Clariden-Gipfelrunde im "milden Winter"


Publiziert von PStraub , 11. August 2011 um 17:59.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:10 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Claridengruppe   CH-UR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1830 m
Abstieg: 1830 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Urnerboden
Unterkunftmöglichkeiten:Claridenhütte, Planurahütte
Kartennummer:1193

Einmal mehr haben die Wetterfrösche reihum versagt. Statt eines trockenen Tages brachte der 09. August im Tal Gewitter und jede Menge Regen. Und in den Bergen Schnee bis auf 2000 m hinunter. Das hat meiner Routenplanung übel mitgespielt.
 
Geplant hatte ich eine Zweitages-Tour entlang dem Claridenfirn, mit Start auf dem Fisetengrat und Ende am Chammlijoch. Doch schon die ersten zwei Gipfel konnte ich wegen der Neuschnee-Menge nicht bis ganz hinauf besteigen. Die detaillierten Beschreibungen der Aufstiege und die Fotos sind hier.
 
Vom Fisetengrat, der Bergstation der Luftseilbahn, auf dem Hüttenweg Richtung Claridenhütte. Sobald man auf dem Gratrücken steht, hat man den Rotstock (2471 m), mein erstes Ziel, bereits eindrücklich vor Augen. Bestiegen wird er praktisch nie, zu schwierig und zu "unbedeutend" erscheint er den meisten Berggängern. Ich habe die Flanke, die man vom Fisetengrat aus sieht, einmal im Abstieg begangen, aber das ist stellenweise ein T6 der krasseren Sorte.
Beim Weitergehen quert man den Malor, ein Gratrücken, der beim Aussichtspunkt P. 1969 abbricht. 
Der Normalaufstieg beginnt in den Weiden der Südflanke, etwa dort, wo auf der Karte Geissstein steht. An sich ist es egal, wo man hochsteigt, man quert einfach irgendwo den unteren Riegel, am besten in einem der Wasserläufe. Der zweite Riegel (ca. 2300 m) wird rechts (östlich) umgangen. 
Dort war für mich für dieses Mal definitiv Schluss. Der Schnee pappte, weder auf dem Gras noch auf dem Schiefer dort fanden die Schuhe Halt.
 
Da ich weiter will, steige ich unter dem unteren Riegel nur soweit ab, dass ich unter den Felsköpfen durchkomme. In etwa die Höhe haltend, erreiche ich bei ca. 2150 m den Hüttenweg.
 
Den ich gleich wieder verlasse, denn ich will ja auf den Gemsistock (2430 m). Dafür benutze ich den "Blauen Pfad", ein breites, wenig steiles Schuttband, das zum Grat (P. 2323) hinauf zieht. Wenn kein Schnee liegt, findet man hier alte Büchsen zuhauf: Früher warfen die Hüttenwarte ihren Müll einfach über die Flanke. Am Grat folgt man dem Fuss des Gipfelaufbaus. Sobald als möglich steigt man schräg durch gestuftes Gestein (T5) wieder bis zum Fels hoch und folgt diesem bis zur Schlüsselstelle bei einer Felsstufe (WS+), wo für mich heute Schluss war: Die zweite Niederlage in Serie. 
 
Der Gemsistock ist einer besten Aussichtsberge im Kanton. 
 
Dazu eine kleine Anektote: Lisa Marti, das stadtbekannte Original, hat einmal einem Kunden, der in ihrem Laden ständig von seinen 4000ern erzählte, schnippisch erwiedert: "Steig du zuerst einmal auf den Gemsistock, dann kannst du praläggen!" Recht hatte sie.
 
Also zurück zu P. 2323. Wer zur Claridenhütte hoch will, kann nach ca. 200m durch recht gut gestuftes Gelände direkt zum Altenorenstock hochsteigen (T5). Ich folge jedoch leicht absteigend der Felswand, aus der reichlich Schmelzwasser tropft, bis zu einem guten Band, das die Verbindung zwischen Unter und Ober Gemsalpeli ermöglicht. Hier steige ich zu den Seen bei P. 2464 und dann quer durch die Flanke hinauf zum Grat des Zuetribistockes, den ich westlich von P. 2621 erreiche. Unter diesem Vorgipfel durch, dann auf den breiten Schuttrücken, der zum Gipfel P. 2644.5 führt (T4).
Eindrücklich sind hier nicht nur der Abbruch nach Hinter Sand (> 1300 m HD), sondern auch die Wände und Türme zwischen Selbsanft, Schiben, Bifertenstock, Piz Urlaun bis hin zum alles dominierenden Tödi.
 
Zurück zum Sattel und hinüber zum Beggistock (2635 m), hier oben ein wenig markanter Schuttrücken (T3). Von Hinter Sand sieht das bei Zuetribistock und Beggistock allerdings ganz anders aus. Ein Pluspunkt für diesen Gipfel: Von nirgends sonst sieht man die Rötiflanke des Tödis eindrücklicher.
 
Dann durch die nördliche Flanke hinunter zur Beggilücke - ein schönes Beispiel für die wenig konsequente "Dialektisierung" der Namen auf den Landeskarten (ein Lücke wäre eine "Luggä").
 
Jetzt hatte ich definitiv genug von der Rutscherei auf Altschnee und vom Stolpern durch schneebedecktes Geröll. Ich wusste nie, worauf ich trat, immer wieder rutschte ich auf Platten aus oder blieb in einem Loch stecken. Genusswandern fühlt sich anders an ..
Also quer ansteigend zur Einbuchtung, von wo man zum "Gemsfairenjoch" aufsteigen kann. Der Gletscher ist trotz Neuschnee gut zu begehen, wenn man mit Stöcken (ohne Teller!) geht. Man hört gut, ob man auf Eis oder Altschnee geht. Wenns knirscht, ists gut, sonst sondiert man, bis das Geräusch "passt". 
Durch den plattigen, nassen Flysch zum "Gemsfairenjoch" hinauf war es noch einmal eine rechte Plackerei.
Speichstock und Nördlicher Tüfelsstock brauchte man bei diesen Verhältnissen gar nicht zu versuchen, darum wenigstens noch auf den Gemsfairenstock. Im Joch bereitete sich eine Tourengruppe auf den Abstieg zur Claridenhütte vor. Das dürfte eine rechte Rutschpartie geworden sein.
 
Dann nur noch runter zum Bähnli und in einen "Kübel" in der Beiz.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (1)


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morphine hat gesagt: Sehr schön,
Gesendet am 12. August 2011 um 15:16
Deine Tour auf die diversen Aussichtsbalkone über dem Tal von Sand plus Gemsfairenstock.
9 Tage nach meiner Geissbützi-Tour schon wieder komplett andere (schwierigere) Bedingungen mit Neuschnee. Dafür aber auch wesentlich bessere Aussicht.

Gruß
morphine


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