Der kleine Wanner (2547m), klein aber oho.


Publiziert von kardirk , 23. Oktober 2012 um 12:23.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:22 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:20 km

Der kleine Wanner ist eigentlich ein recht unbedeutender Gipfel westl. vom Hochwanner und sticht auch optisch kaum hervor – ein langer Felsgrat östl. vom Hohen Kamm. IM AV-Führer sind aber zwei schöne Grat-Routen beschrieben im II-ten Grad beschrieben, und dass erregte mein Interesse, zumal man dies mit einer Besteigung des großen Wanner noch verknüpfen könnte. Soweit die Theorie.
Im Sommer dann veröffentlichte Mabon seinen Bericht *Kleiner Wanner (2546 m) - Abbruch nach langem Kampf über den gescheiterterten Versuch über den W-Grat den kleinen Wanner zu erklimmen, was mich doch verwunderterte, geht doch Mabon eigentlich ziemlich wilde Touren und vom Anblick der Bilder des Grates und seines Zustiegs, schien mir die Tour durchaus machbar.
Egal – freier Tag, super Herbstwetter, nicht lange gefackelt und auf gings nach Leutasch ins schöne Gaistal. Dort vom letzten Parkplatz (P5) mit dem Radl über die bequemen Forstrasse in knapp 40 min hinter zur Tillfusalm (1391m). Dort Radldepot, weiter über den bequemen Steig hinauf zum Steinernen Hüttl (1920m) in knapp 1,20h. Kurze Rast.
Den langen Zustieg über den Kohlbergsattel und Hohen Kamm wollte ich vermeiden und hatte mir schon einen direkten Zustieg über die steilen Grasplätze unterhalb des Kleinen Wanner ausgeguckt. Zustieg wäre eigentlich vom Südwandsteig, doch nun vor Ort schien ein direkter Zustieg vom Hüttl möglich. Ich querte also den Bach und stieg den breiten Grasrücken gen Hohen Kamm an, immer in Blickrichtung auf die schönen Grasplätze unterhalb der Einsattelung vor dem Steilaufschwung. So gelangte ich zu einen Geländekante und – uupps – vor mir lag ein tiefer steiler Graben, dessen Querung einfach nicht möglich war, zu steil fielen die griesign Steilflanken ab. Da hatte ich wohl meine Hausaufgaben nicht richtig gemacht und musste nun in den sauren Apfel beissen. Also gings nun über den steilen Grasrücken direkt hinauf zum Hohen Kamm, eine ganz nette und technisch leichte Variante für eine Besteigung dieses Gipfels. Allerdings müht man sich ob der Steilheit doch ganz schön ab, bis man oben steht. Knapp 1,30h.
Kurze Pause, dann gings an die eigentliche Aufgabe des Tages. Von der tiefsten Einsenkung aus querte ich auf schwachen Gemsspuren leicht fallend durch den feinen steilen Gries hinüber zu der Stelle, wo die Felsen des Steilaufschungs in steilen Rasenpleisen verschwinden. Knapp oberhalb gibs eine kleine Scharte, die man durch eine kurze Rinne erreicht. Sie vermittelt den Einstieg. Ein Steinmann signalisierte mir, dass ich nicht so falsch sein konnte. Jenseits nun leiten steile, feste mit Graspolstern durchsetzte Felsschrofen in gutem Fels aufwärts. Ich hielt mich soweit wie möglich immer nach rechts, die leichteste Durchstiegsmöglichkeit suchend, immer knapp links unterhalb der eine Gratkante bildenden Felsen des Steilabbruchs. Mein Zielpunkt waren die oberhalb zum W-Grat hin leitenden grasbedeckten Felsen direkt neben dem Abbruch. Steigspuren und einzelne Steinmänner bestätigten meinen Weg. Ich vermute das Mabon bei seinem Versuch hier zu weit östl. nach links in eine der großen Rinnen geraten ist, die direkt zwischen den Felstürmen des oberen Grates herab streichen und deren Unmöglichkeit der Durchsteigung ich später von oben her nur unterstreichen kann – teilweise überhängende Steilstufen, alles sehr brüchig.
Nach knapp 40-50hm werden die Felsen steiler und es leiten einzelne Bänder nach rechts zur Kante. Das oberste nutzte ich und erreichte so die angestrebten grasdurchsetzten Felspleisen.
Ein großen Steinmann knapp unterhalb von mir und deutliche Steigspuren bestätigten wieder meinen Weg. Diesen Steinmann muß man sich für den Rückweg gut einprägen.
Nun gings leicht über nun schon schuttiger werdendes Terrain schnell aufwärts und schon stand ich an der Gratkante mit gewaltigem Tiefblick zum steinernen Hüttl.
Der nächste Gratabschnitt war deutlich flacher, der Grat zersplittert hier in eine Vielzahl von Türmen, Kanten und Zipfeln, sieht unübersichtlicher aus, als es dann ist. Man hält sich immer direkt am Grat und steigt so zwischen den Türmchen hindurch und gelangt zu einen Scharte vor dem schon weithin sichtbaren Steilaufschwung.
Hier empfiehlt der AV-Führer eine Umgehung nach Süden über steiles Schuttterrain. Da sah zwar machbar aus, aber auch sehr mühsam und unangenehm. Nein, dass muß doch auch anders möglich sein. Und in der Tat, letztendlich viel „schöner“ und direkter stieg ich über eine kurze Steilstufe nach links und erreichte über eine kurze plattige, aber leider sehr brüchige Stelle – ich „reinigte“ vor der Begehung erstmal die Stelle – eine links der Kante hinaufführende Steilrinne. Durch sie erreicht man einen kleinen Kessel, hier nach rechts wieder zum Grat, der hier zwischen kleinen Türmchen eine Art brüchigen Kamin bildet, zuletzt über eine ungemein brüchige kurze Steilstufe (sehr mit Vorsicht zu geniessen) auf den nächsten Kopf. Das Gelände wurde nun etwas einfacher und ein weitere Gratkopf gewonnen.
Der Übergang zum nächsten stellt eine weitere kurze Schlüsselpassage bereit, der Grat wird hier kurzzeitig zur schmalen plattigen Schneide, die nach Norden senkrecht abbricht, nach Süden auf steilen Schrofen fußt, die jedoch nicht zur Umgehung genutzt werden können, da sie an einer Steilstufe senkrecht abbrechen. Also über den schneidigen Grat, den man über ein kleingriffiges Wandl aus einem Schartl erreicht, dann aber gut zu begehen ist.
Auch der nun erreichte Gratkopf war noch nicht der Gipfel, es folgte noch einmal ein Gratstück und auch hier hatte unser „Kleiner“ noch eine Aufgabe versteckt. Oberhalb einer kleinen Scharte stellte sich ein Gratturm in den Weg. Er ließ sich aber dann bei näherer Betrachtung schön nördlich auf schmalen Leisten umgehen. Noch wenige Schritte und ich stand endlich auf dem Haupte des Kleinen Wanner – gut 1,45h hatte ich gebraucht und war reichlich ausgepumpt.
Der Grat fällt jetzt hier leicht in eine weite Senke um dann steiler wieder zu einem weiteren Gipfel anzusteigen, der nicht kodiert ist und auch keinen Bezeichnung trägt, sozusagen der östl. Kleine Wanner, der deutlich höher ist, als der von mir Bestiegene. Danach folgt noch ein etwas schärferer Gratabschnitt bis er am Bergkörper des Hochwanner endet. Der Grat sah durchaus machbar , etwa ich der gleichen Schwierigkeit wie bisher, aus, aber für mich war heute hier Schluss.
Kein Gipfelbuch, kein Zeichen, ich baute einen kleinen Gipfelsteinmann, glaube aber nicht, dass der lange hält.
Es folgte eine schöne Gipfelstunde. Die Aussicht auf diesem Gipfel ist topographisch bedingt etwas eingeschränkt, tief unten das Reintal, gegenüber der Jubi mit den Hölltalspitzen, das Platt mit den schönen Plattspitzen. Gegenüber die Mieminger, nach Osten über dem Innbecken die Tuxer Alpen, nach Westen über dem Ehrwalder Becken die Lechtaler und Allgäuer Alpen.
Retour gings über den gleichen Weg, wobei sich die Schlüsselpassagen als weniger schwierig wie befürchtet im Abstieg präsentierten. Über die steilen Graspleisen erreichte ich den Steinmann der den Einstieg in die im Abstieg noch steiler wirkenden Felsen wies, die aber gut gestuft und fest sind. So gelangte ich ohne weiter Probleme wieder auf den Hohen Kamm, den ich nun noch hinunter bis zum Kohlbergsattel überschritt.
Der gegenüber liegende Felszacken sah zwar noch verlockend aus, aber ich nutzte die letzte Sonne lieber noch am Sattel für eine herrliche Schau- und Rastpause.
Flott gings dann auf den guten Steigen hinab über das Steinerne Hüttl zur Tillfussalm und mit dem Radl zum Parkplatz zurück.
 
