Jungfrau 4158m - Innere Rottalgrat


Publiziert von whannes , 7. Juli 2011 um 21:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 3 Juli 2011
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Aufstieg: 3250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit ÖV bis Stechelberg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Jungfraubahnen
Unterkunftmöglichkeiten:Rottalhütte SAC

Dank der Bahnen ist die Jungfrau heute schnell und einfach zu erreichen und entsprechend frequentiert. Die Route von Stechelberg via Rottalhütte und den Inneren Rottalgrat auf den höchsten Gipfel des Berner Dreigestirns ist demgegenüber viel einsamer und mit spannenden Felspartien auch wesentlich abwechslungsreicher.

Als ich am Donnerstag letzter Woche mehr zufälligerweise den Wetterbericht studierte, musste ich feststellen, dass am Wochenende bestes Wetter vorherrschte, ich aber noch nichts geplant hatte. Ein schneller Griff zum Telefon ergab zunächst nur Absagen von Tourenkameraden, bis sich am Abend dann doch noch ein 3er-Team für das Wochenende zusammensetzen liess. Der Vorschlag für die Jungfrau kam dabei von meinen beiden Seilpartnern und da ich selber noch nie auf der Jungfrau gestanden hatte, gab es nichts dageben einzuwenden.

Hüttenzustieg

Wir starteten zeitig um 09:30 in Stechelberg 910m Richtung Rottalhütte SAC auf 2755m. Dank der kühlen Temperaturen war der Hüttenaufstieg von gut 1800m ein reiner Genuss. Etwa nach der Hälfte der Strecke trafen wir dabei auf einige Ziegen, welche uns partout um jeden Preis folgen wollten. Dank des spannungsfreien Elektro-Zaunes, konnte sie dabei kaum etwas aufhalten. Irgendwann hatten aber auch diese glücklichen Tiere ihr Interesse an uns verloren, und blieben zurück. Nach gemütlichen 4-5h ist das Zwischenziel erreicht, imposant unter den Nordwänden von Gletscherhorn und Äbeni Flue gelgegen. Letztere präsentierte sich dabei in allerbesten Bedingungen, gerne wäre ich auch dort eingestiegen ;-) !

Die Rottalhütte ist grundsätzlich unbewartet, am Wochenenden schaut jedoch häufig ein Mitglied des SAC Interlaken zum Rechten. Eine vorgängige Anmeldung ist deshalb sehr empfehlenswert. Mit den anwesenden weiteren Gästen, insgesamt waren wir 10 Personen, beschlossen man ein gemeinsames Mahl aus den mitgebrachten Esswaren zuzubereiten. So konnten wir in der schönen Hütte einen klassischen Hütten-Viergänger geniessen: Suppe, Salat, Hauptgang und Dessert.

Aufstieg via Inneren Rottalgrat

Die in ausreichender Zahl vorhandenen Betten sind bequem und so werden wir kurz vor 04:00 unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ausser uns war nur noch eine Zweierseilschaft unterwegs, welche aber schon eine Stunde früher gestartet war.

Zuerst folgt man den Wegspuren hinter der Hütte, welche am besten bereits am Vortag kurz erkundet werden. Zur Orientierung sind immer wieder herzige, kleine rote Marienkäfer aus Steinen angebracht. Über ein paar einfache Felsstufen gelangt man so bei P.2927 auf den Inneren Rottalgrat. Diesem folgt man nochmals etwas über weitere Wegspuren, bis sich bald der Weiterweg nach links über Platten und Bänder begibt. Es finden sich auch hier immer wieder mal Markierungen.

Wie im Führer erwähnt, trafen wir bald auf tückisches Wassereis. Der erfahrenste der Truppe schlug daher vor, etwas mehr links über trockene aber plattige Felsen hochzusteigen. Das ging zuerst sehr gut, als es dann aber einige 4er-Platten zu überwinden galt, musste ich mich doch schon etwas mehr konzentrieren. Bald aber war auch dieses Hindernis überwunden und wir gelangten zum Beginn eines Firnfeldes. Nun mit Steigeisen bestückt, wird dieses direkt erstiegen, bis zu einer Grat-artigen Erhebung, um danach nach links weiter zu gehen. Über einige Felsen und steilere Firnfelder gelangt man so schon bald zu den ersten beiden Fixseilen, wobei das erste in unserem Fall unter dem Schnee begraben war.
Das zweite Fixseil führt über eine steile Verschneidung auf ein kleineres Plateau. Wie meist in solchen Situation, kann man die Stellen gut klettern und benötigt das Seil nicht zu hochziehen, sondern primär als „bombensicheren Griff für den Fall, dass…“

Wieder folgen einige Firn- und Felspassagen, bis man an den Fuss eines grösseren Turms kommt, zu dessen linker Seite ein breites Couloir hochzieht. Diesem folgt man aber nicht, sondern erklettert den Block von links nach rechts über ein schwach ausgeprägtes Band/Riss, wobei sich hier einzelne Bohrhaken befinden. Hier überholten wir die vor uns gestartete Seilschaft.

