First lines am Wart (2068 m), last lines im Frümseltal (2045 m)


Publiziert von marmotta , 11. März 2012 um 00:00.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:10 März 2012
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Churfirsten 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Starkenbach - Seluner Wald - Strichboden - Alp Vorderselun - Muelten - Wart - Alp Vorderselun - Strichboden - Breitenalp - Alp Torloch - Frümseltal - Brisizimmer - Schribersboden - Zinggen - Selamatt - Alt St. Johann
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Starkenbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Alt St. Johann, Post
Kartennummer:Skitourenkarte 237 S (1:50.000) oder LK Blatt 1134 (1:25.000)

Die Kette der Churfirsten im Toggenburg setzt sich bekanntlich nach Westen in 5 weiteren Gipfeln fort, die in Form und Aufbau den Churfirsten ähneln, jedoch weitaus weniger bekannt sind und vor allem im Winter ziemlich einsam dastehen. Am ehesten wird noch der Wart (2068 m) in Verbindung mit einer Skitour auf den Selun bestiegen. Der zwischen Selun und Schären (2184 m) gelegene Gipfel ist ziemlich unscheinbar und wird, insbesondere wenn man die Kette von Süden aus betrachtet, oft gar nicht als eigenständiger Gipfel erkannt. Wem der Selunrücken zu abgeblasen oder bevölkert ist, der findet im steilen, schattigen Nordhang des Wart jedoch meist herrlichen Pulver, und das oft auch noch unverspurt.
 
Nachdem Bergamotte von unverspurten Pulverhängen am Wart berichtet hatte, war nach längerer Diskussion das Tourenziel klar. Während sich am Selun wieder einmal die Massen tummeln sollten, wollten wir uns dem einsamen Pulverrausch hingeben. Sollten die Zeit- und Kraftreserven danach noch reichen, könnte man ja noch den Selun oder das Frümseltal dranhängen…
 
 
Als wir um 8.30 Uhr in cff logo Starkenbach starteten, war es noch bitterkalt - doch das sollte sich schnell ändern. Schon nach wenigen Metern Aufstieg wurde mir so warm, dass ich für den Rest des Tages nur noch im T-Shirt lief. Frühjahr eben. Im Seluner Wald hat es noch immer solche Schneemassen, dass vom breiten Trassee der Alpstrasse nichts mehr zu sehen ist. Achtung: Auch wenn der Selun von Starkenbach aus allgemein mit der Skitourenschwierigkeit "L" (Leicht) bewertet wird, ist momentan speziell an einer Stelle, an der die Spur exponiert durch einen abschüssigen Hang verläuft, der wenige Zentimeter neben der Spur fast senkrecht in die Tiefe abbricht, Vorsicht geboten. Einheimische berichteten mir später auf dem Gipfel des Wart, dass sich hier vor einigen Jahren ein folgenschwerer Unfall ereignet hat. Uns hat es jedenfalls die Lust auf die ruppige Waldabfahrt durch den Seluner Wald genommen. Gut, wir hatten sowieso alternative Pläne…
 
Schnell hatten wir einigen Boden gut gemacht und etliche vor uns gestarteten Skitourengänger überholt (was aufgrund des Geländes gar nicht immer so einfach ist). Nach gut 1 h hatten wir den Strichboden und damit auch die Sonne erreicht. Nun verliessen wir die hochfrequentierte Route auf den Selun und tauchten in eine herrliche Skitoueneinsamkeit ein. Bis zur Ochsenhütte (1672 m) folgten wir zwar zunächst noch einer einzelnen Spur, die gerade frisch von 2 Tourengängern gelegt worden war, die Richtung Schären unterwegs waren, doch dann gehörte die weite, weisse Arena unter dem Wart uns alleine. Man geht in einem leichten Bogen westlich ausholend um die felsige Bastion vor dem eigentlichen Gipfel herum, um schliesslich die felsfreie, sich zum Gipfelkamm immer mehr aufsteilende Nordwestflanke hinaufzusteigen (zuletzt ca. 35 °). Den höchsten Punkt etwas östlich des Gipfelkreuzes hatten wir nach 2,5 h erreicht. Wie auch auf den benachbarten Churfirsten und den dazwischen befindlichen Lücken ist es auch hier atemberaubend, plötzlich mit dem Tiefblick auf den Walensee und darüber einem Meer von Gipfeln konfrontiert zu sein, nachdem man stundenlang nur die Nordflanken der unmittelbar vor einem liegenden Churfirsten bzw. deren Fortsatz gesehen hat.   
 
Während wir bei Sonnenschein und sehr angenehmen Temperaturen eine längere Rast auf dem höchsten Punkt (Vorsicht Wächten!) gemacht hatten, sahen wir, wie weitere Tourengänger dem Schlusshang am Wart entgegenstrebten. Bald hatten auch diese den Gipfel erreicht und wir schickten uns an, uns für die Abfahrt parat zu machen, wollten wir doch auf keinen Fall das Privileg einer Abfahrt durch den noch unverspurten und -abgesehen von unserer Aufstiegsspur- jungfräulichen Steilhang aus der Hand geben! :-)
 
So stach ich also als Erster in den schattigen Nordhang, der wahrhaftig keine Wünsche offen liess. 15-20 cm feinster Powder, da kommt Freude auf. Wir nahmen den Schwung noch bis zum Gegenanstieg vor der Alp Vorderselun mit. Vor dem Strichboden fellten wir erneut an, denn Zeit und Kraft reichten noch für einen Aufstieg durchs Frümseltal zu P. 2045, den wir dann in der Nachmittags"hitze" in Angriff nahmen. An der Alp Torloch vorbei, erreichten wir in einigen Kehren, zuletzt durch chaotische Felsblöcke hindurch nach weiteren 45 min den schönen Aussichtspunkt hoch über dem Walensee zwischen Brisi und Frümsel. Zu dieser vorgerückten Stunde waren wir natürlich nicht mehr die Ersten - eine grössere Schneeschuhgruppe hatte die Lücke zuvor geentert. Für einmal waren die Skitourengänger hier in der Unterzahl, doch Skifahrer und Schneeschuhläufer wählen glücklicherweise auch bergab oft verschiedene Linien, so dass es auch für uns noch genug Platz für eigene Spuren hatte. Die Schneequalität war auch hier noch ausgezeichnet. Der Clou des Tages: Nachdem wir in der Lücke noch etwas herumgetrödelt hatten, waren wir nun tatsächlich die Letzten, die an diesem Tag Abfahrtsspuren durch´s Frümseltal legten. Ja, ja - die Ersten werden die Letzten sein…
 
Da wir die mutmasslich ruppige Waldabfahrt von Engi Richtung Hummersboden scheuten, fuhren wir via Brisizimmer zur Langlaufloipe ab und skateten bzw. fuhren auf dieser zur Alp Selamatt (1390 m) . Nach einem wohlverdienten Saft im Gasthaus Zinggen ging´s dann über die Skipiste hinunter nach Alt St. Johann, ganz zuunterst in veritablem Frühjahrssulz. 

Tourengänger: marmotta, bolufe


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