Fazit:
Landschaftlich sehr schöne Tour, wie so schön in den neuen AV-Führern beschrieben, für Individualisten.
 
Schwierigkeiten:

Bis zum Hohen Kamm – T3
W-Grat Kleiner Wanner – T6, viel Ier Gelände mit längeren IIer Passagen
Zu Anfang einzelne Steinmänner, dann keinerlei Bezeichnung – ist dann auch mehr nicht nötig, das Gelände ist ziemlich eindeutig.
Im ersten Abschnitt immer westlich, also rechter Hand halten, keinesfalls wie Mabon nach Osten steigen, sonst gerät man in schweres Bruchgelände - siehe Mabons Bericht.
Immer wieder Steig und Begehungspuren.
Trittsicherheit, Orientierungssinn und Schwindelfreiheit sind obligatorisch.

Ps. Die gps-Daten sind etwas unvollständig, da mir der Akku zu Begin abgeschmiert ist.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (2)


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mabon hat gesagt:
Gesendet am 23. Oktober 2012 um 18:23
Gratuliere! Jetzt ist mir auch klar, was ich damals falsch gemacht habe: Bin zu weit ostwärts in den Nordhang gequert und habe mich dann total verstiegen. Die Gratkante mit Band, welche Du rauf bist, habe ich gar nicht beachtet.Tja; manchmal haut es eben einfach nicht hin...

ADI hat gesagt:
Gesendet am 23. Oktober 2012 um 21:36
scheint ja eine ganz spezielle Tour zu sein......gratuliere zum Gipfelsieg!


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