Das Speermürli (1740 m) bevor der Winter kommt


Publiziert von rkroebl , 24. November 2012 um 22:45.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:23 November 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Speerkette   Speer-Mattstock   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1240 m
Abstieg: 1240 m
Strecke:Nesslau - Eggli - Bläss-Chopf - P.1412 - Speermürli - Bützalpsattel - Hengst - Stofel - Ijental - Nesslau (18 Km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder ÖV zum Bahnhof Nesslau
Kartennummer:Ausschintt map.geo.admin.ch / GPS etrex 30

Ich habe mich ja dieses Jahr in wirklich abgeschiedenen Gegenden rumgetrieben. Aber so allein, wie auf der gestrigen Tour zum Speermürli war ich nie. Keinen Menschen habe ich gesehen, weder Wanderer noch Bauern, noch Waldarbeiter, ab dem Moment, an dem ich Nesslau verlassen hatte. Den ganzen Tag war das so, bis ich wieder in Nesslau ankam. Was mich auch irgendwie beunruhigte: Tiere erlebte ich auch nicht. Keine Vögel in der Luft, kein Vogelgezwitscher im Wald, keine Tiere irgendwelcher Art, den ganzen Tag. Von der erhofften Sichtung der in der Gegend lebenden Steinadler ganz zu schweigen - die fand leider auch nicht statt. Eine, zwei Ameisen habe ich gesehen, aber sehr gesprächig waren die auch nicht.

Vom Bahnhof Nesslau gemäss Wegweisern auf den Bergwanderweg zum Schilt losmarschiert und die ersten paar hundert Meter mal tüchtig gefroren, trotz guter Kleidung und Handschuhen. Der Winter kommt.

Die Strasse, die ersten Wiesen waren vereist, der nächtliche Raureif bildete eine rutschige, glänzende Schicht über allem am Boden. Zügig ging es vorwärts, auf leidlich gepflegtem Pfad, dessen Begehung - wäre es nicht so kalt gewesen - eine Morast- und Schlammschlacht geworden wäre. Im Aufstieg verlasse ich einmal für ein paar Minuten den signalisierten Weg um den Bläss-Chopf kurz zu besteigen. Dieser bietet auch einen guten Ausblick auf die weitere Route und einen herrlichen Blick ins untere Toggenburg. Die paar Hm Umweg lohnen sich wirklich!

Weiter auf dem Pfad in Richtung Schilt. Dieser Weg verläuft mehr oder weniger an der Gratkante zum Speermürli, entfernt sich aber irgendwann so ein paar hundert Meter vor Vorder Elisiten nach unten. Dort gilt es, den Pfad zu verlassen und mit dem Hirn im 'Kuhmodus' durch den gestuften Hang hinauf an den Grat zu steigen und auch dort zu bleiben. Das geht problemlos, ein, zwei Mal muss man vielleicht mal unterhalb eines Baums oder einer Baumgruppe durch, aber sonst ist eigentlich der Stacheldrahtzaun direkt an der Gratkante, der verhindern soll, dass das Vieh sich dort für immer verabschiedet, das Mass aller Dinge. Da bleibt man dran, bis man meint - es ist doch immer so - man sehe das angepeilte Gipfelziel. Das erklimmt man und dann - es ist doch immer so - sieht man den richtigen Gipfel erst dann. Im konkreten Fall hiess das - wenn man am Grat bleiben will - über etwas Nagelfluh auf eine tiefere Gratstufe abzukraxeln. Vollkommen unproblematisch, wenn man die Nase mal über die Oberkante der Kraxelstelle raushält, und genau hinschaut, sieht man unverhofft eine Abstiegsvariante der Marke "Gehgelände".

Von dort geht es über die weiterhin schiefe Ebene hinauf und hinüber zum Gipfel. Hier ist die Bergflanke mit Nagelfluhplatten durchzogen, bei trockener Witterung wie auf meiner Tour überhaupt kein Problem. Bei Nässe müsste man dann halt entsprechend Vorsicht walten lassen.

Der Gipfel bietet neben einem Gipfelbüchlein (letzter Eintrag vor meinem von Heiri Mock, dem die Speerkette praktisch zu gehören scheint) wunderbare Aussicht in alle Richtungen. Selbst eines meiner nächsten Wintergipfelziele - das dann aber garantiert mit Charmanter Begleitung - der Spitzmeilen ist bestens am Horizont zu erkennen.

Der Abstieg in Richtung Bützalpsattel beginnt gleich wieder mit leichtem Gekraxel, das keins ist, wenn man genau hinsieht, vorher. Die Herausforderung für mich war eher, die richtige Stelle für das Überqueren des  am Grat verlaufenden Stacheldrahtzauns zu finden. Auf dem Gebiet war ich etwas heikel, denn zwei Stunden zuvor hatte ich unterhalb des Bläss-Chopf einen vermeintlich nicht im Betrieb befindlichen Schafzaun mit elegantem Straddle-Schritt überquert, mit verherenden Folgen für na ja. Das tut weh!

Ich wusste, dass mir im Abstieg auf der Nordseite des Speermürli noch einiges an Schnee blühen würde, hatte gehofft, dass ich den auf dem Hosenboden rodelnd hinter mich bringen könnte. Ich hatte sogar einen Pickel als Bremsinstrument dabei.  Es kam nicht so. Viel Schnee war da, aber er war hart verharscht und konnte problemlos und zügig beschritten werden.

Vom Bützalpsattel machte ich dann - bald in der schneefreien Zone - über Hengst, Stofel durchs Ijental die letzten Kilometer Abstieg zurück zum Auto beim Bahnhof in Nesslau. 

Eine lange Tour, was die Distanz angeht, einiges an Höhenmetern drin, keinerlei technische Schwierigkeiten. 

Und eben, wie eingangs erwähnt: Einsam war sie auch - aber trotzdem lohnend.

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 13839.gpx Speermürli

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