Rotstock und Gemsistock reloaded ..


Publiziert von PStraub , 1. Oktober 2011 um 15:33.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:30 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Claridengruppe   CH-UR 
Zeitbedarf: 7:00
Kartennummer:1193

Schon am 10. August wollte ich den Rotstock und den Gemsistock besteigen (Tourenbericht hier), doch Neuschnee verunmöglichte die Besteigungen. Darum habe ich es am 30. September noch einmal versucht.
 
Vom Fisetenpass oberhalb der Bergstation der Luftseilbahn auf dem Hüttenweg Richtung Claridenhütte. Sobald man auf dem Gratrücken steht, bildet der Rotstock (2471 m) die Kulisse im Süden und sorgt dafür, dass man fast immer im Schatten unterwegs ist. Heute weideten etwa 20 Gemsen in diesem Hang. Eine weitere Gruppe sah ich gleich nach dem Malor. Beide Gruppen - wie übrigens auch die rund um den Gitziturm (Schiltgebiet) - flüchteten ganz normal, was darauf hinweist, dass die Gamsblindheit in diesen Populationen kein Thema ist. 
 
Der Aufstieg zum Rotstock beginnt in den Weiden der Südflanke. Je weiter östlich (rechts) man aufsteigt, desto besser. So umgeht man sowohl das unterste (Dolomit-)Band als auch das nächste Band aus hellem Kalk. Sobald der dunkle, plattige Flysch das Gras ersetzt, steigt man am günstigsten immer leicht nach links haltend hinauf, da das Gelände einen Strich in diese Richtung hat. Ganz oben kommt man wieder in Grashalden, auf denen man den Grat, das Griggeli, ziemlich weit westlich erreicht (T5).
Auf der Grathöhe zum felsigen Grataufschwung des Rotstocks. Den Abbruch in der Mitte des Griggelis umgeht man auf guten Gamsspuren im Nordhang.
 
Der felsige Teil ist, abgesehen vom "Showblock" ganz am Anfang, einfach: Etwa 30 Meter auf der Nordseite auf guten Stufen bis zu einem Abbruch (WS). Dort auf einem grossen Block zurück zur Scharte im Grat. Hier führt eine steile, schuttgefüllte Rinne ca. 5 Meter hinunter. Jetzt immer unterhalb der grossen Kalkplatten fast bis zum östlichen Abbruch, wo man in Rissen zwischen den Platten zum Gipfelaufbau aufsteigen kann. Diesem Schuttband folgen bis zur breiten Runse zwischen beiden Gipfeln, in welcher man soweit aufsteigt, dass man auf der andern Seite halbwegs einfach aussteigen kann. Dann wieder leicht aufsteigend bis zum Südostgrat, dem man auf recht einfachem Schrofengelände bis zum Gipfel folgt.
 
Im Führer hatte ich diese Route (R. 405) mit WS bewertet. Heute würde ich ihr eher T6 geben. Man ist nur kurze Zeit im Fels und die Hauptschwierigkeiten sind ganz klar nicht dort. 
 
Beim Abstieg ab rund 2200 m quer hinunter auf den Hüttenweg, den ich bei ca. 2150 m erreiche - und gleich wieder verlasse. Denn ich will ja auf den Gemsistock (2430 m). 
 
Dafür benutze ich den "Blauen Pfad", ein breites, wenig steiles Schuttband, das zum Grat (P. 2323) hinauf zieht. Dort folgt man dem Fuss des Gipfelaufbaus. Sobald als möglich steigt man hier schräg durch gestuftes Gestein (T5) wieder bis zum Gipfelaufbau hoch und folgt diesem gut 200 m bis zum anstehenden Fels, der durch mehrere Verschneidungen gespalten ist.
Der "Normalweg" benutzt den ersten Riss, bis man auf Blöcken per Spreizschritt auf die Höhe des Plateaus wechseln kann. Es ist ein recht weiter Schritt, und erst noch hinauf. Im Aufstieg also heikel, dafür im Abstieg geschenkt.
Ich bin darum als Variante etwas weiter links in den (ca. 30° abwärts geschichteten) Platten aufgestiegen und habe den Riss oberhalb von dessen Ende auf trügerischen Platten gequert. Sachlich macht das keinen Unterschied, es ist beides bei T6/ZS anzusiedeln. Die ganze übrige Route übersteigt T5 nicht.
Auf dem Plateau darüber zuerst auf den ein Meter höheren Nebengipfel (2430 m, T3) und dann auf den ausgesetzteren P. 2429, wo das Gipfelbuch ist (kurze Passage T5).
 
Das Gipfelbuch ist über 20-jährig und weist sechs (!) beschriebene Seiten auf, davon eine Besteigung im 2010 und eine (meine) im 2011. Und das bei einem der besten Aussichtsberge im Kanton!
Dank diesem Gipfelbuch weiss ich jetzt auch, wann ich Rotstock und Gemsistock schon früher bestiegen habe: je einmal 1993 und 2004.

Kaum war ich auf dem vordern Gipfel, brach vom Rötifirn am Tödi ein Eisabbruch los. Leider sieht man die eindrückliche Eiswolke auf dem Foto nicht richtig. - Finde ich super, was die Leute vom Tourismusverband an 'Action' hier oben bieten!
 
Nach dem Abstieg kurz nach P. 2323 durch das Schrofengelände (T5) hoch Richtung Altenorenstock (ca. 2485 m). Das ist eher ein Plateau mit zwei grossen Brocken und einem Totalisator als ein Gipfel; auf der LK hat er nicht einmal eine Höhenkote. Von dort zur Claridenhütte ist es ein Katzensprung. 
Für diese Hütte war es ein besonderer Tag: Hüttenwart Peter Beglinger hatte nach über 20 Jahren am 30. September seinen letzten Arbeitstag. 
 
An sich hatte ich geplant, noch die R. 412 (Gemsfairen-Südwand) anzuschauen. Aber ich hatte genug Schutt in übel geschichteten Platten für einen Tag gesehen und gerne darauf verzichtet. Schutt wird es dort oben auch nächstes Jahr noch haben ..

Tourengänger: PStraub


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