Auf und Ab über die Bergkette, die das Onsernone vom Centovalli trennt Tag 1 und 2


Publiziert von Regula52 , 27. Juli 2013 um 23:49.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum: 5 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Ruscada   Vigezzo   I   Gruppo Pizzo di Madéi 
Zeitbedarf: 5 Tage
Strecke:Monte di Comino bis Alpe Ruggia
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug bis Verdasio. Seilbahn bis Monte di Comino.
Unterkunftmöglichkeiten:Monte di Comino. Diverse Unterschlupfmöglichkeiten auf dem Weg, die ich im Bericht erwähne
Kartennummer:Ausdruck aus CD 1:25000 Ticino

Biwacktour
Die Idee, der Bergkette, die das Onsernone vom Centovalli trennt, entlang zu wandern und möglichst alle Berge am Weg zu besteigen, entstand letztes Jahr, als ich auf dem Pizzo Ruscada stand und der Bergkette entlang schaute.
Mich faszinierte die Landschaft und ich wollte sie genauer erkunden. Geplant war die Tour dieses Jahr viel früher, ich hätte gerne noch etwas Schnee erlebt, aber es regnete ja immer. 

Es ist eine herrliche Tour, eine Tour der Düfte und Parfums. Ich habe  zuvor noch nie so herrlich duftende  Alpenrosenfelder  erlebt. Geruch nach Weihrauch, aber viel diskreter und bezaubernder.  Alpenrosenfelder und Enzianwiesen. Zudem ist sie sehr einsam. Ich bin nur ganz wenigen Menschen begegnet, obwohl ich am Wochenende unterwegs war. Die Anmarschwege sind lang und wirkliche Unterkünfte gibt es keine. 

Im ersten Teil der Tour könnte, je nach Jahreszeit, Wasser zum Problem werden. 

Die Schwierigkeit des  Höhenweges  ist je nach Abschnitt zwischen T2 und T3, die Gipfel maximal T4.

Um etwa 11h starte ich von Monte di Comino aus. Bei der Madonna della Segna Kapelle gibt es eine Quelle mit sehr feinem Wasser.  Ich fülle sämtliche Behälter, da ich Wasserknappheit erwarte. Aufstieg durch den Wald unter der glühenden Mittagssonne.  Absolute Stille. Ich fühle mich mehr wie ein Kriechtier als eine Gemse, aber die Gemsen tragen auch keine Häuser auf ihren Buckeln. Der Rucksack wiegt doch um die  18 kg. Es ist heiss, der Schatten aber doch angenehm. 
Der Weg führt über den Pizzin. Da ich nun schon möglichst alle Pizzi besteigen will, mache ich den kurzen Abstecher zum Pianascio, trotz des unsympathischen Sendeturmes? auf dem Gipfel.  Die Aussicht ist aber überraschend gut, handelt es sich  doch um den ersten Gipfel der Bergkette.
Uebrigens sind bei den Hikr. Wegpunkten  der Pizzin und der Pianascio vertauscht.  Der Pizzin  ist 1510 m, der Pianascio 1643 m hoch.
Langsam  wird es etwas kühler. 
Ueber den Ostgrat geht's zum Pizzo Ruscada. Kaum bin ich angekommen, sausen mir auch schon die Alpensegler um die Ohren.  Vielleicht habe ich ja einen Schwarm Mücken im Schlepptau mitgebracht.
Ich geniesse die Ruhe und bestaune all die Schönheiten der Natur.  Es geht auch keine Flugroute über  dieses Gebiet. 
Ueber den Nordgrat zum Capellone und dann hinunter zur Alpe Ruscada.  Den Pizzo di Mezzodi lasse ich aus. Er ist total bewaldet. Dem Wanderweg folgend bin ich schon bald auf italienischem Gebiet.  Langsam wird es  Abend.  Etwas oberhalb der Alpe di Olgia finde ich einen schönen Biwackplatz mit toller Aussicht. Der einzige Nachteil: Kein Wasser. 
Das Timing stimmt absolut. Nachdem das Zelt aufgeschlagen ist, erreiche ich die Punta della Forcoletta gerade richtig zum Sonnenuntergang. Was gibt es schöneres, als den Sonnenuntergang von einer Anhöhe aus zu geniessen. 
Am nächsten Tag finde ich dann einen Brunnen bei der Alpe di Cortaccio, der allerdings auch nur intermittierend Wasser ausspeit .
Ueber die Cima di Caneto komme ich zu Punkt 1821 und weiter zur Bocchetta di S. Antonio. Dort hat es eine Kapelle, wo man unterkriechen könnte und etwas Wasser. 
Blöderweise ist mir inzwischen in den Sinn gekommen, dass ich einen Tag früher nach Hause muss, weil ich vergessen habe, einen Termin zu verschieben. 
So lasse ich schweren Herzens den Monte  Ziccher aus.
Dann geht's weiter über den Grat des Pizzo Formalone  und zur Cima del Sassone.
Die Kapelle der Madonna del Rosario hat keine Türe aber einige Klettersteine, sodass man immer hineingelangen kann.  Ohne Biwack könnte man hier Unterschlupf finden und unter einem sehr schönen Barockfresko nächtigen. 
Auf der Cima Trubbio hat es mir zu viele Skiliftbauten, sodass ich mich entscheide nördlich am Fuss der Felsen 2022 entlang zu den Laghetti di Muino zu wandern. Beim See der Alpe Ruggia schlage ich mein Zelt auf. Abends zum Sonnenuntergang mache ich noch einen Ausflug auf die Schegge di Muino Gipfel 2163. Dann folge ich dem Grat zur Bocchetta die Muino . Etwas oberhalb davon treffe ich einen jungen Typen an, der ein Feuer gemacht hat. Sein Biwack besteht aus einem Moskitonetz. 
Von Vocogno gibt es eine Seilbahn auf die Piana di Vigezzo.  Fahrplan auf www. pianadivigezzo.it. Möglicherweise kann man dort auch übernachten. 
Kurz vor der Alpe Ruggia gibt es das Biv. Greppi. Ich bin zwei mal daran vorbeimarschiert und habe nicht realisiert, dass es sich  um das Biv. Greppi handelt. Somit habe ich nicht versucht die Türe zu öffnen, die immer offen sein soll. 

