Nichts für Faule: Bös Fulen


Publiziert von danski , 22. Oktober 2013 um 21:37.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:19 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Braunwald - Ortstockhaus - Bützi - Südflanke - P. 2748 - NE-Grat - Vorgipfel; Abstieg dito
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Braunwald

Der Gipfelname lässt nichts erfreuliches erwarten und wirkt doch eher abschreckend. Wer auch immer diesem stolzen und prominenten Kalkgipfel seinen zweifelhaften Namen verliehen hat, muss wohl nicht gut auf ihn zu sprechen gewesen sein. In meinem Augen verdient diese weitherum sichtbare Bastion einen positiveren Namen. Eines steht jedenfalls fest: Für Faule dürfte dieser Gipfel wenig taugen!

Nach den letzten Schneefällen, war es alles andere als klar, ob wir es überhaupt in die Nähe des Gipfels schaffen würden. Doch mit zwei wie immer top-motivierten Kanadiern und meiner Wenigkeit war genug Zuversicht kumuliert, den Weg von Braunwald unter die Füsse zu nehmen. In wirklich gemütlichem Tempo folgten wir dem "Zwergenweg" durch dicht bemoosten Wald bevor wir das Ortsstockhaus passierten und Bekanntschaft mit den ersten Überresten des Oktoberschnee machten. Bis zum Bützi blieben die Schuhe noch grösstenteils trocken.

War der Bös Fulen bis hierher nur eine Markierung auf der Karte, bekamen wir ihn jetzt endlich zu Gesicht, was einen Motivationsschub auslöste. Weglos folgten wir einigen Steinmännchen, die wir immer wieder verloren. Das tut nichts zur Sache, denn man kann sich hier durchaus "freestyle" dem Bös Fulen nähern. Bald veränderte sich das Verhältnis von herbstlichem Gras zu Schnee zu Gunsten letzterem. Mit Karstlandschaften verhält es sich ein wenig wie mit Gletschern im Spätherbst: "Spaltengefahr"! Es rät sich daher, die ausgeprägten und verdächtig überschneiten Karrenfelder zu umgehen. Der Aufstieg über arg zerfurchte, apere Kalkfelsen ist spektakulär und das Panorama im Rücken wird es mit jedem weiteren Höhenmeter. Westlich des P. 2462 passierten wir eine aussichtsreich gelegene Hütte, die ich bisher auf der Karte vergebens suchte. Sie scheint jedenfalls nicht öffentlich zu sein. Eine kurze Rast ermöglichte das Studium der ausgeprägten "Südrampe" hoch zum P. 2748. Viel Schnee lag da schon drin und es mühte sich bereits eine 3er-Seilschaft hoch zum NE-Grat. Ab der genannten Hütte liegt eine fast durchgehende Schneedecke, die zu dieser Uhrzeit noch recht gut begehbar war, sprich ohne tief einzusinken. Die Südflanke war bald erreicht. Zeit, die Steigeisen zu montieren und den Pickel in die Hand zu nehmen. Wir waren nicht unglücklich über die Aufstiegsspur unserer Vorgänger, denn der Schnee war in der steilen Flanke schon ziemlich "faul". Bis zu den Hüften einzusinken war kein seltenes Ereignis. Bald kamen uns die drei jungen Bergsteiger angeseilt entgegen. Der exponierte NE-Grat war ihnen unter den herrschenden Bedingungen zu heikel. Davon wollten wir uns natürlich selber überzeugen und erreichten dank der Spur rasch P.2748. Tatsächlich sah der recht flache NE-Grat zum Gipfel alles andere als trivial aus. Vorsichtig stiegen wir weiter. Wenig, aber lockerer Schnee garnierte die Felsen und selbst auf Wächten mussten wir acht geben. Nach kurzer Strecke folgt ein erster ca. 10-15m hoher Aufschwung, der unter den herrschenden Bedingungen recht furchteinflössend aussah. Der Reiz, das Hindernis mit ganz schön viel Luft unter dem ungesicherten Allerwertesten zu überwinden war schliesslich stärker als die Furcht. Ans Abklettern wollte noch keiner denken... Nach diesem "step" verflacht der Grat wieder, hält aber weiterhin einige, Schnee sei dank, kniffligere Stellen bereit. Bald erfordert ein weiterer kurzer Aufschwung ein gewisses commitment, bevor wir dann vergleichsweise einfach den Vorgipfel erreichten. Hochtourenfeeling mit freier Sicht nach Zürich! Aus den Beschreibungen wussten wir, dass uns vor dem Hauptgipfel eine weitere Schlüsselstelle erwarten würde. Schnell war uns klar, dass die Erkletterung des kurze Übergangs zum Hauptgipfel unter diesen Bedingungen und ohne Seilsicherung jeglicher Vernunft widerspricht.

Ein tolles Gefühl auf diesem exponierten und mutmasslich zweithöchsten Stück Schwyz zu stehen war es allemal! Schliesslich stand uns noch ein langer und stellenweise sehr exponierter Rückweg bevor. Weniger schlimm als befürchtet gestaltete sich das Abklettern. Wieder bei P. 2748 war doch bei allen Teilnehmern eine gewisse Erleichterung spürbar. Der Abstieg über die "Südrampe" war technisch einfach, aber im Zuge der weiteren Durchfeuchtung des Schnees recht mühsam. Nicht selten sanken wir tief ein und blieben im wahrsten Sinne des Wortes fast stecken. Wo möglich, vermieden wir den nassen, schweren Schnee. Ab Bützi folgten wir dem bequemen Wanderweg nach Braunwald, der sich dann doch noch in die Länge zog. "Stoked" waren wir einmal mehr über die gelungene Tour, auch wenn wir dem Bös Fulen nicht ganz zuoberst aufs Haupt gestiegen sind.

Tourengänger: nprace, danski


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