Spillgerte West
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Nach der Erholungszeit rund um meinen jüngsten Trail-Wettkampf ergibt sich heute endlich wieder die Gelegenheit für eine meiner geliebten Mehrgipfeltouren. Trotz aller Ähnlichkeit vertragen sich die beiden Hobbies leider nur bedingt. Das Diemtigtal habe ich letzten Sommer und Winter ausgiebig besucht. Bloss das Gebiet westlich der Spillgerten hat sich hartnäckig als schwarzer Fleck gehalten. Dem wollte ich heute Abhilfe schaffen: unbekannte Gipfel und Grate à gogo - mehr brauche ich nicht für mein Alpinglück.
Ausnahmsweise war ich heute auf den Zug angewiesen. Für Touren aus dem hinteren Simmental ist das reichlich unpraktisch: frühster Start erst nach acht Uhr, verbunden mit tiefem Ausgangspunt. Dabei liesse sich mit dem PW wunderbar ins Zielgebiet hochfahren, sei es zum Parkplatz Gmeini Weid oder Meienberg. Das Programm wollte ich deswegen nicht kürzen und habe die "unnötigen" Höhenmeter als Training verbucht. Auch wenn der SAC gebetsmühlenartig das Gegenteil verkündet: Bergsteiger mit Ambitionen und/oder beschränktem Zeitbudget (ich gehöre in beide Gruppen) sind mit dem PW meist besser bedient.
Also wie erwähnt später Start um 8:10 vom Bahnhof in Blankenburg (960m). Es ist bereits unangenehm warm; beim Klingeln des Weckers drei Stunden zuvor hatte es in Bern noch aus Kübeln geschüttet. Im Schlepptau eines weiteren zügigen Solisten folge ich dem Wanderweg bis zum Vehsattel (1711m). Im feuchten Urwaldklima rinnt der Schweiss in Strömen. Oben in Gratnähe sollte dann den ganzen Tag ein angenehmes Lüftchen gehen. Kurz vor den Alpgebäuden ziehe ich rechts weg (guter Weg) bis zur Hütte P. 1799. Hier steht man zu Füssen vom NE-Abbruch des Gyrshubel (1968m). Direkt überwinden lässt sich dieser nicht, aber wenig nördlich geht's unschwierig eine steile Gras-/Schrofenflanke zum Grat hoch (T3), wo man auf eine gute Spur trifft. Wenige Minuten später stehe ich auf dem ersten von sechs Gipfeln heute.
Auf dem benachbarten Gandhore (2112m) bewegt sich etwas... Wer ist denn schon so früh unterwegs? Wenig später kreuze ich ihn, ein Bergläufer, von St. Stephan hochgekommen. Der Aufstieg über den Westgrat verläuft problemlos, auch der abweisende Gipfelaufschwung kann harmlos und offensichtlich überwunden werden (fast durchgehend Wegspur). Normalerweise wird nun auf gleicher Route zurückgestiegen, um in freiem Gelände wieder die Alp Vehsattel zu erreichen. Das muss nicht sein. Wen einige Tiefblicke und der unzuverlässige Fels nicht schrecken, folgt besser dem Ostgrat bis zum tiefsten Punkt vor P. 2061. Technisch ist das trivial, circa T5+. Einen heiklen Abbruch umgeht man mit Vorteil durch die Westflanke. Der direkte Weiterweg über P. 2061 zum Üssers Höuweggli (P. 1966) würde dann ganz anderen Einsatz erfordern, schön dokumentiert durch
lorenzo. In Halbschuhen und ohne Sicherungsmaterial unterwegs steige ich lieber durch die breite Geröllmulde nach Norden ab und quere bei erstbester Gelegenheit zum Alphüttchen bei P. 1966 (mit Brunnen). Von hier verbleibt ein Katzensprung zur Mieschflue (2154m).
Zunächst über die gleiche Route retour, um dann höheneffizient der Westwand des Brunnihore entlang zu queren (Wegspur vorhanden, beim Hinweg auf Einstieg achten). Dort, wo die Spur beginnt an Höhe zu verlieren, steigt man rechterhand über eine harmlose Grasrampe zum Grat hoch und folgt ihm im Gehgelände zum Brunnihore (2221m). Trotz schöner Aussicht mag man hier nicht verweilen, viel zu verlockend der nahe, dominante Felskopf des Chörbelihore (2239m). Dessen Bezwingung erweist sich tatsächlich als Schlüsselstelle und alpinistischer Höhepunkt heute: südseitig das allererste Couloir hoch, was einige beherzte, ausgesetzte IIer Züge erfordert. Dann in drei Minuten über gehobenes Gehgelände zum Gipfel.
