Czorneboh (Čornobóh) - Höchster sorbischer Berg, Teufelsfuß, Hölle und mehr...


Publiziert von pika8x14 , 28. Mai 2020 um 01:48.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:21 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 570 m
Abstieg: 570 m
Strecke:Schönberger Passstraße (Šumbarkski přesmik, ca. 390 m) - Hölle (Hela) - Teufelsfuß (Čertowa stopa) - Hromadnik, aka Döhlener Berg (Delanska hora, 508 m) - Teufelswaschbecken (Čertowa myjnica) - Teufelsfenster (Čertowe wokno) - Czorneboh (Čornobóh, 557 m) - Wuischker Sattel (Wuježčanske sedlo, ca. 430 m) - Steinberg (Kamjentna hora, 493 m) - Hochstein (Rubježny hród, 534 m) und zurück, mit Umweg über die Polenzkanzel (Polencowa klětka); Schönberger Passstraße - Steinbruchsee Pielitzer Abyss/Zur Anne (und zurück)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Pkw auf die Schönberger Passstraße zwischen Pielitz (Splósk) und Schönberg. Parkmöglichkeiten an mehreren Abzweigen von Waldwegen im Bereich der Passhöhe bzw. etwas unterhalb.
Kartennummer:https://www.luzica.la/serbskakarta.html, mapy.cz, geoviewer.sachsen.de

Zur Abwechslung geht’s heute einmal ins Lausitzer Bergland (Łužiske hory), das zu den Westsudeten (Zapadne Sudety) zählt. Das Ziel unserer Wanderung ist dabei vor allem der

Czorneboh (Čornobóh).

Mit 557 m ist dieser die höchste Erhebung in der unweit von Bautzen (Budyšin) gelegenen, nördlichsten Bergkette des Lausitzer Gebirges. Außerdem ist er der Gipfelhöhe nach auch die „Nummer 1“ im Sorbischen Siedlungsgebiet, dessen Grenze in der Nähe des Kammes verläuft. Da diese Region zweisprachig ist, sind für geografische Bezeichnungen im Bericht in der Regel beide Schreibweisen angegeben: die deutsche wie auch die obersorbische (in Klammern).

Um den Czorneboh ranken sich verschiedene Sagen, oft  wird er auch als mögliche Kultstätte ins Spiel gebracht. In Anbetracht des Bergnamens (čorny bóh bedeutet „Schwarzer Gott“) wundert das natürlich nicht, zumal ältere Erwähnungen - wie Prašica, Prašwica oder Schleifberg - aktuell auf Karten oder im Sprachgebrauch kaum mehr eine Rolle spielen.

Unabhängig davon, ob bestimmte Legenden oder Theorien zu Kulten tatsächlich zutreffen, findet man am Berg zahlreiche schöne Felsformationen. Und mitunter stößt man eben auch auf verheißungsvoll klingende „Sehenswürdigkeiten“ wie Teufels-Fuß, -Waschbecken oder -Fenster...


Unsere Tour

… startet kurz vor „Um 9“ an der Schönberger Passstraße (Šumbarkski přesmik).

Ein Stück nördlich des eigentlichen „Passes“ zweigt ein breiter Weg ostwärts in den Wald ab, der sich nach etwa einhundert Metern mit dem markierten Wanderweg vereinigt. Wir halten uns an dieser Kreuzung jedoch erst einmal halbrechts (südostwärts) und am nächsten Abzweig halblinks (ostwärts).

Nach einer Viertelstunde passieren ein wir ein erstes wassergefülltes „Restloch“ eines alten Steinbruchs. Und weitere 10 Minuten später erreichen wir - zuletzt praktisch weglos - die Hölle (Hela): Im ehemaligen Steinbruch befindet sich nun ein See, während die steilen Felswände wild überwuchert sind.

Nun pirschen wir uns weiter grob nordwärts in Richtung Hromadnik. Diesen umgehen wir linkerhand und gelangen damit zum offiziellen Wanderweg. Dort treffen wir auf den Teufelsfuß (Čertowa stopa), Nach dem Bestaunen des vermeintlichen Abdrucks erkunden wir kurz die schönen Felsen im Gipfelbereich des Hromadnik, aka Döhlener Berg (Delanska hora, 508 m).

Weiter geht’s ein Stück bergab zum Teufelswaschbecken (Čertowa myjnica), das mitunter auch als Opferbecken (wopornišćo) bezeichnet wird.

