Zla Kolata (2534m) und Maja Kolata (2528m)


Publiziert von Tef , 8. September 2010 um 21:26.

Region: Welt » Montenegro (Crna Gora) » Prokletije
Tour Datum:22 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: AL   MNE 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die Wege nach Plav sind weit, vor allem weil die Straßen im Hinterland oft nur einspurig sind mit vielen Kurven und Schlaglöchern. Die Strecke Bioce-Matesevo-.Andrijevica ist durchgehend nur einspurig. Der Verkehr ist gering. Man trifft auf Lastwagen, die bei uns schon im Museum wären und mit Schrittgeschwindigkeit vor sich hintuckeln. Aber die Fahrer machen sofort für schnellere Autos Platz. Trotzdem sollte man mit einer Geschwindigkeit von 30 - max. 50 Kilometer pro Stunde rechnen. Von Plav führen zwei Straßen um den See nach Gusinje. Wir sind immer die Südroute gefahren, Beschreibung erfolgt deswegen von hier: erreicht man den Ort Gusinje, muß man gleich am Ortseingang scharf links abbiegen und ins Ropojana Tal hinein fahren. Beim ersten Abzweig links (rechts geht es zu den Ali-Pascha-Quellen), und auch bei den folgenden Verzweigungen immer links, bis es schließlich links den Berg hochgeht. Zwischen einigen Häusern hindurch, bis links eine große Mülltonne kommt. Dort parken. Öffentlich kommt man zumindest bis Plav
Kartennummer:Prokletije plainarenje i biciklizam, zu bestellen bei www.mapsofbalkan.com

Auf die zwei höchsten Gipfel Montenegros - ein grandioses Erlebnis in überwältigender Natur.
Das Prokletije Gebirge ist ein wildes, einsames und weit abgelegenes Gebirge.

Es liegt zum größten Teil in Albanien, aber auch von Montenegro aus lassen sich wunderschöne Touren machen, unter anderem befinden sich die drei höchsten Gipfel des Landes in diesem Eck.
Der Bobotov Kuk im Durmitor Gebirge wird fälschlicherweise häufig als höchster Gipfel des Landes genannt. Das hat wohl zwei Gründe: das Gebiet liegt viel zentraler und ist auch sehr gut erschlossen.
Im Proklijete hingegen gibt es erst erste zaghafte infrastrukturelle Bemühungen: es gibt einige angenehme Unterkünfte, eine recht brauchbare Wanderkarte und auch Markierungen (wenn man mal den Anfang gefunden hat).
In den Reiseführern wird immer gewarnt, auf eigene Faust in albanische Grenzgebiet zu gehen (die Gipfel liegen oft zur Hälfte in Albanien), zudem wir empfohlen, sich bei der Polizei in Plav an- und abzumelden.
Wir haben es nicht gemacht, weil wir keinen Sinn darin sahen (denn woher soll der albanische Grenzer denn wissen, ob man sich abgemeldet hat?...es war natürlich auch niemand auf dem Berg zum kontrollieren).

Man muß ganz schön kurven, um in diese entlegene Ecke zu kommen, aber es lohnt sich ungemein, es ist die schönste Ecke des ganzen Landes.
Als Standort eignet sich Plav oder Gusinje, wir empfehlen das Kula Damjanova. Es liegt direkt am See, hat moderne, saubere Zimmer und Betten und bietet sehr gutes, abwechslungsreiches Essen mit regionaler Küche. Und es gibt jemanden, der etwas deutsch spricht - Fremdsprachenkenntnisse sind in dieser Gegend eher die Ausnahme, ein kleines, serbisches Wörterbuch daher von Vorteil.

Ein Erlebnis der besonderen Art ist auch die Fahrt von Plav zum Ausgangspunkt Vusanje (1060m). Einspurig, riesige Schlaglöcher, Schafe, Ziegen, Rinder, Gänse, Hunde, Katzen, Waschmaschinen, Menschen in allen Altersgruppen, ein echtes Erlebins. Und hat man dann die Wanderschuhe im Hotel liegen lassen, erlebt man das ganze zweifach.

