Mieschflue, einsame Wanderung im Bann der Spillgerten


Publiziert von Kik , 9. Juli 2013 um 22:26.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum:30 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m

Wir laufen von St. Stephan dem Graben des Zälgbaches nach. Der gestrige Regen hat unzählige Weinbergschnecken und niedliche schwarze Alpensalamander hervorgelockt. Der Weg steigt effizient an durch Wald mit viel Jungwuchs, der gegen das Geröll vom Gandstock her kämpft. Vom üsseren Höuweggli nähern sich neugierige Walliser Schafe mit schwarzen Nasen und gedrehten Hörnern. Zwei allerliebste Zwillinge hätten wir am liebsten mitgenommen. Auf dem Übergang vom äussern zum innern Höuw Eggli stehen wir hoch über dem Färmeltal. An der Mieschflue klebt Schnee. Die markierte Wegspur führt auf der grasigen Westseite zum Gipfel. Auf der hohen Warte gibt’s Zmittag mit Blick auf die Gastlosen und weitere Fribourger Grössen. Die Gipfel von Gsür und Albristhorn und die höheren Berner Alpen stecken in den Wolken. 

Wir kehren zum üsseren Höuweggli zurück und folgen der unmarkierten Wegspur in die Bresche 1986m zwischen imposanten Felszacken. Jenseits ist der Schnee knapp weg, dichte Büschel von Schlüsselblumen verschönern den feuchten braunen Boden. Der Hang unter dem Weg ist grossflächig abgerutscht, auch der Weg droht wegzubrechen. In der Mulde "Schafsattel" ist die Spur zwischen den jungen Tännchen und Arven fast verschwunden. Die Landschaft ist urtümlich mit steilen Kalkwänden, Geröllzügen, Alpenrosenbuckeln und Schneeflecken, dazwischen viele Frühlingsblumen. Der Weg wird wieder deutlich in der Geröllhalde unter der vorderen Spillgerte, hier finden sich einzelne hellrote Markierungen. Auf der Holzflue treten wir in ein wahres Paradies von hellvioletten Kugelblumen, so viele und dicht wie nie gesehen!

Dann stehen wir oben am Holzfluecouloir: Schnee oder nicht Schnee ist hier die Frage. Es ist so steil, dass wir es nicht sehen. Die ersten Serpentinchen sind noch gut ausgeprägt. Dann wird es geröllig. Eine Gemse springt das Couloir hinab, Steine poltern mit. Lieber unter uns als hinter uns! Die steilste Stelle ist voll Schnee. An der linken Couloirwand liegt längs ein dürrer Baum, darunter ist der Schnee weg. Meine Kollegin ist mutig, traversiert die vier Schritte zum Baum und steigt ihm entlang ab. Ich benütze den Baum als liegende Leiter und schliesse auf. Dem Felsfuss entlang steigen wir ab, bis die Trittspuren aus dem Schnee hervorkommen, damit ist die steilste Stelle geschafft. Dort wo die ersten Sträucher und Tännchen heraufwachsen, werden die Spuren zum Weglein, das auf etwa 1800m nach Osten führt (nicht zu früh nach rechts über die Rinne, erst unterhalb der Felsen queren). Auf gleicher Höhe traversiert die Route in das Tälchen unter der Fromatthütte. Hier finden sich zahlreiche hellrote Markierungen, aber kaum mehr Spuren. Bei der Fromatthütte ist die Zivilisation erreicht, es gibt Kaffee und Kuchen.

Kaum haben wir uns auf den Abstieg nach Blankenburg gemacht, fängt ein Alphorn zu blasen an. Die Wände der Vorder Spillgerten schicken das Echo zurück. Das ergibt eine wundersame Melodie, besonders ergreifend der Zusammenklang heller und ganz tiefer Töne. Unter einer Felswand hören wir nur noch das Echo, weit entfernt nochmals leise Echo und Original. Vor lauter Eindrücken haben wir die Zeit fast vergessen, so dass wir das Züglein knapp verpassen. Wir halten die Daumen hoch und gleich das erste Auto nimmt uns zum Bahnhof Zweisimmen mit.

Das T 3 bezieht sich auf die Tour ohne Schnee im Holzfluecouloir. 

Tourengänger: Kik


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