Der alpinistisch wohl interessanteste Weg auf den Speer


Publiziert von 360 Pro , 25. Juni 2010 um 11:53.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:23 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Speerkette   CH-SG   Speer-Mattstock   Zürcher Hausberge 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Amden, Pos
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Amden, Pos

Wie dem Bericht meiner letzten Tour zu entnehmen ist, war der Zugstieg zum Speer von der Furggen über das Grappenhorn und weiter dem Südwestgrat entlang zum Gipfel schon lange eines meiner erklärten Ziele. Letzte Woche musste ich das Unterfangen wegen starkem Regen und Nebel abbrechen, beim heutigen Versuch hat es nun aber geklappt. Da ich nicht schon wieder denselben Zustieg zur Furggen wählen möchte, wie die Woche zuvor, nehme ich dieses Mal - sozusagen zum Frühstück - auch noch den nahegelegenen Schafberg (Aufstieg von Süden, Abstieg über das Chämi nach Norden) mit. Uralte Pendenzen sind somit erfolgreich abgebaut.

Mit dem ersten Bus reise ich nach cff logo Amden, Post und mache mich effizient auf den Weg nach Unterchäseren. Bei der ersten Hütte - bei der Verzweigung nach Unterbütz - verlasse ich den Weg und überquere den Flybach. Auf der rechten Seite des Flusses, welcher vom Schafgerg herunter kommt, gehe ich hoch zum Alpboden des Bettlichängels. Dazu folgt man am besten dem linken Ast des Flusses, welcher direkt vom Bettlichängel kommt, oder aber man folgt dem rechten Zufluss, welcher direkt vom Schafberg runter kommt und quert auf einer Höhe knapp unter 1500m auf steilem Gras links rüber zum Anfang des Bettlichängels.

Die Beschreibung des Südzustiegs zum Schafberg ist im SAC Führer meines Erachtens ein wenig unklar, insbesondere wo genau der Einstieg sein soll: "Einen Felsrücken lässt man rechter Hand und steigt dann, zunächst durch eine Grasrinne, dann über steile Rasenplannggen ... zum Südwestgrat und über diesen zum Gipfel auf". Ich laufe deshalb etwas den Bettlichängel hoch, um zu sehen, welcher Felsrücken denn gemeint ist. Bald schon sehe ich eine grosse Lücke zwischen zwei Nagelfluhfelsen, welche in einer nach links laufenden Rinne den Berg hochführt. Diese schlage ich ein, obwohl sie eigentlich nicht wirklich zur Beschreibung im SAC Führer passt. Wie auch immer, die Rinne sieht vielversprechend aus und auch dessen Verlängerung scheint gut machbar zu sein. Nach einer Weile endet die Rinne in einer mit Nagelfluhbänken durchsetzten, steilen Flanke. Ich quere im Steilgrass links und Höhe haltend zu einer weiteren Grasrinne und folge dieser bis zum Sattel des Chämi. Die letzten paar Meter vor dem Sattel sind sehr steil, aber gut gestuft, sodass sie keine wirklichen Probleme bereiten (T5). Dem Südwestgrat folgend gelange ich dann schlussendlich auf den Gipfel. Der Grat ist ausgesetzt bietet aber keine wirklichen Schwierigkeiten. Der von mir gewählte Aufstieg von Süden via Chämi (siehe dazu das Routenbild) auf den Schafberg ist zwar im SAC Führer nicht beschrieben, ist aber offensichtlich gut machbar. Insgesamt überschreitet die Schwierigkeit ein T5 nicht.

Vom Gipfel habe ich dann auch einen guten Einblick in die Südflanke und sehe, dass der im Führer beschriebene Aufstieg wohl weiter östlich verläuft und der Einstieg ziemlich zu Beginn des Bettlichängels ist. Dieser Aufstieg ist ziemlich sicher von der Schwierigekeit sehr ähnlich wie der von mir gewählte. Es gibt wohl in der Südflanke auch weitere Varianten. Das relativ kleine Gipfelbuch ist ca. 10 jährig und ist bei weitem noch nicht gefüllt. Die grossen prominenten Nachbarn werden da wohl hundert Mal öfter besucht.

Der direkte Übergang Grappenhorn/Schafberg wurde von 3614adrian und ossi schon begangen und beschrieben. Ich schaue mir die Sache deshalb kurz an. Allerdings sieht die Schlüsselstelle im Abstieg sehr unangenehm aus und ich lasse es deshalb lieber sein. Nach einer Pause mache ich mich auf den Abstieg, zuerst zurück über den Südwestgrat zum Chämi, von dort geht es nordseitig runter duch die steile Nagelfluhrinne, das Chämi. Die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen, allerdings ist die Rinne unangenehm nass und auch ziemlich brüchig. Kurz nach der Rinne quere ich nordseitig unter dem Schafberg rüber auf den Grat zwischen Furggen und Punkt 1743 und folge diesem via P. 1743 zum Grappenhorn. Der ca. 10m hohe, fast senkrechte Abbruch vor dem Gipfel kann rechts mit nur wenig Nagelfluhkletterei umgangen werden. Auch links führt ein Grasband zu einem kleinen Sattel östlich des Gipfels, von welchem man über den steilen Grat den Gipfel ebenfalls erklimmen kann.

Auf dem Grappenhorn mache ich nochmals eine kurze Pause, bevor ich dem Grat entlang weiter zum Speer gehe. Dieser Grat ist zum Teil sehr schmal und ausgesetzt (T5+), bietet aber keine nenneswerten technischen Schwierigkeiten. Die Gratkante muss an mehreren Stellen für kurze Abschnitte umgangen werden, wobei Wildspuren fast überall gut sichtbar die Umgehungen andeuten. Den ersten grösseren Abbruch umgehe ich relativ weiträumig südseitig, als ich aber wieder zurück auf dem Grat bin, sehe ich auch Spuren auf der Nordseite, welche jedoch sehr luftig daherkommen. Auch der weitere Verlauf ist wie gesagt luftig und verlangt ab und zu kurzes Kraxeln. Grosse "Nagelfluh-Nasen" oder sonstige Abbrüche werden meist nicht direkt überstiegen, sondern kurz umgangen. Wegen der zum Teil sehr luftigen Angelegenheit, gebe ich der Route ein T5+, wobei die technischen Schwierigkeiten eher moderat sind.

Kurz vor dem Gipfel trifft man auf den Weg, welcher von der Bütz hoch kommt und kann diesem bis zum Gipfel folgen. Da ich zeitlich heute aber etwas eingeschränkt bin und diesen Teil ja gerade vor einer Woche schon gemacht habe, schenke ich mir heute die letzten ca. 150m zum Gipfel. Anstelle des letzten markierten Aufstiegs zum Speer quere ich in direkter Linie hinuter zur Stelli und von dort via Chäseren, Hintermatt und Durschlegi wieder zurück nach Amden.
 

Fazit: Eine uralte Pendez, der Aufstieg auf den Speer via Grappenhorn ist nun endlich einmal Tatsache geworden. In Kombination mit dem Südaufstieg zum Schafberg und Absteig via Chämi gehört dieser alpine Aufstieg zum Speer meines Erachtens zu den schönsten. Um das ganze noch abzurunden, könnte man zum Beispiel auch noch den Nord-Abstieg via Klettersteig ins Toggenburg anhängen.


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