Il Gran Zebrù/Königspitze (3851 m)


Publiziert von alpinos , 4. August 2011 um 22:16.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:31 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Gruppo Monte Cevedale 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Rifugio Casati - Abzweigung vom Hüttenweg auf ca. 3000 m - Vadretta del Gran Zebrù - Il Gran Zebrù - u.z.-
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Luftseilbahn Sulden zur Schaubachhütte; Aufstieg zur Casatihütte via Vardetta di Solda und Cima di Solda oder Passo del Lago Gelato und Vadretta Lunga.

Grosse Zebra-Tour II - ein Traum aus Firn und Sonnenlicht

Ist es nicht toll, wenn ein Berg "Zebrù" heisst? Klingt doch super und löst natürlich einige Assoziationen aus! Unser kleines Zebra 'Emma' konnte auch nicht wiederstehen und wollte uns unbedingt begleiten. Zusammen mit Bombo und Joerg waren wir tagszuvor auf die Casatihütte (3269 m) gestiegen. Der Tag war nicht besonders schön gewesen und abends hatte es noch ausgebiebig geregnet; wir hatten schon unsere Zweifel, ob die Tour am nächsten Morgen machbar sein würde.



Umso wunderbarer war es, um kurz nach vier aus der Casatihütte (3269 m) in die kalte und sternenklare Nacht zu treten. Der Traum aus Firn und Sonne begann... Während Bombo auf der Hütte verblieb und sich die Nase bräunte, stiegen Joerg und wir etwas mühsam über hart gefrorenen Schnee und Geröll ca. 300 m den Hüttenweg in Richtung Rifugio Pizzini ab. Die Abzweigung zur Königspitze (ca. 3000 m) ist mit einem alten, verrosteten Wegweiser ("Gran Zebru") markiert und eigentlich nicht zu verfehlen. Der weitere Wegverlauf ist allerdings nicht so klar. Zunächst auf deutlicher Spur geht's ein paar Meter flach, dann muss eine kleine Schotterrinne absteigend gequert werden, bis man auf der anderen Seite ca. 15 m tiefer wieder auf schwache Wegspuren stösst. Teils mühsam über Geröll und Felsen immer leicht absteigend in Richtung auf die langsam aus der Dunkelheit auftauchende Königspitze erreichten wir die ausgedehnten Schotterfelder unterhalb der Vadretta di Gran Zebrù. Selbst wenn man die zahlreichen Steinmännchen nicht sieht - so wie wir - kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Man hält sich einfach auf einer Höhe zwischen 2900 m und 2950 m und steigt nicht in die steilen Flanken rechter Hand hinauf.

Nun ging's über Moränen hinauf zur schneebedeckten Vadretta di Gran Zebrù (ca. 1h15min von der Hütte). Das Gehen auf dem Bruchharsch war etwas mühsam und wir hielten uns an die Spur des Vortages. Wir wanderten an den Felswänden der Kreilspitze entlang und hatten bald den Fuss der steilen Firnrinne erreicht (ca. 2h Gehzeit von der Hütte). Hier wurden Steigeisen und Pickel montiert. Zu unserer grossen Freude war der Schnee hier deutlich fester und optimal zu begehen. Zügig stiegen wir die Firnrinne (ca. 40-45°, im oberen Drittel auch etwas steiler) empor in die warme Morgensonne. Von dem kleinen Sattel stiegen wir nun die einschüchternde Ostflanke des Grossen Zebras hinauf (ebenfalls 40-45°, je nach Routenverlauf). Wir hielten uns an den Felsen auf der linken Seite der Flanke und erreichten bald den Firnsattel ca. 250 m unterhalb des Gipfels. Wir querten hinüber zum Gipfelaufbau und stiegen steil zwischen den Felsen rechts hinauf zum Firngrat. Die letzten ca. 50 m über den luftigen Grat in frischem Schnee erforderten nochmals volle Konzentration und sorgten für den letzten Adrenalinschub. Und dann standen wir oben, auf dem Gipfel des Gran Zebrù (38515 m; 7:45 Uhr, ca. 3h30min Gehzeit).

