Rigi-Überschreitung


Publiziert von Bergamotte , 16. Dezember 2012 um 13:24.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:14 Dezember 2012
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ   CH-LU   Ross- und Zugerberggebiet 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Arth-Goldau
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Lauerz, Dorf
Kartennummer:1151 / 236S (R. 100a, 101a, 102a)

Das kurze Fenster der Skitourenglückseligkeit mit Schnee bis ins Flachland neigt sich dem Ende zu. Vorbei die Möglichkeit, direkt ab den Alpenrandseen eine Myriade von Vor- und Vorvoralpengipfeln anzusteuern. Gerade noch rechtzeitig soll deshalb an diesem föhnigen Freitag ein lange gehegtes Überschreitungsprojekt realisiert werden.

Das Rigi-Massiv besteht aus den vier Hauptgipfeln Kulm, Dosse, Scheidegg und Hochflue. Mit Ausnahme der anspruchsvollen Hochflue, welche im Winter kaum eine Überschreitung zulässt, können die Gipfel wunderschön kombiniert werden. Nach Bedarf lassen sich weitere Nebengipfel einbauen, wie beispielsweise Rotstock, Schild oder Gottertli. Dem trinkfesten Türler anerbietet sich das Gebiet auch für eine veritable Kneipentour, wobei das Gros der Beizen erst nach Weihnachten öffnet. Zwecks Vermeidung von klaustrophobischen Anfällen und Kollisionen mit Schlittlern, Winterwanderern, Schneeschühlern und Skifahrern empfehle ich dringend, diese lohnenswerte ÖV-Panoramatour an einem Wochentag in Angriff zu nehmen.

Vom Bahnhof in Goldau (510m) scheint der Kulm zum Greifen nahe und man wähnt sich bereits oben. Kaum zu glauben, dass 1300Hm und über drei Stunden Aufstieg vor mir liegen. Während den ersten 15 Minuten Fussmarsch peilt man am besten den Kirchturm an, dort befindet sich bei der Rigiaa die Autobahnunterführung. Anschliessend darf angefellt werden.

In schwacher Steigung ziehe ich über den Goldauerberg Richtung Blätzen. Ein eisiger Wind macht mir zu schaffen, vom warmen Föhn nichts zu spüren. Doch punkt 9 Uhr springt  - wie von Geisterhand - das Thermometer um mehrere Grad: Der Föhn ist da! Ohne Kapuze, Jacke und Handschuhe nehme ich den steilen Waldaufstieg zur Kulm SE-Flanke in Angriff. Dieser erfolgt auf Waldwegen und präsentiert sich demententsprechend unschwierig. Wer's gemütlicher mag, erspart sich die ersten Höhenmeter und startet in cff logo Kräbel oder cff logo Fruttli.

Der Rücken des Kulm ist stark verblasen: Spuren sind kaum auszumachen, erste Anzeichen von Bruchharst, Pulver ade. So ziehe ich meine eigene Linie über den endlosen Hang. Auf ca. 1500m treff ich auf den verwaisten Schlittelweg und missbrauch ihn für meinen weiteren Aufstieg. Auf dem Rigi Kulm (1798m) treff ich auf ein paar vereinzelte Touristen, ansonsten Totenstille. Das ganze Rigi-Gebiet wirkt wie verlassen. Im Windschutz einer Alphütte geniess ich meinen Lunch.

Das nächste Ziel - Klösterli - lässt sich auf verschiedensten Routen erreichen: auf Winterwanderwegen, Pisten oder querfeldein. Ich wähle eine Kombination. Besonders gut gefällt mir der Abschnitt über die frisch präparierte Piste im geschlossenen (!) Skigebiet. In Klösterli (1302m) felle ich wieder an und ziehe - sanft ansteigend - ostwärts am Schild und Würzestock vorbei nach Understette (1446m) mit der charakteristischen Eisenbahnbrücke.

Hier befindet sich der Einstieg in die NW-Flanke des Dosse, durchgehend ca. 30° steil. Das Wetter hat nun umgeschlagen, starke Winde peitschen mir Schneekristalle ins Gesicht. Auf dem Dosse (1670m) tobt dann gar ein veritabler Föhnsturm. Teils nur mit Mühe halte ich mich auf den Skiern. Immer schön der Gratkante folgend ziehe ich direkt weiter nach Hinder Dosse (1546m), von der steilen NE-Flanke (>30°) lass ich die Finger.

Ich träum bereits vom Kaffee im Berggasthaus auf der Rigi Scheidegg (1656m), doch auch hier: Betriebsferien bis Weihnachten. Immerhin: Ein kleiner Winterraum mit Kühlschrank lädt zum Pausieren ein. Drinnen haben bereits zwei Türlerinnen Schutz vorm garstigen Wetter gesucht. Nachdem sie mich mit hausgemachten Guetsli versorgt haben, nehmen wir gemeinsam die Abfahrt in Angriff. Im Föhnsturm mit wenig Sicht fahren wir das ruppige, verblasene Gelände zum Gätterlipass (1190m) ab, wo sich die Bedingungen schlagartig ändern.

Die lange Passage runter nach Lauerz muss nach Neuschnee bis in die Niederungen einfach traumhaft sein. Heute ist sie es nicht. Väterchen Föhn hat mittlerweile für faulen Schnee gesorgt. Im untersten Teil entfällt jegliches Bremsen und Kurvenschwingen; man ist schon froh, wenn man nicht nach vorne aus der Bindung spickt. Doch ich will nicht maulen, wann kann man schon direkt bis nach Lauerz (457m) abfahren!?

Zeiten
3:10  Rigi Kulm
2:10  Dosse - Rigi Scheidegg
0:40  Lauerz

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (3)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 16. Dezember 2012 um 14:28
1a-Bericht. Es machte Spaß in zu lesen.

Grüße
alpstein

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Dezember 2012 um 17:30
Herzlichen Dank, auch für Schneeschühler lohnenswertes Gelände.

Habt Ihr es an diesem garstigen Wochenende auch noch etwas nach draussen gebracht?

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Dezember 2012 um 17:47
Danke für den Tipp

Ausser Weihnachtsfeiern und eine Stunde Indoor-Cycling waren wir dieses Wochenende ausnahmsweise mal faul. Wir hoffen aber auf besseres Wetter, wenn wir nach Weihnachten eine Woche frei haben.

Beste Grüße
alpstein


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