Rote Säule 2993 m


Publiziert von antenberg , 25. März 2013 um 20:28.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:22 März 2013
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lofer - Zell am See - Mittersill - Felbertauerntunnel. Kurz nach dem Tunnel rechts abzweigen zum Matreier Tauernhaus, 2,5 km geräumte Straße zum bewirtschafteten Tauernhaus. Dort Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Matreier Tauernhaus (Osttirol)
Kartennummer:AV Karte Venedigergruppe 1:25000 (Nr. 36))

Auf diesen Berg wollten wir schon lange eine Skitour unternehmen: die Beschreibung klingt gar zu verlockend. An diesem Freitag wollten wir meinen "Rentnerbonus" nutzen und den Traum wahr machen. Sonnig, kalt, wenig Wind – das versprach der Wetterbericht, Hauptgefahren auf der N- und NW-Seite kammnah. Bis auf das mit dem Wind stimmte es auch …
Nach 2 Stunden Autofahrt starteten wir gleich hinter dem Felbertauerntunnelportal beim schönen Matreier Tauernhaus. Ein herrliche, lange Skiwanderung ins hinterste Gschlösstal, eine atemberaubende Umgebung mit ständiger Sicht auf einen der höchsten Berge Österreichs, den Großvenediger. Dass der Wind sturmartige Qualität hatte, war aber schnell zu erkennen. Riesige Schneefahnen zogen von den Gipfeln und Graten nach SO …
Außergschlöss und Innergschlöss, zwei bezaubernde, jetzt im Winterschlaf befindliche Almdörfer zogen an uns vorbei, dann begann nach 1,5 Stunden der eigentliche Aufstieg. Zwei Gruppen waren vor uns, ansonsten sahen wir den ganzen Tag keine Menschenseele. Ein schöner, steiler Pfad zieht durch Birkenwald hinauf auf die riesigen, mittelsteilen, hindernislosen Hänge, die zum Gipfel ohne jedes Orientierungsproblem hinauf führen. Ruhiges Steigen, fantastische Ausblicke – das wäre total gemütlich gewesen, wenn nicht der NW-Wind mit Gewalt gegen uns angekämpft hätte. Häufig wurden ganze Schneewolken verfrachtet, ständig bewegte sich ein weißer Vorhang über die Hänge. Die Spur unserer Vorgänger war nach 20 Minuten schon fast völlig verweht. Triebschnee in Massen! Die Spur war sehr sorgfältig in optimaler Steigung meist über Kuppen gelegt. Wir dachten aber mit etwas Sorge an die Abfahrt. Außerdem schien die Schneequalität mit Wechsel aus windgepresstem harten Bruch undkompaktem Triebschnee nicht optimal.
Bald tauchte der rötliche Turm der Roten Säule über uns auf, die Spur verlief in einem großen Links- und dann Rechtsbogen um seine Abbrüche über Sandebne und das winzige Gschlösskees hinauf zum Gipfelgrat. Kurz davor kamen uns die Vorgänger im stiebenden Pulver mit Juchzern entgegen -– die Abfahrt schien perfekt.
Wir machten relativ frühzeitig Skidepot, da der Grat doch recht aufsteilt und ziemlich verblasen war. Zu Fuß, Brigitte auch mit Steigeisen kletterten wir die paar Meter auf den winzigen Gipfel bzw. Vorgipfel, denn die letzten Meter hätten über ein tief verschneites, extrem ausgesetztes Gratstückchen geführt, auch unsere Vorgänger hatten auf dieses Vergnügen (wie wohl die meisten Tourengeher) verzichtet. Glücklicherweise ließ nun der Wind nach und wir konnten das Gipfelerlebnis und die danach folgend Pause auf einer kleinen Schneeterrasse unter dem Gipfel genießen. Ein unglaubliches Panorama umgab uns, neben dem beherrschenden Großvenediger mit seinen markanteren Trabanten in unmittelbarer Nachbarschaft und dem entfernten, alles überragenden Großglockner und dem formschönen Wiesbachhorn ragten tausende von weißen Gipfeln in den makellosen Märzhimmel. Einfach nur schön!
Dann die Abfahrt! Herrlicher, tiefer Pulver die halbe Strecke – wir hätten es uns nicht so schön gedacht. Ein Schwung nach dem anderen – perfekt! Dann wurde der Schnee "hakeliger", es giung aber immer irgendwie auch für uns nicht so wahnsinnig gute Skifahrer. Dann doch Erschrecken: direkt neben uns war ein großes Schenebrett abgegangen: ca. 150x150 m mit einer Abrisskante vonm gut 70 cm. Fernausgelöst offensichtlich durch einen unserer Vorgänger, der in die schönen Mulden queren wollte und dann in Schussfahrt aus der Lawinenbahn kam, wie die spuren zeigten. Wahnsinnsglück gehabt! Klassischer Abriss direkt unter einere kleinen Kuppe: "Hohe Tauern: Rinnen und Mulden auch kammfern in allen Hanglagen kritisch" – hatte der LLB geschrieben. Bei den Triebschneemassen eigentlich auch kein Wunder!
Wir folgten nun ebenso vorsichtig wie unsere Vorgänger immer den Rücken und Kuppen und kamen so in zunehmend schlechtem Schnee aber sicher hinunter zum Beginn des Birkenwäldchens. Alles in einem absolut bezaubernden Nachmittagslicht in absoluter Einsamkeit in dieser wahrhaft großen Landschaft! Immer wieder verharrten wir, staunten, schauten und fotografierten. Nach dem steilen Waldstück auf der Aufstiegsspur rutschend erreichten wir Innergschlöss. Nun begann wieder eine lange Wanderung, nur teilwese rutschten die Ski von alleine … Aber die Szenerie entschädigte für alles. Und am Ende gab es zur Belohnung für die lange und nicht unanstrengende Tour im Tauernhaus einen riesigen Apfel- bzw. Topfenstrudel vor der langen Heimfahrt.

Tourengänger: antenberg


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

morphine hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2013 um 12:28
Hallo antenberg,

bin erst heute auf diesen Tourenbericht gestoßen. Obwohl ich gar kein Skifahrer bin, wirklich interessanter Bericht und toll geschrieben.
Da ich die Gegend ja aus diversen Sommer- und Herbstbesuchen kenne, faszinieren Eure Wintereindrücke um so mehr.
Jede Menge eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen mit schönen Lichtstimmungen. Gratulation.

Gruß
morphine

antenberg hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. April 2013 um 12:47
Danke :-)
Obwohl wir nicht allzu weit entfernt leben und öfter in die Tauern zum Bergsteigen und Skitourengehen fahren, war das grandiose Gschlösstal für uns doch auch neu. Den Venediger kennen wir allerdings als Skitour (2006) von Norden: Küringerhütte. War eine absolut garndiose Tour. Wir haben beschlossen, in Zukunft öfter in diese Gegend zu fahren. Unsere eigenen Berge (Berchtesgadener Land) kenne wir inzwischen doch sehr gut (allerdings kennt man nie wirklich alles): siehe unser im Bruckmann-verlag neu erschienenes Buch »Bergerlebnis Berchtesgadener Land« (https://www.facebook.com/BergerlebnisBerchtesgadenerLand)
Herzliche Grüße aus Reichenhall, wo langsam der Frühsommer einzieht …
Michael und Brigitte


Kommentar hinzufügen»