Welch ein grandioses Panorama! Die Morgensonne tauchte die Bergwelt in klares Licht und die hohen Gipfel leuchteten in gleissendem Weiss. Wir waren als zweite Seilschaft eingetroffen und konnten in Ruhe den Erfolg geniessen, bevor weitere Seilschaften auf dem Grat erschienen. Im Abstieg entschieden wir uns für die direkte Linie vom Gipfel hinab zur Firnschulter (ca. 45°). Der Schnee war im warmen Sonnelicht bereits deutlich aufgeweicht, aber immer noch gut zu begehen. Zügig stiegen wir entlang der Aufstiegsspur hinab zur Firnrinne und anschliessend auf die Vadretta di Gran Zebru. Zum Glück lag der Gletscher noch im Schatten der Kreilspitze und der Schnee nicht angetaut. So erreichten wir schnell die Schotterfelder und wanderten gemütlich entlang der nun gut zu auszumachenden Steinmännchen den Aufstieg zur Casatihütte. Diese 300 Höhenmeter waren dann eigentlich der anstrengende Teil der ganzen Tour und in der Mittagswärme etwas zermürbend. Aber schliesslich hatten wir's geschafft.



Was für eine Tour! Es war ein einmaliges Erlebnis und es hat einfach alles gestimmt, das Wetter, die Verhältnisse, die Stimmung. Vielen Dank an Joerg für diese tolle Tour, wir werden sie so schnell nicht vergessen!



Nach ausgiebiger Mittagspause stiegen wir via Eisseepass zur Schaubachhütte (2591 m) ab und wanderten auf dem Gletscherweg hinüber zur Hintergrathütte (2661 m). Der durchgehend mit farbigen Stangen markierte Weg bietet einen eindrücklichen Blick auf die Gletscherwelt der Ortlergruppe, zieht sich aber doch etwas in die Länge. Müde erreichten wir die Hinterbachhütte und durften uns in den gemütlichen Betten ausruhen.

Tourengänger: alpinos


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Geodaten
 7056.gpx GranZebru

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Kommentare (6)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 4. August 2011 um 22:49
Gerne gratuliere ich Euch nochmals auf diesem Weg zum grossen Zebra-Ritt im Südtirol! Beim Betrachten der Bilder bereue ich es natürlich gerade noch mehr, dass ich meiner inneren Stimme den Vorrang gegegeben habe - aber eben, lieber einmal zuviel darauf hören, als einmal zu wenig. Freue mich für Euch, dass alles perfekt geklappt hat - aus meinen Augen vermutlich der schönste Berg im ganzen Gebiet (ausgenommen Bernina natürlich :-)

Auf ein nächstes Mal,
Gruz
Dominik

alpinos hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2011 um 08:38
Hallo Dominik,

Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber sicher hast Du recht - besser einmal zu viel als einmal zu wenig verzichten, das Zebra reitet ja nciht davon. Auf der Diavolezza hatten wir übrigens gleich zwei Leute mit am Tisch, die 1977 bzw. in diesem Frühjahr mit den Skiern oben waren. Man scheint fast die gesamte Flanke fahren zu können, einschließlich des Couloirs. Das ist doch bestimmt was für Dich ;-)

Liebe Grüße, bis bald,

A&R

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2011 um 06:46
Gratulation zu Euren grandiosen Touren im Ortlergebiet. Tolle Berichte und Fotos.

Die Gipfel und Gletscher sehen gut eingeschneit aus.

Grüße
Hanspeter

alpinos hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2011 um 08:41
Hallo Hanspeter,

Vielen Dank für die Glückwünsche. Für uns war diese Region der Alpen Neuland, und wir freuen uns, dass wir sie mit so schönen Touren entdecken konnten In der Tat gab es wohl in den vergangenen Wochen einiges an Neuschnee. Die Führerliteratur weist darauf hin, dass der Gran Zebrù ab Ende Juli oft schon heikel ist wegen Blankeis, bei uns war davon aber weit uns breit nihcts zu sehen.

Viele Grüße,

Robert & Anna

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2011 um 08:33
Auch von unserer Seite herzliche Gratulation zu diesen tollen Touren und den herrlichen Bildern! Diese Ecke ist vorgemerkt!

LG
Marcel & Nicole

alpinos hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2011 um 08:43
Auch Euch vielen Dank für die Glückwünsche. In der Tat eine schöne Ecke des Alpenraums, der Weg in den Osten hat sich durchaus gelohnt.

Liebe Grüße,

Robert & Anna


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