Tourengänger: Regula52


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Kommentare (7)


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Seeger hat gesagt: Verharren...
Gesendet am 28. Juli 2013 um 10:35
...in Hier und Jetzt!
Ciao Regula
Absolutes Highlight sind diese Tour und Deine Betrachtungen und Liebe zum Detail.
Frage mich nur, wie mit 18 kg Rucksack (+Wasser) eine 5-Tages-Tour zu bewältigen ist.
Gratulation.
Gruss
Andreas

Henrik hat gesagt: Habe deinen Bericht als
Gesendet am 28. Juli 2013 um 11:23
Schlummerlektüre gestern abend regelrecht verschlungen und komme wie Seeger auf die gleiche Einschätzung inkl. den Mut herauszustreichen, den es bei einem solchen Unterfangen schon auch braucht - jedenfalls, du bist vom Fach. Bitte mehr davon.

Herzlich

Henrik

Regula52 hat gesagt: RE:Verharren...
Gesendet am 28. Juli 2013 um 13:18
langsam

fuemm63 hat gesagt:
Gesendet am 28. Juli 2013 um 18:42
Vielen Dank für deinen Bericht und die Bilder, beide stehen atmosphärisch nahe an deinem Satz: "Absolutes Schweigen".
Herzlich, Fümm.

Regula52 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juli 2013 um 20:18
Vielen Dank fürs Kompliment.
Auf der Tour habe ich mehrmals gedacht, dass sie absolut für's rennen geeignet wäre. Des öftern packte mich die Lust los zu joggen, wäre der Rucksack nicht so schwer gewesen. Ohne die Gipfel ist sie wahrscheinlich an einem Tag machbar. Mit Gipfeln bräuchte man wohl zwei Tage.
saluti
Regula

fuemm63 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juli 2013 um 10:10
Dachte ich auch ;-) Und das Onsernone ist schon lange auf meinem Radar. Mein "Lieblingstal" im Tessin.
Gr Fümm

Felix hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2013 um 13:07
eine bemerkens-, bewundernswerte "Reise" - toll gemacht!

lg, Felix


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