Für den Weiterweg zur Spillgerte könnte man den Gipfelaufbau südseitig auf einem breiten Grasband traversieren. Aber wenn man schon mal oben ist, anerbietet sich natürlich die Variante über den NE-Grat (T5). Das geht ganz angenehm, auch die Umgehung nordseitig wäre möglich. Bei einem unangenehmen Abschwung weiche ich kurz nach Süden aus. Vom Sattel vor der Spillgerte, in der LK seit kurzem mit Wolfsgrätli (2098m) bezeichnet, geht's runter nach Norden und weiter über coupiertes, vermutlich aufgegebenes Alpgelände zum unmarkierten Wanderweg. Den verlasse ich sogleich wieder, um die SSW-Rampe Richtung Vorderi Spillgerte (2253m) anzugehen. Das ist anstrengend steil, aber dank schwacher Wegspur gut zu gehen. Oben erreiche ich die weite Westflanke, welche in harmlosem Grasgelände bis zum Gipfel hochführt. Das ist ein toller Aussichtsbalkon! Und ebenso eindrücklich der Verbindungsgrat zur Hinderi Spillgerte, dem Wahrzeichen der Region. Oben sitzt ein älteres Ehepaar, das sich erstaunt zeigt: sie seien regelmässige Besucher und hätten hier noch nie jemanden angetroffen.
Ich gönne mir zum ersten Mal eine etwas längere Pause. Aber schlussendlich werde ich zuhause erwartet und zügig wie zuvor geht's an den Abstieg. Am Ende der Westflanke angekommen wähle ich für die Fortsetzung das NW-Couloir. Das entspricht der (kaum begangenen) Skiroute - ein Projekt für nächsten Winter. Typisch 2022, es ist erst Anfang Juni und es liegt kaum mehr Schnee. Zum Glück, denn je nachdem hätte man zuoberst Steigeisen benötigt. Stattdessen bequemes Geröllsurfen - aufsteigen möchte man hier nicht... Via Fromatthütte jogge ich weiter talauswärts. Unterwegs kann ich einem Brunnen nicht widerstehen und lege mich für drei Minuten ins kalte Nass. Welch Wohltat! Unten bei der Bahnstation zurück in Blankenburg (960m) erschlägt mich die Gluthitze dann beinahe.
Zeiten (kum)
1:25 Gyrshubel
1:50 Gandhore
2:25 Mieschflue
2:55 Brunnihore
3:10 Chörblihore
4:05 Vorderi Spillgerte
5:00 Blankenburg SBB
Ausnahmsweise war ich heute auf den Zug angewiesen. Für Touren aus dem hinteren Simmental ist das reichlich unpraktisch: frühster Start erst nach acht Uhr, verbunden mit tiefem Ausgangspunt. Dabei liesse sich mit dem PW wunderbar ins Zielgebiet hochfahren, sei es zum Parkplatz Gmeini Weid oder Meienberg. Das Programm wollte ich deswegen nicht kürzen und habe die "unnötigen" Höhenmeter als Training verbucht. Auch wenn der SAC gebetsmühlenartig das Gegenteil verkündet: Bergsteiger mit Ambitionen und/oder beschränktem Zeitbudget (ich gehöre in beide Gruppen) sind mit dem PW meist besser bedient.
Also wie erwähnt später Start um 8:10 vom Bahnhof in Blankenburg (960m). Es ist bereits unangenehm warm; beim Klingeln des Weckers drei Stunden zuvor hatte es in Bern noch aus Kübeln geschüttet. Im Schlepptau eines weiteren zügigen Solisten folge ich dem Wanderweg bis zum Vehsattel (1711m). Im feuchten Urwaldklima rinnt der Schweiss in Strömen. Oben in Gratnähe sollte dann den ganzen Tag ein angenehmes Lüftchen gehen. Kurz vor den Alpgebäuden ziehe ich rechts weg (guter Weg) bis zur Hütte P. 1799. Hier steht man zu Füssen vom NE-Abbruch des Gyrshubel (1968m). Direkt überwinden lässt sich dieser nicht, aber wenig nördlich geht's unschwierig eine steile Gras-/Schrofenflanke zum Grat hoch (T3), wo man auf eine gute Spur trifft. Wenige Minuten später stehe ich auf dem ersten von sechs Gipfeln heute.
