Anaga-Gebirge - Punta del Hidalgo - Chinamada - Barranco del Rio u. Tomadero


Publiziert von lynx , 22. Januar 2017 um 18:33.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » Teneriffa
Tour Datum:21 Januar 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Punta del Hidalgo - Chinamada - Las Carboneras - Barranco del Rio - Diverse Seitenschluchten - Chinamada - Punta del Hidalgo

LIVE - Morgenstimmung an der Playa del Hidalgo

An einem Tag von Null auf über Tausend durch alle Vegetationsschichten, Klimazonen und Wettersituationen im stetigen Auf und Ab durch verschlungene Wege und Schluchten Kilometer und Höhenmeter abgespult. 

Es ist nicht einfach ohne brauchbare Karten, welche keine wirklichen Höhenangaben machen und einen grossen Teil der Wege nicht eingezeichnet haben die optimale Route zu finden. Ich bewege mich heute vor allem in unwegsamen Gelände auf Wegen die ins Nichts führen, auf denen es keine Wegmarkierungen oder Wegweiser gibt. 
Ein Abenteuer welches einiges an Ausdauer und Spürsinn benötigt. Ein Tag an dem man sich in die Zeiten zurückversetzt fühlt, wo Erforscher wie Sven Hedin, Stanley,  Marco Polo, Arsenjew und Andere die letzten weissen Flecken auf den Landkarten dieser Erden unter beschwerlichen Umständen füllten.

Einmal erwischt mich ein heftiger Schauer dem ich glücklicherweise durch die Flucht in eine der vielen Cuevas (Höhlen) entfliehen kann, dort meine gepflückten Orangen vertilgen kann bis das Unwetter sich verzogen hat. Ich bin zehn Stunden lang auf den Beinen. Meine Kost sind frische Orangen, Kaktusfeigen und Wasser, sonst nichts. 
Ich geh auf Pfaden die zu Höhlen führen und dann enden. Ich gehe Wege die sich in dornigen Brombeergestrüpt verlieren. Eine Machete, eine Rebschere wären dienliche Werkzeuge um sich durch die Wildnis kämpfen zu können. Ich gehe Wege, die welche sind, aber lange nicht mehr begangen werden. Gefährliche, tückische Wege. Unter der Vegetation verborgen liegen alte Trockenstein-Mauern, welche talseits ein bis zwei Meter senkrecht abfallen. Ein Fehltritt und du liegst zerstochen, zerschunden, eventuell mit Frakturen am Grund einer dichten Wildnis in der dich niemand findet. Es ist Konzentration, Erfahrung und Spürsinn erforderlich um diese Strecken unbeschadet zu meistern. 

Der Anfang von Punta del Hidalgo nach Chinamada ist ein Klacks. Danach will ich eigentlich weiter nach Las Carboneras. Ich mag aber nicht auf einer geteerten Strasse gehen und schlage einen anderen Weg in Richtung Cruz del Carmen ein. Bevor ich diesen Ort erreiche steige ich auf einem unmarkierten Weg in ein Tal mit schönen Terrassen ab (Barronco del Tomadero) wo ich an einem lieblichen Ort ein stilles Anwesen gesichtet habe. Dieses erreiche ich schnell und problemlos. Hier muss einst Getreide angepflanzt worden sein, denn es gibt hier einen alten gut erhaltenen Dreschplatz. 
Von hier suche ich nach einem Weg der durch's Barranco nach Punta del Hidalgo führt. Ab jetzt wird's spannend. Ich gehe auf unmarkierten Wegen, erreiche eine beeindruckende Höhle welche wohl in altvorderen Zeiten Menschen und Vieh als Unterkunft gedient hat. Früher ging hier wahrscheinlich ein Pfad zu Tal. Dieser ist aber dermassen zerfallen, dass ich nach einigen Metern zu mir selber sagen muss, Lynx, kehr um, riskier nichts was du nachher eventuell bereust. Zum Glück bin ich motiviert und meine Kondition ist gut. Ich kehre zurück, versuche auf einem anderen Pfad durchzukommen. Meine Hände und meine Arme bluten. Alles ist voll von Brombeere-Gesträuch. Ich zieh mir die Stacheln aus der Haut. Mein T-Shirt ist an verschiedenen Stellen zerrissen. Ohne Rebschere und Machete nicht zu machen. Also, wieder umkehren, an der Höhle vorbei und die heiklen Passagen im Aufwärtsgang meistern, was bedeutend einfacher ist als vorher im Abstieg.
Irgendwann finde ich einen Weg der sehr vielversprechend aussieht was ein Durchkommen am Grund des Barrancos nach Punta del Hidalgo anbetrifft. An einer Stelle hätte ich wahrscheinlich nach links wo sich einige Behausungen befinden aufmachen sollen, entscheide mich aber am Bach entlang zu gehen weil dieser Weg sehr gut aussieht. und tatsächlich komme ich recht zügig voran, stelle aber irgendwann fest, dass dieser Weg vom Talgrund wieder nach Chinamada hochführt. Upps! Noch mehr Höhenmeter! Was soll's. 
Dieser Weg zieht sich durch etliche Seitentäler, oder besser gesagt, Schluchten, endlos wie es scheint. Das Wetter wird schlecht. Es beginnt zu Regnen, erst nur leichtes Nieseln, dann wird's richtig heftig. Ich verkriech mich über einen Nebenpfad in eine Höhle und warte im Trockenen. Anschliessend steige ich weiter hoch nach Cinamada und mache dort die letzten 1000 Höhenmeter ans Meer runter in 75 Minuten. Der Weg ist hier sehr gut ausgebaut. So kann ich richtig Gas geben. Kurz bevor ich Punta del Hidalgo erreiche, seh ich wie über's Meer eine Regenfront heranzieht. Mir ist bewusst, dass es mich diesmal voll erwischen wird. 
Einem Typen der mir entgegen kommt sage ich, schau auf's Meer, kehr um oder geh in eine Höhle. Diese Wetterfront zieht verdammt schnell heran. So war es dann auch. Bevor ich meinen Wagen erreiche bin ich pflotschnass und mein ganzes Equipment natürlich auch. 
Ein paar Minuten später kommt auch der Andere völlig durchnässt zurück und steigt in sein Auto. 
In meinem Auto sind die Scheiben in kürzester Zeit beschlagen, während ich wieder Richtung Westen fahre. Ich heize Vollgas und die Klimaanlage ist auf entfeuchten geschaltet. Aber es dauert lange bis wieder klare Sichtverhältnisse durch die Scheiben herrschen.

Tourengänger: lynx


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