Vusanje
liegt etwas erhöht auf der linken Seite des wunderschönen Ropojana Tales. Man parkt am besten beim Müllcontainer unmittelbar vor dem nur aus wenigen Häusern bestehenden Ortes und geht dann die Straße ins Dorf.
Unmittelbar vor der Moschee biegen wir links (Osten) ab auf einen breiten Feldweg. Auf diesem geht es nun leicht ansteigend in ein Tal hinein, bald sehen wir auch erste Markierungen (die Tour ist bis zum Sattel zwischen Zla und Maja Kolata recht gut markiert). Niedriger Laubwald bestimmt das Bild.
Nach etwa 20 Minuten wird der Weg flacher und wir kommen auf die wunderschöne Wiese des Weilers Zarunica (1236m). Während sich links eher niedrigere Berge befinden, sehen wir rechts hinten bereits die hohen Gipfel des Prokletije, jedoch noch weit weg (kurze Touren gibt es hier nicht). Nach der flachen Wiese geht es auf einem Maultierpfad in einer Waldschneise weiter ostwärts bergan, bis man zur weiten Wiese rund um eine etwas heruntergekommen wirkende Schäferhütte kommen (Grlata katun).
Achtung: der Brunnen ist laut dem Schäfer kein Trinkwasser!
Wir gehen links an der Hütte vorbei und folgen, nun etwas steiler weiter dem Maultierpfad ostwärts. Bald kommt direkt am Weg eine Quelle. Sie kommt direkt aus dem Boden und man muß sich hinknien, um zu trinken. Man sollte es nutzen, denn es ist die letzte am Weg.
Wird der Maultierpfad flacher, heißt es aufpassen, denn wir müssen ihn nun nach rechts verlassen. Ein Pfad leitet südwärts auf eine Wiese und dahinter in Karstgelände. Die Landschaft wird nun mit jedem Schritt schöner. Durch üppig grünes Karstgelände geht es leicht bergauf, bis wir zu einem fast kreisrunden Wiesenplatz kommen (eine Doline).
Wir überqueren die Wiese und finden auf der gegenüberliegenden rechten Seite den Pfad wieder. Nun geht es über mehrere Karstrippen in ein wunderschönes Gletschertal,genannt Skripa hinein, an dessen hinteren, linken Ende bereits der Zla Kolata sichtbar ist. Nun müssen im Auf und Ab mehrere Dolinen ausgegangen werden und man kommt an einer Höhle vorbei, aus der ein eisiger Schneehauch bläst. Auf der rechten Seite des Tales gelangen wir schließlich zu einem Sattel, Preslopit (2039m).
Der Weiterweg ist nun anfangs nicht so leicht zu finden, aber, wenn man es weiß, einfach: es geht links (südost) in das schneegefüllte Kar hinein und bis zur Einsattelung zwischen Maja (links) und Zla Kolata (rechts).
Am besten quert man noch vor Erreichen des Preslopit-Sattels schräg nach links und hält sich anfangs auf der rechten Seite des Kares. Bald trifft man wieder auf deutliche Markierungen und auch Wegspuren. Das Kar wird unschwieriger überwunden, als es den Anschein hat. Auch die ewigen Schneefelder umgeht man auf der linken Seite.
So erreicht man den Sattel Dvojni Prevoj (2430m), wo die Markierung endet. Links geht es nun zur Maja Kolata, wir wenden uns nach rechts und steigen über einen Schrofenhang zwar steil, aber unschwierig hinauf zum höchsten Punkt Montenegros: Zla Kolata.
Er ist nicht sehr prominent, da es auf albanischer Seite einen Kolata gibt, der noch etwas höher ist (Radi e Kolates, 2556m). Trotzdem ist die Aussicht formidabel. Erstaunlich ist, wie viel Schnee im Prokletije auf den höchsten Gipfeln noch liegt! Vor allem der Ausblick nach Albanien mit seinen schroffen Gebirgen ist toll. Hinter einem Felsen finden wir Schatten und rasten.
Nun war Helena (wie immer) fit wie ein Turnschuh, bei mir langte es heute konditionell nur zu  Badelatschen. Deswegen beobachtete ich von meinem schattigen Rastplatz, wie Helena in den Dvojni Prevoj Sattel abstieg und von dort den zweithöchsten Gipfel Montenegros, die Maja Kolata bezwang.
Dazu geht man vom Sattel einfach den Schrofenhang hoch und folgt dann immer der Gratschneide bis zum höchsten Punkt. Es ist nicht schwer, nur auf den letzten Metern etwas schmal und abschüssig. Auf gleichem Weg machten wir uns dann an den langen Rückweg.