Auf dem benachbarten Gandhore (2112m) bewegt sich etwas... Wer ist denn schon so früh unterwegs? Wenig später kreuze ich ihn, ein Bergläufer, von St. Stephan hochgekommen. Der Aufstieg über den Westgrat verläuft problemlos, auch der abweisende Gipfelaufschwung kann harmlos und offensichtlich überwunden werden (fast durchgehend Wegspur). Normalerweise wird nun auf gleicher Route zurückgestiegen, um in freiem Gelände wieder die Alp Vehsattel zu erreichen. Das muss nicht sein. Wen einige Tiefblicke und der unzuverlässige Fels nicht schrecken, folgt besser dem Ostgrat bis zum tiefsten Punkt vor P. 2061. Technisch ist das trivial, circa T5+. Einen heiklen Abbruch umgeht man mit Vorteil durch die Westflanke. Der direkte Weiterweg über P. 2061 zum Üssers Höuweggli (P. 1966) würde dann ganz anderen Einsatz erfordern, schön dokumentiert durch

Zunächst über die gleiche Route retour, um dann höheneffizient der Westwand des Brunnihore entlang zu queren (Wegspur vorhanden, beim Hinweg auf Einstieg achten). Dort, wo die Spur beginnt an Höhe zu verlieren, steigt man rechterhand über eine harmlose Grasrampe zum Grat hoch und folgt ihm im Gehgelände zum Brunnihore (2221m). Trotz schöner Aussicht mag man hier nicht verweilen, viel zu verlockend der nahe, dominante Felskopf des Chörbelihore (2239m). Dessen Bezwingung erweist sich tatsächlich als Schlüsselstelle und alpinistischer Höhepunkt heute: südseitig das allererste Couloir hoch, was einige beherzte, ausgesetzte IIer Züge erfordert. Dann in drei Minuten über gehobenes Gehgelände zum Gipfel.
Für den Weiterweg zur Spillgerte könnte man den Gipfelaufbau südseitig auf einem breiten Grasband traversieren. Aber wenn man schon mal oben ist, anerbietet sich natürlich die Variante über den NE-Grat (T5). Das geht ganz angenehm, auch die Umgehung nordseitig wäre möglich. Bei einem unangenehmen Abschwung weiche ich kurz nach Süden aus. Vom Sattel vor der Spillgerte, in der LK seit kurzem mit Wolfsgrätli (2098m) bezeichnet, geht's runter nach Norden und weiter über coupiertes, vermutlich aufgegebenes Alpgelände zum unmarkierten Wanderweg. Den verlasse ich sogleich wieder, um die SSW-Rampe Richtung Vorderi Spillgerte (2253m) anzugehen. Das ist anstrengend steil, aber dank schwacher Wegspur gut zu gehen. Oben erreiche ich die weite Westflanke, welche in harmlosem Grasgelände bis zum Gipfel hochführt. Das ist ein toller Aussichtsbalkon! Und ebenso eindrücklich der Verbindungsgrat zur Hinderi Spillgerte, dem Wahrzeichen der Region. Oben sitzt ein älteres Ehepaar, das sich erstaunt zeigt: sie seien regelmässige Besucher und hätten hier noch nie jemanden angetroffen.
Ich gönne mir zum ersten Mal eine etwas längere Pause. Aber schlussendlich werde ich zuhause erwartet und zügig wie zuvor geht's an den Abstieg. Am Ende der Westflanke angekommen wähle ich für die Fortsetzung das NW-Couloir. Das entspricht der (kaum begangenen) Skiroute - ein Projekt für nächsten Winter. Typisch 2022, es ist erst Anfang Juni und es liegt kaum mehr Schnee. Zum Glück, denn je nachdem hätte man zuoberst Steigeisen benötigt. Stattdessen bequemes Geröllsurfen - aufsteigen möchte man hier nicht... Via Fromatthütte jogge ich weiter talauswärts. Unterwegs kann ich einem Brunnen nicht widerstehen und lege mich für drei Minuten ins kalte Nass. Welch Wohltat! Unten bei der Bahnstation zurück in Blankenburg (960m) erschlägt mich die Gluthitze dann beinahe.
Zeiten (kum)
1:25 Gyrshubel
1:50 Gandhore
2:25 Mieschflue
2:55 Brunnihore
3:10 Chörblihore
4:05 Vorderi Spillgerte
5:00 Blankenburg SBB
Tourengänger:
Bergamotte

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