald und freies Gelände, der man mit der Besteigung des Aggensteins ordentlich Würze verleihen kann.




 


Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (2)


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Gelöschter Kommentar

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Dezember 2013 um 13:49
Hallo Markus,

war wirklich was Besonderes, die Gegend für sich allein zu haben. Der Andy war ja am Nachmittag noch auf der Sebenspitze mit Ski, aber wir haben uns erst unten am Parkplatz getroffen. Das war's dann mit Bergsteigern an dem Tag...

Deinen Bericht hatte ich vorher gar nicht gelesen, aber jetzt schaue ich mir die schönen Fotos ständig an. Wirklich top! Selbe Zeit, aber ein ganz anderer Charakter...da denkst, das sind andere Berge...

Hatte übrigens direkt an der Hütte auch eine Gams, mit Nachwuchs sogar, aber die sind leider weg, bevor ich das 250er raufschrauben konnte.

Viele Grüße aus S
Ulf



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