Dann stapfen wir wieder aufwärts. Übrigens gibt’s mittlerweile auch etwas Aussicht: Mehrere Stürme, noch mehr Borkenkäfer und letztendlich auch das eine oder andere Forstgerät haben große Waldstücke „beseitigt“.

Ein kurzer Schwenk - weg vom eigentlichen Wanderweg - führt uns zum Teufelsfenster (Čertowe wokno), wo wir uns eine Weile umsehen.

Wenig später erreichen wir den Czorneboh (Čornobóh, 557 m). Berggasthof und Aussichtsturm lassen wir erst einmal „links liegen“. Wir nehmen also nicht das Asphaltsträßchen, sondern folgen dem - u. a. blau markierten - Weg in Kammnähe.

Ca. 200 m östlich der Gebäude gelangen wir so zu den eigentlichen Gipfelfelsen. Diese befinden sich wenige Meter abseits des Weges und werden offenbar eher selten besucht.

Nach längerem Aufenthalt schlendern wir weiter und umgehen dabei den wenig markanten Gipfel des  Ziegelberg (Cyhelska hora, 467 m). Zwischendurch spazieren wir dabei ein Stück über Asphalt und erreichen schließlich den Wuischker Sattel (Wuježčanske sedlo, ca. 430 m, Parkplatz).

Wir setzen unsere Wanderung fort: Nach wie vor dem blauen Punkt folgend geht’s hinauf zum Steinberg (Kamjentna hora, 493 m). Am Gipfel gibt’s - man ahnt es - Steine (Felsen), zusätzlich sogar einen Jägerstand und ganz gute Aussicht.

Anschließend dackeln wir zum Hochstein (Rubježny hród, 534 m). Hier erkraxeln wir den einen oder anderen Felsen und halten uns länger auf.

Schließlich begeben wir uns wieder auf den Rückweg. Großartige Sensationen sind dabei nicht zu vermelden. Mittlerweile treffen wir allerdings deutlich mehr andere „Wanderer“ - zufällig ist heute Himmelfahrt. Wir genehmigen uns den kurzen Umweg über die Polenzkanzel (Polencowa klětka), wo es eine Aussichtsbank (aber keine Aussicht ;-) gibt. Am Czorneboh besuchen wir den Aussichtsturm. Und zwischen Hromadnik und Schönberger Passstraße nehmen wir diesmal den direkten Weg (also ohne „Ausflug in die Hölle“).

Zu guter Letzt machen wir nun noch einen kleinen Abstecher: Vorbei an der Pielitzhöhe (Splóšćanska hórka, 406 m) spazieren wir zum Steinbruchsee „Zur Anne“, aka Pielitzer Abyss, wo noch etliche Gebäuderuinen und Reste technischer Anlagen vorhanden sind.  

Kurz nach 16.00 Uhr endet dann unsere Tour. Insgesamt sind wir damit etwa 7 Stunden unterwegs (ohne Pausen: ca. 5 Stunden). In aller Regel wandern wir auf guten Wegen (T1 - T2), im Bereich der Gipfelfelsen ist das Gelände auch mal T3, bei möglichen Kraxeleinlagen mit „+“. Ein bisschen Vorsicht ist logischerweise an den Felsen und natürlich bei etwaigen Abstechern zu ehemaligen Steinbrüchen angesagt.


pika8x14 sind heute: A. + A.  

Tourengänger: pika8x14


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T1
20 Okt 20
Czorneboh und Hochstein · klemi74
T2
15 Aug 05
Czorneboh und Bieleboh · lainari
T2

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

mong hat gesagt:
Gesendet am 28. Mai 2020 um 07:10
Über den Schweizer Kanton (Uri), wo ich wohne, sagte einer seiner Bewohner, der Maler und Dichter Heinrich Danioth, er sei "Prunkkammer Gottes und Irrgarten des Teufels".

Anscheinend haben es die Bewohner des Lausitzer Berglandes auch ständig mit dem Gehörnten zu tun gehabt. ;-)

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Mai 2020 um 22:41
Grundsätzlich hängt ja beides offenbar immer irgendwie zusammen: Gut und Böse, Gott und Teufel oder welche Gegensätze auch immer.

Wenn man es also tatsächlich einmal mit dem "Gehörnten" zu tun haben sollte, ist doch nur entscheidend, auf welcher Seite man steht ;-).

Übrigens: In der benachbarten Bergkette des Czorneboh befindet sich der Bieleboh. Dem "Schwarzen Gott" steht also der "Weiße Gott" gegenüber.


Kommentar hinzufügen»