Kanalwanderung von Punta del Hidalgo nach Batan de Abajo

“Ein einmaliges Erlebnis für Abteuerlustige” versprach der Rother Wanderführer “Teneriffa” für seine Tour Nr. 33 von Punta del Hidalgo nach Batan de Abajo. Es war nicht untertrieben; die Wanderung entlang der Wasserkanäle der Barracos Seco und del Rio in teils senkrechten Felswänden bietet einigen Nervenkitzel und großartige Tiefblicke.

Wir parkten bei der Kirche in Punta del Hidalgo und gingen die steile Straße Camino El Callijon hinauf. Die Sonne schien, es war warm und dampfig. Hinten den letzten Häusern an einer Schranke geht die Straße in einen Schotterweg, danach in einen Pfad über. Wir folgten dem Weg bis zu einem eckigen Wasserreservoir. Unmittelbar oberhalb des Reservoir auf dem Gratrücken sollte man nicht dem Wanderweg hinauf folgen, sondern links leicht hinab zu einem etwas verschütteten Graben gehen. An dem Graben entlang gingen wir durch das nächste kleine Seitental hinüber zu dem intakten Wasserkanal. Sofern es nicht ausgiebig geregnet hat, ist der Kanal trocken und gut zu begehen. Er ist in die steilen Felswände der Barraco Seco gehauen und betoniert; kleine Tunnel, zwei Brücken und ein paar Felsnase, um die man sich herumdrücken muss, machten die Wanderung zu einem echten Erlebnis. Kurz vor den Ende des Kanals geht man durch einen ca. 100 m langen Tunnel (an Stirn- oder Taschenlampe denken!). Dann ist eine kleiner Staudamm und das Ende der Barranco erreicht. Einem Wasserrohr folgend, uns dann rechts haltend auf einem Felssteig stiegen wir hinauf zu den ersten Häusern des Dorfs Bejia.

Der Übergang nach Batan de Abajo ist recht einfach zu finden. Man folgt immer den weiß-gelben Markierungen zunächst auf der Straße, dann rechts hinauf auf einem Weg mit Laternen. Oben auf dem Sattel erreicht man wieder die Straße und folgt kurz darauf dem weiß-gelben Wanderweg links an einem Fels vorbei hinüber zu einem zweiten Sattel, dann steil hinab nach Batan Abajo. Mittelweile waren dichte Wolken aufgezogen, der Wind wehte kalt von Norden und brachte ein paar Tropfen.

Der Einstieg in den Abstieg durch die Barranco del Rio befindet sich kurz vor dem Gemeindehaus und dem Kirchplatz links. Es macht nichts, wenn man zunächst vorbeiläuft. Man kann kurz auf dem Kirchplatz die Aussicht genießen, dann geht man einfach wieder ca. 50 m den Weg zurück und sieht jetzt das alte, nach rechts weißende Holzschild mit der Aufschrift “Punta del Hidalgo”. Nun stiegen wir, dem gut erkennbaren Weg folgend, hinab in die Terrassenfelder Batan Abajos. An der nächsten Kreuzung unbedingt links halten und an der in den Fels gehauenen Bank vorbei hinüber zu einem Sattel gehen. Auf dem Felsvorsprung weiter rechts ist eine Materialseilbahn-Zwischenstation gebaut. Vom Sattel aus folgten wir dem Weg scharf links steil hinab. Nach einigen Serpentinen wird eine Wein-Terrasse passiert, dann führt der Weg weiter hinab auf den nächsten Felsrücken.

Das Wetter wurde jetzt deutlich schlechter und es begann leicht zu regnen. Der steil hinabführende Weg bekam zunehmend alpinen Charakter und war jetzt bei der leichten Nässe nicht mehr ganz so einfach zu begehen und teilsweise etwas rutschig. Nach dem steilen Stück erreicht man einen Felsrücken, dem man hinunter in die Barranco folgt. Man muss an manchen Stellen die Hände zu Hilfe nehmen, die Steine sind bei Nässe teilweise rutschig. Unten folgten wir kurz dem Bachbett und erreicht nach wenigen Minuten eine kleine Staumauer. Hier beginnt der teils gemauerte, teils betonierte Wasserkanal hinab nach Punta del Hidalgo.

Die ersten Meter waren recht abenteuerlich: zunächst mussten wir uns etwas durch Gebüsch und Schilf kämpfen, dann kommen einige Felsnasen, an denem man sich auf allen vieren, den Rucksack vor sich her schiebend herum- oder drunterdurch drücken muss. Diese heikle Stelle kann man aber unterhalb auf einem Weg am Bach entlang umgehen. Die weitere, ca 45 min dauerende Wanderung im Kanal ist ein Genuss. Zwar ist der Kanal nicht ganz so abwechslungsreich mit Tunneln und Brücken wie der andere im Aufstieg. Aber trotzdem bietet er großartige Blicke in die Barranco und die gegenüberliegenden Hänge und Wände. Ein paar Felsnasen sorgen für etwas Nervenkitzel. Viel zu schnell erreichten wir das große Wasserreservoir am Ausgang der Barranco. Wenige Meter weiter verließen wir den Kanal und wanderten auf einem Schotterweg rechts hinunter zu einer Brücke, dann hinauf zu dem Straßenrodell am Ende der Hauptstraße von Punta del Hidalgo. Ein paar Minuten später waren wir wieder beim Auto an der Kirche.

Insgesamt eine großartige Tour in beeindruckender Bergkulisse. Der Wanderung in den Kanälen hat sehr viel Spaß gemacht und war ein echtes Abenteuer. Der Abstieg von Batan Abajo ist nicht ganz einfach und hat alpinen Charakter (wir schwanken in der Bewertung zwischen T3+ und T4-). Wer hier entlang geht sollte wirklich schwindelfrei und absolut trittsicher sein. Wer sich den Weg nicht zutraut, der kann alternativ von Batan Abajo zum Cruz del Carmen an der Anaga-Höhenstraße aufsteigen und mit dem Bus zurückfahren.

Ach ja, apropos Anaga-Höhenstraße: Nach unserer Wanderung sind wir noch mit dem Auto selbige Straße entlang gefahren und wollten eigentlich noch am Cruz del Carmen einen kleinen Spaziergang machen. Daraus wurde dann aber nichts. Bereits auf der Fahrt den Pass hinauf verdichteten sich die Wolken und es gab einen recht ausgiebigen und intensiven Regenguss mit anschließendem dicken Nebel. So fiel dieser kleine Nachmittagsausflug leider buchstäblich ins Wasser.

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