Nach dieser Passage folgte ein weiteres, steiles Firnfeld, das direkt zum dritten und letzten Fixseil führte. Dieses zieht etwas nach rechts, um dann steil über eine Wandstufe nach oben zu leiten. Von hier abermals über Firn- und Felsgelände auf den Hochfirn bei P.3790.

Gut in der Zeit, beschliossen wir zuerst ncoch auf die Wengen Jungfrau 4089m zu steigen. Dieser einsame Gipfel bietet bereits eine super Aussicht und war im Gegensatz zum Hauptgipfel völlig unverspurt. Danach kann die Jungfrau direkt von Westen über ein ca 40-45° steiles Firnwändchen erstiegen werden.

Auf dem Gipfel genossen wir eine umfangreiche Pause und gratulierten etwas später der Seilschaft, welche ebenfalls von der Rottalhütte gestartet war.

Abstieg zum Joch

Der Abstieg über die Normalroute bot keine grössere Schwierigkeiten ist aber teilweise recht steil und offeriert im Falle eines Ausrutschers keine Auslaufflächen. Da der relativ junge Schnee stark stollte, mussten wir grosse Vorsicht walten lassen.

Die Schlüsselstelle, vom Rottalsattal über den Bergschrund auf den Jungfraufirn, war noch problemlos zu begehen. Unten traffen wir noch auf zwei Skifahrer, welche sich zur Abfahrt bereit machten und durchwegs unseren Neid auf sich zogen.

Wegen der guten Bedingungen beschlossen wir, nicht über den Rücken zu P.3506, sondern direkt Richtung Jungfraujoch abzusteigen. Auch hier mussten wir wieder sehr gut aufpassen, da sich ca 15-20cm „Jungschnee“ auf hartem Altschnee befand. Ca. im unteren Drittel ertönt dann plötzlich ein Rauschen und gleich neben uns zieht ein kleineres Schneebrett vorbei. Unangenehm, im Umfang aber zum Glück nicht von Gefahr. Wahrscheinlich war es durch die ebenfalls hier abfahrenden Skifahrer ausgelöst worden.

Als wir schon fast auf das flache Gletscherplateau gelangen, rauscht es ein weiteres Mal und neben uns rutschten die beiden Kameraden von der Rottalhütte vorbei. Der Hang läuft unten aus und stoppt so ihr unfreiwilliges Überholmanöfer. Wir gehen schnell zu ihnen, ausgerüstet mit Steigeisen und Pickel kann ja alles Mögliche passieren. Etwas geschockt, aber glücklicherweise unversehrt rappeln sich die beiden wieder auf und bestätigen uns nach einem kurzen Check, dass alles i.O. sei.

Fazit: Eine sehr schöne Tour, welche einen einsamen und abwechslungsreichen Aufstieg auf die sonst recht häufig begangene Jungfrau bietet. Mit einem Start auf 910m aber wesentlich länger und auch technisch nicht zu unterschätzen. Wie im Führer beschrieben, muss speziell im unteren Teil auf das Wassereis Acht gegeben werden.

Tourengänger: whannes


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Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Alpinist hat gesagt:
Gesendet am 7. Juli 2011 um 21:52
Gratulation brutal Hannes.

Mhh sehr schöni Tour, isch emfall mi Favorite Tour uf d Jungfrau :-)

Und sogar hesch nu ä Hikr Erstbesteigung gmacht, Wengen Jungfrau :-)

Gruäss cornel

whannes hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juli 2011 um 22:20
Ja isch e super Tour. Äbefalls sehr reizend wäri no dr Rotbrättgrat vo dr Silberhornhütte ;-)

kleopatra hat gesagt: Manche Berge ...
Gesendet am 7. Juli 2011 um 22:47
scheinen wohl mehr als 1x erklettert werden zu wollen, bei der Auswahl an lohnenden Routen. Gratuliere zur gelungenen Tour

whannes hat gesagt: RE:Manche Berge ...
Gesendet am 8. Juli 2011 um 21:43
Genau: Der Weg ist das Ziel, sage ich immer!

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2011 um 18:12
Gratuliere Hannes, super Tour, wo Ihr da zäme usgsuecht und erlebt händ! Wie immer bi Dir au en super Bricht mit tolle, "iisuugende" Fotene - herrlich!

Gruess
Bombo



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