Tourengänger: Tef


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Kommentare (7)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2010 um 07:58
Hi Tef,

Gratulation zum höchsten Montenegriner! Mit Spannung habe ich den spannenden Bericht gelesen. Im Mai plane ich ebenfalls eine Reise nach Montenegro und in den Kosovo. Dann werde ich aber auf dem Zla Kolata biwakieren um so noch über die grüne Grenze den Maja e Jezercës besuchen.

Viele Grüsse aus der Schweiz!

Sputnik

Wolfgang Schaub hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2010 um 10:10
Hervorragend! Da kommen wunderbare Erinnerungen an 2007 hoch.

Alles kann ich bestätigen, aber hervorheben möchte ich doch, dass es wirklich keinen Sinn hat, die Polizei vorher zu verständigen. Ich wollte das aus Sicherheitsgründen tun, denn ich war damals allein unterwegs. Der Milizionär in Vusanje (hinter der kleinen Moschee) schaute mich nur blöd an; er verstand nicht, was seine Rolle sein sollte, falls ich nicht wiederkommen würde. Seine Aufgabe ist die Grenze zu schützen - vom Gedanken an Rettung keine Spur.

Dann hilft nur volles Risiko eingehen.

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2010 um 22:11
Servus Wolfgang,
danke, da sind wir ja froh, daß wir mit unseren bescheidenen Sprachkenntnissen "ungefragt" gewandert sind
beste Grüße
Tef

Wolfgang Schaub hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2010 um 22:16
Tef, um's genau zu sagen: Auf der Milizstation hinter dem Moscheechen gabs einen bewaffneten Typen, der konnte nur serbisch, und einen Koch, der konnte deutsch. Über den Koch hab ich dem Typen klargemacht, worum es ging, der tat aber uninteressiert. 2 Tage später, als ich vom Berg runterkam, wollte ich mich ordnungsgemäß "abmelden", da hattte der Typ schon nicht mehr Dienst, und der Koch war auch weg. Stattdessen wurde ich eingeladen, mit einer Gruppe von Saufkumpanen unter dem Baldachin (gegen die Sonne) zu hocken, Karten zu spielen und das Glas zu heben. Auch nicht schlecht.

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2010 um 22:09
Servus Sputnik,
danke! Die gegend bietet sich sehr gut zum Biwakieren. Im Mai würde ich aber in den hohen Lagen noch mit Schnee rechnen. Wir wollten auch auf den Maja e Jezercës, doch dann war es uns bei der herrschenden Hitze als Tagestour zu weit; auch hatten wir überlegt, in den Kosovo zu fahren, doch erstens durften wir mit dem Mietwagen nicht hinüber und zweitens soll es dort noch Minen geben, das war uns dann zu unsicher. Übrigens ist der Grenzübergang von Plav in den Kosovo gesperrt, man muß momentan bis nach Rozaije fahren
beste Grüße
Tef

Wolfgang Schaub hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2010 um 22:19
Von Plav kann man auf den Cakor-Pass fahren und auf der Gegenseite auf einem Waldweg hinunter an die Grenze des Kosovo. Dort versperren einem Panzersperren den Weg -- soll heißen: War alleine nich stark genug, mein Auto drüberzuheben.
Auf der Rückfahrt wurde ich auf dem Cakor von montenegrinischer Grenzmiliz in Empfang genommen.

Sputnik Pro hat gesagt: Wilder Balkan
Gesendet am 6. Juni 2011 um 07:14
Hallo Tef,

So nun war ich auf der Zla Kolata und dem Gjeravicë im Kosovo. Beide waren äusser spannende Touren! Die Berichte habe ich nun auch auf HIKR veröffentlicht.

Leider war das Wetter in Montenegro nicht besonders stabil so dass ich nur die Zla Kolata bestieg. Dafür hatte ich dann noch Zeit um im Meer schwimmen zu gehen :-)

Der Grenzübergang ist übrigens immer noch geschlossen, dafür ist die Strecke von Berane über Rožaje nach Pejë äusserst schön.

Viele Grüsse,

Andrej


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