"Winterferien" zwischen Bedretto und Simplon


Publiziert von danski , 30. November 2013 um 21:23.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:23 November 2013
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo Grieshorn   CH-VS   Gruppo Pizzo San Giacomo 
Zeitbedarf: 3 Tage

Einmal mehr lässt sich der Winter schon Ende November nicht lumpen. Nach neuerlichen, intensiven Schneefällen vor allem auf der Alpensüdseite, fand ich es an der Zeit, die ersten (Kurz-) Winterferien zu zelebrieren. So führte uns diese kleine Reise in die punkto Schneemenge "tiefsten" Gegenden der Schweiz.

23.11. Lärchenwälder im Goms

Viel Neuschnee und nicht optimales Wetter, eine Kombination die nach dem Trumpf in unserem Spiel schreit: Lärchenwälder im Goms! In Geschinen entstiegen wir der kleinen Roten. Direkt vom "Perron" weg kann man hier die Skitour Richtung Brudelhorn in Angriff nehmen. Ausnahmsweise war jedoch nicht der Gipfel das Ziel, sondern möglichst schönen Pulver in den lichten Lärchenwäldern des Obergoms zu finden. Was unten doch noch etwas fehlte, nahm mit jeder Kehre des Waldweges nach Unner Flesche zu. Ebenso wuchsen die Stammdurchmesser der wahrscheinlich mehrere Hunderte Jahre alten Lärchen, je höher wir stiegen. Das Spuren durch die tiefen Schneemassen war ein Vergnügen. Bei Altstafel, auf rund 2100, dachten wir doch noch kurz über eine Besteigung des Brudelhorns nach. Diffuse Sicht und die wegen Wind eher zweifelhafte Schneequalität, sprachen für den sofortigen Abfahrtsgenuss. Und der blieb wahrlich nicht auf der Strecke! Lautlos zog jeder seine eigene Spur durch den lichten Wald voller stummer Zeitzeugen. Nach gut 400 Höhenmetern stoppten wir, fellten an und stiegen im Eilzugstempo gleich noch mal hoch. Runde 2 stand der ersten in nichts nach. Mit der Schneeverknappung gegen den Talboden hin war ein gutes Gespür für die richtige Linie von Vorteil und manchmal glich unser Vorwärtskommen eher dem eines Holzfällers. Nur dass die Bäume schon lagen und mit ihrem Astwerk immer wieder unseren Weg versperrten. Obwohl zeitweise recht mühsam, gabs viel Gelächter. Insgesamt trafen wir ab ca. 1700m auf mehr als ausreichend Schnee. Oberhalb der Baumgrenze ist bei guter Sicht und Linienwahl vernünftiges Skitouren möglich. Nach einer heissen Schoggi im gemütlichen Geschinen entschieden wir uns, am nächsten Tag unser Glück am Simplon zu suchen. Auf nach Brig!

24.11. Breithorn

Angesichts der nicht sehr verheissungsvollen Wetterprgnosen und starker Bise, fehlte es am Vorabend noch etwas am nötigen commitment für den folgenden Sonntag. Bei recht optimistischen Wetteraussichten konnte es am Morgen endlich los gehen. Das Simplon-Postauto ist wahrscheinlich eines der besten der Schweiz. Im Sommer brachtes es uns mit unseren bikes schon oft mühelos hoch zum Pass, jetzt sollte es uns ins Powderparadies bringen. Und was sich uns da jenseits der Fenster präsentierte, sah genau danach aus. Massenhaft Schnee auf mächtigen Tannen und dick eingeschneite Gipfel! Die Massen der italienischen Ski-alpinisti in wie immer windschnittigen outfits hingegen konzentrierte sich auf dem Parkplatz bei Rothwald. Auf dem Pass selber fanden wir schnell unsere Ruhe, denn hier wollte offenbar niemand Richtung des sonst so beliebten Breithorns, obwohl schon eine recht gute Spur lag. Vielleicht lags an den gewaltigen Schneefahnen in jener Richtung? Uns war es vorerst egal und so schlugen wir den Weg Richtung Breithorn ein. Die Schneekarte des SLF bildete die Realität adäquat ab. Beeindruckende Schneemassen liegen schon hier! Bald erreichten wir die berüchtigte Traverse, die sich dieses Mal gutmütig zeigte. Steil zog die Spur in Richtung Homattupass. Hier hatte sich der Spurmacher wahrlich ein "Spitzkehren-Denkmal" gesetzt! Blicke zum Himmel waren lange Zeit hoffnungsvoll, denn rundherum zeigte sich der Himmel in tiefem Blau. Partout auf der Südseite des Wallis hielten sich die düsteren Wolken aber hartnäckig. Was von weitem aussah wie Nebel, entpuppte sich bald als Triebschneegestöber, das unbarmherzig über den Homattugletscher fegte. Die italienische Gruppe vor uns kehrte wohl deswegen wenige 100 Meter unter dem Breithornpass um und kam uns bald dick eingemummelt entgegen. Wir wollten dem Sturm die Stirn bieten und spurten trotzig weiter. Der Wind zeigte sich zeitweise gnädig, bevor er uns wieder schneegesättigte Böen ins Gesicht schmiss. Endlich standen wir auf dem Breithorn und genossen die wilde und eisig kalte Einsamkeit. Im Norden zauberten Wind und Wolken spektakuläre Stimmungen an die Gipfel des Berner Oberlandes.

