Pfingsttour (fast) ohne Berge, dafür ein wenig „skaliert“ und „geschanzt“


Publiziert von lainari , 20. Mai 2013 um 14:49.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:19 Mai 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:29 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bahn RB 60 Dresden-Görlitz bis Breitendorf
Kartennummer:1:50.000, SK Nr. 27 Schirgiswalde und Umgebung und SK Nr. 25 Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft

Lausker Skala und Gröditzer Skala
 
Ich glaube, hier bedarf es noch einmal einer kurzen Erklärung: Skala (Mehrzahl Skalen) = Oberlausitzer Durchbruchs- oder Engtal, in dem sich ein Fließgewässer im Flach- oder Hügelland tief in den Felsuntergrund eingeschnitten hat. Entlang dieser Skalen gibt es die Reste einiger sogenannter Skalenburgen zu entdecken, das sind alte slawische Erdwälle und Schanzen. Zwei Skalen und fünf Schanzen wollte ich nun auf einer Rundtour besuchen.
 
Eine feiertägliche Besucherflut ergoss sich in die Sächsische Schweiz, ich trat die Flucht an und fuhr Richtung Oberlausitz. Als Ausgangspunkt wählte ich den alten Bahnhof und jetzigen Haltepunkt von Breitendorf an der Bahnstrecke Dresden-Görlitz (historische sächs. Bezeichnung GD-Linie). In der angenehmen Morgenkühle des strahlenden Frühsommertages machte ich mich auf den Weg und verließ Breitendorf Richtung Niedermühle. Dort wechselte ich auf einen Feldweg und erreichte im Verlauf Kohlwesa (Kołwaz). Da meine Tour komplett im sorbischen Kulturraum verläuft, habe ich die entsprechenden Ortsnamen jeweils hinzugefügt. Auch heute wurde ich auf der Straße mal wieder von einem freilaufenden Hofhund heimgesucht. Das halbhohe Exemplar gebärdete sich wie wild und war dabei nur einen Hauch von meinem Hosenbein entfernt. Sein Frauchen rief ihn halbherzig zurück, anschließend wurde er gelobt. Nun gut, der Hund hatte nichts falsch gemacht…
Ich durchschritt den Ort und passierte die Bahnunterführung. Dahinter ging ich noch ein wenig bergauf, bis dann die Fahrstraße leicht ins Tal des Kuppritzer Wassers abfiel. Unmittelbar am Ortseingangsschild von Kuppritz (Koporcy) bog ich nach rechts in den Kuppritzer Park ein. Dieser Landschaftspark wurde Ende der 1930er Jahre von einem Gutsbesitzer angelegt. Hier gibt es einige Rhododendron-Pflanzungen und mit Tafeln erklärte exotische Bäume zu sehen. Ausgangs des Parks ging ich über einen Steg an das andere Bachufer, dahinter unscheinbar nach rechts über eine Wiese bis zu einem Grundstück. Später unterquerte ich ein großes Eisenbahnviadukt und wanderte auf einem Feldweg ins Tal hinab und weiter nach Niethen (Něćin). Ab Kuppritz sollte der Weg eigentlich markiert sein, dies war aber nur sehr unregelmäßig der Fall. Nun musste ich erst einmal Karte und Landschaft konsultieren, um das nächste Ziel, die Niethener Schanze zu finden. Rechts herum aus dem Tal, oben wieder rechts und später nochmals in diese Richtung abgebogen, gelangte ich schließlich dorthin. Der Wall der Niethener Schanze erhebt sich an der höchsten Stelle ca. 15 m und umschließt einen Innenraum von ca. 100 m Durchmesser. Das Bauwerk dürfte aus dem 10. Jh. datieren. An einer Bank machte ich kurz Pause. Dabei bemerkte ich einen Pfad der unmittelbar aus dem Tal heraufkam. Am unmarkierten Abzweig war ich unten zuvor vorbeigegangen.
 
