Es hed no Schnee im Urschnertal

Mehr als drei Monate sind seit meiner letzten, richtigen Skitour mit Queribus und bannalp vergangen. Nun will ich es wieder wissen. Da keine regionalen Lawinenbulletins mehr herausgegeben werden und in den letzten Tagen Wind und Schnee noch gemeinsam gewirkt haben, gehe ich auf Nummer Sicher und wähle den Stotzigen Firsten als Tagsziel aus. Seine 1200 HM sollen auch ein kleiner Fitcheck sein.

0455 stellt sich natürlich wie so oft die Fragen aller Fragen: Soll ich wirklich raus aus meinem Kuschelbettchen und in die gefährliche, kalte Alpenwelt? JAAAA! Wozu habe ich am Abend vorher alles bereitgestellt und genaustens gecheckt? Wozu habe ich eine Tourenplanung gemacht! Also!

So gondle ich für einmal per PW ins Urnerland. spätestens in der Schöllenen bin ich froh um meinen SUBI, der mich sicher auf schnee- und eisbedeckten Strassen bis nach Realp bringt. Das Thermometer zeigt -6°C, der Himmel ist stahlblau, die Hänge frisch verschneit - Herz was willst Du mehr? Phaaa, Kuschelbettchen!

Beim Bahnhof lasse ich meinen fahrbaren Untersatz zurück. Bereits sind viele Tourengänger unterwegs und ich werde wohl einer der letzten sein, die heute aufbrechen. Auf dem Parkplatz treffe ich eine neue Gattung Tourengänger an. Da sind die beiden arroganten Romands, die mich keines Blickes würdigen, als sie mit einem 10- und einem ca. 15 jährigen Burschen im PdG-Tempo an mir vorbeispurten und da sind die einsilbigen Luzerner im geschniegelten Geschäftsauto, die so tun, als ob mein SUBI seinen Rost wie Windpocken verteilen könnte. So eine Distanziertheit habe ich unter Tüürelern noch nie erlebt :-(

Was solls, nach einer kurzen Tragstrecke schnalle ich meine Skis an und steige über die erste Steilstufe  bis zum Riedboden auf. Dort beginnt dann der breite Rücken, der via Lägenden Firsten unschwer zum Stotzigen Firsten führt. Kurz vor Pt. 2542 gibt es so etwas wie eine Schlüsselstelle, es ist nämlich eine abgeblasene Kuppe zu überwinden. Anschliessend folgen noch zwei abgeblasene, harte Stellen, an denen ich meine Axiom-Harscheisen amortisiern kann. Inzwischen zolle ich gelegentlich meinem etwas zu hohen Anfangstempo Tribut und nehme mir gelegentlich eine kurze Verschnauf-Pause, die ich als Fotohalt tarne. Auf dem Gipfel angekommen, geniesse ich das phänomenale Panorama und die Winterstimmung. Es windet kaum und so kann ich ruhig pausieren, bis alle anderen abgefahren sind.

Es ist inzwischen kurz nach Zwölf und er Pulverschnee hat eine etwas kompaktere Konsistenz angenommen. das stört mich bei der Abfahrt nicht, aber einen Schönheitspreis würde ich mit meiner Darbietung nicht gewinnen. Unter 1900 Metern muss man sich den Schnee langsam zusammensuchen. So fällt die Tragstrecke etwas länger aus als im Aufstieg, aber was soll's: herrlich war's! Im Bahnhofbuffet Andermatt lade ich meinen flüssigkeitspeicher wieder auf und dann benutze ich die Gelegenheit, auf der Heimfahrt noch bei meiner Mutter für einen kurzen Kafiplausch hereinzuschauen. Auf der Rastatätte Neuenkirch ergänze ich noch die Vorräte für das Nachtessen. Mit meinen Skiklamotten komme ich mir inmitten all der miniberockten und tankgetoppten Damen beinahe schon deplaziert vor.