Das Bedürfnis nach Wärme liess uns die Abfahrt in Angriff nehmen. Wie zu erwarten, war die Fahrt auf dem Homattugletscher nicht wirklich ein Vergnügen. Diffuse Sicht und Deckelschnee gehören definitiv nicht zu den "most wanted"... Statt beim Homattupass Richtung Egga abzubiegen, folgten wir der Aufstiegsroute. Die lohnendere Abfahrtsroute via Homattupass nach Egga war betreffend Lawinengefahr zu heikel. Erst nach der Traverse gabs endlich lockeren und tiefen Pulver, denn wir dafür umso mehr genossen.

25.11. Helgenhorn

Da ich mir wieder mal das Vergnügen eines verlängerten Wochenendes bescherte, reiste ich gleich weiter nach Göschenen, was einer gefühlten Ewigkeit gleich kam. Heftiger Wind begleitete mich ausserhalb des gut geheizten Eisenbahnwaggons. Mochten das gute Voraussetzungen für eine Tour am Montag sein? Mit meinen Tourenpartnern für den folgenden Tag besprachen wir die Optionen und kamen schliesslich auf das Bedrettotal, wo wir uns vor Ort für einen Gipfel entscheiden wollten. Ungewohnt ausgestorben präsentierte sich der Parkplatz in All'Acqua, klar war es doch auch Montagmorgen. Weniger beglückend waren die langen Schneefahnen auf den Gipfeln dies- und jenseits des Bedrettos. Aber endlich lachte die Sonne vom makellosen Himmel und über Schneemangel brauchten wir uns auch nicht zu beklagen. Nichts wie los Richtung Passo San Giacomo! Da wir auf der Südseite der Helgenhornkette guten Schnee vermuteten, schlugen wir diese Richtung ein. Noch hielt sich der Wind etwas zurück, bevor er uns ab ca. 2600m mit voller Wucht packte. Immer wieder mussten wir inne halten und uns gegen heftige Böen, das Gesicht gegen die Kälte schützend, stemmen. Uns gefiel es, die Kraft des Windes wieder mal so richtig zu spüren! Auf dem Gipfel der Punta di Elgio, schonte uns die aggressive Bise etwas. In alle Richtung herrschte eine glasklare Fernsicht auf die gleissend weissen Bergspitzen. Ein erhabener Anblick!

Wie immer ist der Reiz der Abfahrt stark genug, um wieder runter zu wollen. Anstatt der recht langweiligen, aber landschaftlich schönen Aufstiegsspur zu folgen, zogen wir unsere Spuren über die pulvrigen und vergleichsweise wenig windbeeinflussten SE-Hänge zur Militärstrasse am Lago Toggia. Auf ca. 2240m fellten wir nach einer überraschend guten Abfahrt an und legten eine Spur zurück zum Passo Sian Giacomo. Mittlerweile vermochte die Bise auch tiefere Gebiete zu erreichen, und so waren wir permanent dem kalten Wind ausgesetzt. Ohne wärmende Sonne hätten wir wohl geschlottert wie die Schosshunde... Bei San Giacomo verliessen wir die Normalroute und folgten östlich des Ri di Sian Giacomo, der uns in weite, steilere Nordhänge führte. Etwas decklig war zwar der Schnee auch hier, aber keine Spur störte uns und im lichten Bedrettowald wurden wir mit feinem Pulver verwöhnt. Durch dichtes Buschwerk erreichten wir den Talboden und folgten dem noch jungen Ticino zum Ausgangspunkt All'Acqua.

Was will man mehr von den 1. "Winterferien" der noch sehr jungen Saison? Mit dem Wissen, dass bereits jetzt eine solide Basis liegt, blicke ich mit viel Zuversicht und noch mehr Vorfreude auf den Hochwinter und Frühling. Go out and ski!




Tourengänger: danski


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