Val Onsernone – wie aus dem einfachen Madone ein echtes Unternehmen werden kann


Publiziert von Seeger , 8. Februar 2013 um 20:02.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 8 Februar 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Cramalina 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1283 m
Abstieg: 1283 m
Strecke:10.7km: Berzona 748m – Sella 1019m – Pino 1659m – Madone 1940m – gleicher Weg zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto: Locarno – Ponte Brolla Richtung Centovalli – Abzweigung nach rechts ausgangs Cavigliano – Auressio – Loco – Berzona (sehr wenig Parkplätze). Postautoverbindung ab Locarno
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:1312 Locarno 1:25'000

Schon haben wir einige Tage Schönwetter im Tessin. Mich locken die verschneiten Berge. So starte ich nicht allzu spät in  Berzona 748m bei steifem und giftig kaltem Nordföhn, nachdem ich die Schneeschuhe und Stöcke eingepackt habe. Diesen sehr schön ausgebauten Ort im Val Onsernone kennt jeder Schüler in Verbindung mit Max Frisch, wenn er einmal einen Vortrag über diesen hervorragenden Schriftsteller gehalten hat. (Oder eben halten musste: Denn Deutsch war nicht meine Stärke). Dem gut rot/weiss-markierten Wanderweg empor zu einer wunderschönen Kapelle, weiter durch Mischwald hinunter zum Fluss Bordione und nach der Brücke nach links, dann rechts steil hinauf nach Sella 1019m(T2). Schöne teuer ausgebaute Häuser mit sehr gepflegtem Umschwung. Hier erreicht man die Krete ins Maggiatal, was einen zauberhaften Blick auf dessen überragenden Berggrat freigibt – Grenze zum Val d’Osura und somit Val Verzasca. Viele bekannte Gipfel grüssen festlich weiss gekleidet mir zu.
Oberhalb von Sella führt der Weg links des Hauptgrates durch Wälder angenehm ausgebaut konstant steigend ins Tal hinein, um dann auf 1520m nach rechts abdrehend steil gegen  Pino 1659m (WT3) hinauf zu traversieren. Nun beginnt es eisig zu werden und der Schnee zwingt mich, die Schneeschuhe anzuschnallen. Nicht wegen der Schneehöhe, sondern der Vereisung. Die auf der exponierten Anhöhe gelegene Siedlung ist sehr zerfallen, doch es scheint, dass sich Leute der Ruinen angenommen haben. In auffallend gutem Zustand ist das hübsche Bildstöckchen, welches von dieser Empore her seinen Segen gibt. Fantastische Aussicht zum Lago Maggiore, dem Maggiatal, dem Val Onsernone und zu der Tessiner und Italienischen Bergwelt.
Nun immer der Hauptrippe entlang, kleine Felsnasen vorwiegend links umgehend, an den Fuss des Madone 1940m(WT3). Schneehöhe rund 80cm, was mich vorerst nicht stört. Denn er ist steinbeinhart gefroren. Meine MSR-Schneeschuhe sinken trotz meinem Gewicht keine 2cm ein. Fantastisch denke ich mir, einfach fantastisch. Schnell gewinne ich an Höhe. Es wird immer steiler. Mein Bauchgefühl schlägt Alarm! 80 hm unterhalb des Gipfels wird es mir unbehaglich (WT5). (Zuhause stelle ich fest, dass der Grat 30° Steigung überschreitet, die Flanken zur linken 40° und die rechts 50° Gefälle haben). Die Ausgesetztheit verschärft sich mit der glatten Oberfläche meines hochgejubelten gefrorenen Schnees. Mit Stöcken und Schneeschuhen ist ein Weiterkommen zu riskant. Ein Fall für Steigeisen und Pickel, welche ich nicht dabei habe.
Zum Glück habe ich gelernt, auf meine innere Stimme zu horchen. Vorsichtig kehre ich zurück und mag erst in Pino mein Mittagessen Menü 1 mit Banane und Krachnussschokolade einnehmen. Zur Versöhnung schenkt mir der Tag noch wunderbare, warme Schlummermomente im Windschatten von Sella.
Auf dem  gleichen Weg zurück verwöhnt mich eine Prise Frühling mit fantastischem Sonnenlicht und zum Abschluss noch Schneeglöckchen.
G.G.G. 

Tourengänger: Seeger


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Kommentare (4)


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MicheleK hat gesagt: Bravo !
Gesendet am 8. Februar 2013 um 23:37
dass du auf dich gehorcht hast: so eine Flanke - hart gefroren und alleine - faellt man nur einmal runter... alles andere war ja auch kurz vor dem Gipfel schoen!

Gruss und sichere Touren wuenscht
Michele

Seeger hat gesagt: RE:Bravo !
Gesendet am 9. Februar 2013 um 05:41
Hallo Michele
Danke für Deinen Kommentar.
Hätte ja noch einen zweiten Anlauf nehmen können. Links herum über den Passo di Maggia. Aber auch dort war ich nicht sicher, ob dann zu allerletzt (nicht einsehbar) eine Steilsstelle lauerte.
Berge sind keine Frösche - sie hüpfen nicht davon :-))
CS
Andreas

Henrik hat gesagt: RE:Bravo !
Gesendet am 9. Februar 2013 um 09:54
> Berge sind keine Frösche - sie hüpfen nicht davon :-))

..dafür hüpfst du von Holzlamellen zu Bochettas!

CS

Henrikus (minimalis)

Seeger hat gesagt: RE:Bravo !
Gesendet am 9. Februar 2013 um 12:14
Ciao Henrik
So ungefähr.
San Andrea massimalis.


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