Die Nacht war ruhig, ich fühle mich frisch, erholt und ausgeschlafen. Um 7 Uhr Frühstück was das Bergherz begehrt und kurz darauf raus auf die Felle ab Richtung Kesch. Es begrüsste uns ein Tag mit tiefblauem Himmel - wolkenlos...
Vor uns zwei Gruppen, weit-weit hinter uns die grosse 10ner Gruppe mit angenehmen Abständen. Ein wunderschöner "Diesel-Schlurf" und perfektes Einlaufen bis hinauf zum Skidepot unterhalb des Gipfelaufbaus. Der Gletscher perfekt eingeschneit, somit liessen wir das Seil zunächst im Rucksack.
Am Depot angekommen stieg die zweite Gruppe ein. Wir nahmen es gemütlich ohne Stress oder gar Hektik. Steigeisen an, Seilverkürzung, Pickel in die Hand und aufi zum Gipfel. Der untere Drittel weisste perfekten Trittschnee auf, wir gingen am kurzen Seil. In der ersten engeren Passage kamen uns bereits zwei entgegen. Sie entschlossen abzubrechen, da sie kein Seil dabei hatten. Diese Entscheidung konnte ich im Anschluss gut verstehen - es wurde zunehmend anspruchsvoller!
Die schmalen Querungen verlangten gute Trittsicherheit. Die Schneequalität wurde jedoch schlagartig minder, körnig, haltlos aufliegend auf den Felsen. Wir entschieden uns bei den Bohrhaken zu sichern auch wenn dies einen Mehrzeitaufwand bedeutete und uns die Bergführergruppe überholte. Auf der Kesch-Hütte berichtete ein Berggänger, dass er genau vor einem Jahr ungesichert und ohne Seil einen beinah tödlichen Unfall am Kesch hatte...
Ein letztes Felsband mit Fixseil überwunden, noch ein paar Fusstritte und WIR STANDEN ALLEINE AUF DEM GIPFEL!! Was für ein erhabenes Gefühl!! Überglücklich fühlte ich mich. Die uneingeschränkte Aussicht auf dem Kesch ist überwältigend. Wir genossen es...
Ja wer kommt denn da grinsend auf uns zu!!! B & R die absoluten GEWINNER one day Kesch - EINE WAHNSINNSLEISTUNG mit Abmarsch um 6 Uhr ab Bergün. Zu viert feierten wir...echt toll.
Wir machten uns wieder zum Abstieg fertig. Doch nach der ersten Felsstufe sahen wir einen Teil der 10ner Gruppe in der Querung "stecken". An dieser Stelle konnten wir kein Risiko eingehen und mussten gute 30 Minuten am Stand warten....kaaaaaaalt...brrrrrr
Nun folgte meine persönliche "uuuhhhfffff-Passage" mit dem sehr steilen Schneehang und der Querung. Dank toller Sicherung von Bruno und Support von R überwand ich meine Urängste - verschärft anhand meiner Bergerlebnisse - und war froh als das Gelände an Anspruch abnahm. In der letzten Felspassage seilte ich ab. Flux, wieder im besseren Trittschnee, waren wir am Depot.
Steigeisen rein, Pickel am Rucksack, klick in die Bindung und juhhuuuiiii rein ins Abfahrtvergnügen über den Gletscher. In der Sonne machten wir eine erste Pause und warteten auf die anderen beiden. An den sehr exponierten Sonnenhängen im unteren Teil des Val Tuors war der Schnee bereits total durchgefeuchtet. Wieder auf der Strasse angelangt, pistenähnlich hinunter und nach rund 2100 Höhenmeter Abfahrt waren die Oberschenkel froh am Auto angelangt zu sein ;-).
Anhand der Schneequalität im Gipfelhang taxiere ich die Tour als ZS- und muss einmal mehr sagen, der Kesch sei nicht zu unterschätzen! Im Sommer durch Steinschlag und im Winter anhand den Verhältnissen durchaus anspruchsvoll.
Ein Bergerlebnis das wieder tief in meinem Bergherzen bleibt! :-)
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