Im wilden Chänerechtal


Publiziert von ABoehlen , 24. Februar 2008 um 20:57.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:24 Februar 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:Wynigen - Chänerechtal - Hint. Hofholz - Färberg - Chänerechtal - Wynigen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Stündliche Verbindungen von cff logo Bern und cff logo Olten nach cff logo Wynigen
Unterkunftmöglichkeiten:Landgasthof zur Linde in Wynigen
Kartennummer:LK1147 Burgdorf

Die Berg- und Hügellandschaft zwischen der Lueg und Riedtwil wird regional als «Wynigenberge» bezeichnet. Zwar gibt es dort keine spitzen Zacken, trotzdem ist die Bezeichnung gerechtfertigt, wie sich auf dieser Tour durch das abenteuerliche Schluchtensystem des Chänerechbaches zeigt. Dies ist einer der vielen Wildbäche, die durch tief eingeschnittene, walderfüllte Täler fliessen, die diesen Landstrich prägen, genauso wie die weiten dazwischen liegenden Hochflächen, und die aussichtsreichen markanten Erhebungen, von denen Lueg (887 m) und Oberbüelchnubel (818 m) die bekanntesten sind.

Um ins Chänerechtal zu gelangen, folge ich vom Bahnhof Wynigen (527 m) dem Planetenweg und überquere den Höhenrücken des Hirserenwaldes. Dort wo der Planetenweg steil in Richtung Talgrund abtaucht, gehe ich links und folge einem Holzerweg entlang des nördlichen, sehr steilen Abhanges des Chänerechtales. Im Bereich des Schafraines verliert sich der Weg im Gras, weshalb ich direkt zum Bach absteige. Dieser plätschert zwar friedlich vor sich hin, scheint aber zeitweise ein wilder Geselle zu sein, wie die Schlamm- und Steinmassen im Talgrund sowie die erodierten Hänge bezeugen.

Am Pt. 602 mündet von links der Hofholzgraben ein, währenddessen das Haupttal nun südwärts verläuft. Und wie schon das Kartenbild erahnen lässt, wird es nun sehr unwegsam. Beidseitig ragen die Hänge steil in die Höhe und der Bach hat sich tief in den Sandstein eingegraben. Hier einen Durchgang zu finden ist nicht einfach - entweder direkt durch den Bach (soweit möglich), oder durch den links- oder rechtsseitigen Abhang traversierend, was bei diesen sandigen, nassen Böden recht problematisch ist. Aber die imposante Szenerie entschädigt für diese Mühen!

Auf ca. 620 m folgt abermals eine Gabelung des Tales; der Hauptbach ist hier der von links zufliessende. Und immer enger wird das Tal, sodass fast nur noch die Variante durch den Bach bleibt, was durch die zahlreichen Treibsandanhäufungen auch nicht gerade vereinfacht wird. Ca. 200 m nach der Gabelung lässt sich weiter oben ein Wasserfall erkennen – ein unüberwindliches Hindernis. Also klettere ich den fast überhängenden Abhang empor, was wohl als T5 zu klassieren wäre. Dort oben verläuft ein hangparalleler Weg, der vom Hinteren Hofholz her kommt und weiter hinten am Bach endet – oberhalb des Wasserfalles. Dieser Wasserfall war übrigens in der Siegfridkarte noch eingezeichnet, in der Landeskarte (ab 1954) hingegen nicht mehr.

Aber kurze Zeit später nach einer erneuten Gabelung des Tales ist endgültig Schluss mit weiterkommen; das Gefälle des von umgestürzten Bäumen bedeckten Baches und die steilen, rutschigen Hänge bilden unüberwindbare Hindernisse. Somit folge ich dem vorhin erwähnten Holzerweg, der mich auf die sonnige Höhe von Hinter Hofholz (700 m) führt.

Ich entscheide mich, hier rechterhand weiterzugehen; auf einer sehr reizvollen Strecke unterhalb des Diebstu-Waldes, vorbei am Hof Hinterbrügglen (696 m). Dabei quere ich noch einmal den Chänerechbach auf ca. 675 m, dessen Tal in diesem Abschnitt Diebstugraben genannt wird, ehe ich vorbei an der Hofgruppe Brügglen (727 m) den breiten Höhenrücken des Färberges (auch Ferrenberg genannt) erreiche. Unweit dieser Stelle verläuft die an sonnigen Wochenenden stets stark frequentierte Lueg-Strasse. Auf dem Färberg geniesse ich dagegen Ruhe und Frieden. Ein verrosteter Wagen am Waldrand westlich von Pt. 725 dient dabei als Mittagsrastplatz. Die Wärme an der Sonne an diesem Februartag ist unglaublich!

Ein stark überwachsender Weg taucht an dieser Stelle gegen den Cholholzgraben in den Wald ab. Leider wird der Durchgang an 2 Stellen von offensichtlich uralten Stacheldrahtzäunen erschwert. Diese sind zum Teil schon tief in die Bäume eingewachsen. Ansonsten ist auch diese Strecke entlang von Waldrändern und durch lichtdurchflutete Wälder sehr reizvoll.

Nördlich vom Pt. 709 beginnt der Abstieg zurück in das Chänerechtal. Der Weg erreicht den Talgrund an jener Stelle, wo der Bach aus dem Cholholzgraben in den Chänerechbach mündet (580 m). Von den beiden auf der Karte verzeichneten Brücken exisitert nur noch jene über den Cholholzgrabenbach, den Hauptbach muss ich einmal mehr durchqueren – das letzte Mal für heute.

Nun folge ich dem Talgrund, was auch hier eine ziemlich nasse und dreckige Angelegenheit ist. Aber schon bald münde ich in den Planetenweg, der an dieser Stelle, von Gutisberg her kommend, ebenfalls das Tal quert. Somit bleibt noch ein deftiger Anstieg in den Hirserenwald und auf der gleichen Strecke wie am Morgen nehme ich den Rückweg nach Wynigen unter die Füsse. Eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Wanderung bei herrlichstem Sonnenschein geht so zu Ende.

Tourengänger: ABoehlen
Communities: Bachwandern


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt: so nahe - das ist vorzumerken ...
Gesendet am 23. Februar 2010 um 20:43
Ciao Adrain

es müssen ja nicht immer die höchsten Zacken sein, auch interessante Täler, welche von kleinen, doch manchmal und über die Länge nachhaltigen Bächen geprägt werden, sind sehens- und erwandernswert!

Deinen diesen Tipp in unserer Umgebung werde ich mir für die nächste Zeit "reservieren" - jetzt, da ich, der Achillessehne sei "Dank", kürzer treten muss ...

lg Felix

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 13. Dezember 2023 um 13:37
> Dieser Wasserfall war übrigens in der Siegfridkarte noch eingezeichnet, in der Landeskarte (ab 1954) hingegen nicht mehr.


nur verlief der Fluss damals auch noch mitten über den Hügel

ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Dezember 2023 um 20:32
…was daran liegt, dass mit den seinerzeitigen Vermessungsmethoden die komplizierte Geometrie des Baches und seines Tobels nicht exakt ermittelt werden konnten. Relativ betrachtet stimmte der Karteninhalt hingegen schon einigermassen, insbesondere passen die Höhenlinien zum Bach.

Vergleichbare Situationen lassen sich teilweise auch heute noch in den Tälern des Val Grande-Gebietes feststellen, wenn man Orthophotos mit den topographischen Karten überlagert. Besonders massive Abweichungen konnte ich im unteren Valle di Nibbio und dem Seitental Val Cornera beobachten.


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