Sichelchamm via Alp Sennis

T-Shirt-Wetter im November auf über 2000m. So schön das für Bergtouren auch sein mag, ist es gleichwohl auch beängstigend. Es ist viel zu trocken und die Temperaturen viel zu hoch. Bleibt zu hoffen, dass die prognostizierten Horror-Szenarien, die man gelegentlich hört, nicht eintreffen.

Die andere Seite ist die, dass ich nochmals eine herrliche Bergtour bei angenehmen Temperaturen und wunderbarer Föhnstimmung unternehmen konnte. Mein heutiges Ziel war der Sichelchamm, hoch über Walenstadt. 

Ich fuhr mit dem Auto bis zum Fahrverbot auf Rotherdplangg auf 1'085m. Um das Auto dort stehen zu lassen, muss man weiter unten ein Ticket für CHF 5.00 lösen. Nach wenigen Metern auf der asphaltierten Strasse kann man die Abkürzung über den alten Sennisweg nehmen. Dieser war seinerzeit zwar auch mal asphaltiert, die Natur holt sich jetzt aber Stück für Stück zurück. Weiter oben gelangt man wieder in die Bergstrasse. Auf dieser geht es auf einer Höhe von ca. 1'300m fast flach im Hinterschindlenwald in ca. 40 Minuten bis zum Kurhaus Sennis auf 1'397m. Weiter dem Fahrweg entlang in Richtung Alp Büchel. Bei einer Baumgruppe, kurz vor der letzten grossen Kurve die zur Alp Büchel führt, verlasse ich den Fahrweg und steige über die Wiese in Richtung des Felsenbandes hoch. Bald finde ich den Weg, der den Hang unter dem Felsband westlich traversiert. Von nun an findet man leicht die Wegspur durch die vielen Alpenrosen und Erikastauden. Bis zum Punkt 1'789 folgt man dieser Spur und sieht bald den Chnorren, eine schwarze Felsformation, vor sich. Der Weg führt  direkt durch die schwarzen Platten des Chnorren und weiter über das Müürli (Felsgrat) bis zum Pt. 2'043m.

Als ich vom Grat absteige, sehe ich, dass diese Gratpassage gar nicht nötig gewesen wäre. Es hat Wegspuren östlich des Chnorren, über die man weiter oben problemlos wieder auf den Grat gelangt. Bei feuchtem Boden würde ich allerdings das Müürli vorziehen.

 Nach dem Müürli ist der Grat zwar schmal und an einigen Stellen etwas ausgesetzt, aber gut zu begehen. Nach einer kurzen Rast auf dem Gipfel kommen zwei weitere Berggänger über den westlichen Grat zum Gipfel. Sie sind über Verachta, Chammboden zum Gipfel aufgestiegen. Sie bestätigen mir dann, dass das Müürli nicht zwingend genommen werden muss und dass der Weg etwas unterhalb des Grates vorbeigeht.

Nach einem kurzen Gipfelschwatz steigen sie wieder über ihre, und ich wieder über meine Route ab. Die Föhnstimmung am heutigen Tag liess mir beim Auf- und Abstieg keine Ruhe. Ständig sah ich wieder Motive bei schönsten Lichtverhältnissen und so drückte ich heute noch häufiger auf den Auslöser als sonst.

Der Sichelcham ist eine wunderbare Aussichtstour. Sie ist nicht für jedermann. Man sollte sie nur unternehmen, wenn man absolut trittsicher und schwindelfrei ist. Bei feuchtem Wetter würde ich von dieser Tour abraten.