Nun ging ich bis zum letzten Haus zurück und folgte einem Feldweg hinüber nach Lauske (Łusk). Hinter den Häusern schwenkte ich kurz vor Erreichen des Kotitzer Wassers auf einen Pfad ein, der mich in die Lausker Skala führte. Zunächst blieb ich am Westufer. Bei einer Brücke führte ein schmaler Pfad bergwärts. Oben ging ich einige Meter gegenläufig, bis ich zur Lausker Schanze mit ihrer künstlichen neugotischen Ruine kam. Die Schanze aus dem 10. Jh. hat einen relativ kleinen Innenraum von etwa 30 m Durchmesser. Im 19. Jh. wurde die Lausker Skala im Zuge der Naturromantik als Landschaftspark überformt und entsprechend dem Zeitgeschmack mit Sehenswürdigkeiten ausgestattet. Ich lief zur Brücke zurück und am Westufer bis zum Teich hinauf. Dann drehte ich um und wechselte ans Ostufer und lief zur Zschornaer Schanze hinauf. Diese hat einen recht niedrigen Wall mit großem Innenraum von etwa 75 m Durchmesser, zentral befinden sich zwei mächtige Eichen darin. Zu ihren Füßen liegt die Begräbnisstätte derer von Bressler. Von hier strebte ich zur Straße und verließ Lauske nordwärts. An der Ortsverbindungstraße streifte ich Kotitz (Kotecy) - Oberkotitz und kam nach endlos scheinendem Marsch nach Gröditz (Hrodźišćo). Hier bog ich nach rechts ein und folgte dem Nordufer des Löbauer Wassers. Am Anfang der Gröditzer Skala führte ein kleiner Pfad links hinauf zur Gröditzer Schanze. Diese hat einen teilweise mächtigen Wall und misst im Innenraum ca. 50 m Durchmesser. Das Bauwerk datiert etwa im 9. Jahrhundert. Aussichtsreich legte ich auf einer Bank um Punkt 12 Uhr meine verdiente Mittagsrast ein. In die Skala abgestiegen, setzte ich meinen Weg fort. Der schöne Pfad am Nordufer leitete mich durch den romantischen Grund. Das einzig Störende war der Lärm der nahen Autobahn A 4. Im Verlauf traf ich, dem Gepäck nach zu urteilen auf zwei Pilger, die den hier verlaufenden Abschnitt des Jacobsweges nutzten. Am großen alten Eisenbahnviadukt war das Ende der Gröditzer Skala erreicht. Ich stieg zur Brücke hinauf und überquerte sie. Links unterhalb befanden sich die Ruinen der Wuischker Mühle. Über die alte Bahntrasse gelangte ich nach Weißenberg (Wóspork). Hier passierte ich den einstigen Bahnhof. Weißenberg war bis Anfang der 1970er Jahre ein kleiner Bahnknotenpunkt. Hier traf die Strecke Löbau-Radibor (historische sächs. Bezeichnung LR-Linie) auf die vormalige Görlitzer Kreisbahn. Der Mittelteil dieser Strecken mit dem Abzweigbahnhof wurde stillgelegt und abgebaut. Die jeweiligen Streckenenden nutzte man in Löbau für Militärverkehr, zwischen Radibor und Baruth für den Güterverkehr und zwischen Görlitz und Königshain-Hochstein für Personen- und Güterverkehr weiter. Mitte der 1990er Jahre entfielen auch diese Verkehre und man baute die Gleise ab. An den Umstand, das Sachsen einst das dichteste Schienennetz Mitteleuropas hatte, bleibt nur die Erinnerung.
 
Weißenberg verlassend, überquerte ich eine Hauptstraße und lief an der Ostflanke des Strohmberges bergwärts. Kurz nach dem höchsten Punkt des Feldweges entdeckte ich einen unscheinbaren Pfad, der nach rechts durch den Wald zum Gipfel des Strohmberges führte. Unterwegs trat dieser durch einen Dornendschungel, war aber recht gut begehbar. Am Berghang fanden sich die Reste einer Schanze, eine Nachschau war wegen der dichten Vegetation nur eingeschränkt möglich. Auf dem Gipfel traf ich auf die Station 2. Ordnung Nr. 47 der Königlich Sächsischen Triangulierung. Mittlerweile setzte mir die Wärme ganz schön zu. Nach einer Trinkpause kehrte ich zum Feldweg zurück und lief weiter. Später musste ich ein kurzes Stück an einer größeren Straße entlanglaufen und bog dann nach rechts auf einen Feldweg ab. Dieser war im Verlauf von Bäumen gesäumt. Im Schatten eines solchen Alleebaumes ließ ich mich niedersinken und pausierte erneut. Mit neuem Elan nahm ich das restliche Wegstück unter die Füße und passierte Spittel (Špikały). Der Fahrweg führte an der Flanke des Wohlaer Berges aufwärts, bis er schließlich nach Breitendorf hin abfiel. Durch den Ort erreichte ich mein Ziel am Bahnhaltepunkt.
 
Insgesamt eine unschwierige (T 1), interessante Runde auf Feld- und Wiesenwegen sowie entlang wenig befahrener Ortsverbindungsstraßen. Die Schanzenzugänge, der Pfad am Nordufer der Gröditzer Skala und der Aufstieg zum Strohmberg führten zur T 2 Vergabe. 

Tourengänger: lainari


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Geodaten
 15963.kml

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