Piz Morteratsch 3751m


Publiziert von tschiin76 , 14. September 2009 um 11:49.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:13 September 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Bernina   Bernina-Gruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1977 m
Abstieg: 2064 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der RhB nach Pontresina; zu Fuss, mit der Rösslikutsche(Reservation) oder mit dem Bike bis Rest. Roseg; danach zu Fuss weiter bis zur Tschiervahütte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito umgekehrt
Unterkunftmöglichkeiten:Tschiervahütte 2583m, Bovalhütte 2495m
Kartennummer:LK 1277 Piz Bernina

Zum vorläufigen Abschluss der Sommersaison wollten wir es noch einmal wissen: ein Eisriese sollte es noch sein, bevor der Winter entgültig wieder das Zepter übernimmt.
Da wir auf Eis noch eher zu den wenig Erfahrenen gehören, entschieden wir uns für einen einfacheren Berg, der aber auch seine Tücken haben kann und nicht unterschätzt werden sollte.


Samstag
Gemütlich machen wir uns am Morgen vom Flachland aus auf den Weg ins Engadin.
Gegen Mittag packen wir die Velos in den Zug und fahren von La Punt Chamues-ch nach Pontresina (1774m).
Von da an gelangt man auf einer guten Naturstrasse ins Val Roseg, immer einbisschen Steigung, oftmals gar nicht richtig wahrnehmbar. Immerhin bewältigt man so auf 6-7km schon mal die ersten 225hm.
Das Wetter mässig, bewölkt, ab und zu ein Tropfen.
Im Hotel Roseg (1999m) genehmigen wir uns Spaghetti, die Bedienung freundlich und speditiv, die paar Spaghetti auf dem Teller kaum auffindbar und das Ganze für 17Sfr. Von einem solch touristischen Ort sollte man auch nicht allzu viel erwarten. Allerdings, die Spaghetti waren wirklich gut und die Portion gerade recht so vor dem Aufstieg und am Abend wartete ja auch noch das Nachtessen auf uns.

Beim letzten grossen Wäldchen lassen wir die Velos stehen (Alp Misaun auf der Karte, 2013m), von da an gehts zu Fuss weiter über den weiten Hang mit Sicht auf die Schwemmebene und die weissen Riesen im Hintergrund. Schon nach rund 2km auf der Höhe von etwa 2300m kommt man um die Ecke und sollte dann eigentlich Piz Roseg, Scerscen und Bernina sehen, die verhüllen sich aber im weissen Gewand. Wenigstens der spitzige Piz Umur steht unverrückbar im Eis da und begrüsst uns.
Eindrücklich, wie sich das Gelände gegenüber dem, was ich auf der Karte sehe, präsentiert: Der See vom Vadret da Roseg doppelt so gross, der Tschiervagletscher rund 200hm weiter oben auslaufend, deutlich mehr Schutt und Felsen, wo früher noch Eis war. Auch hier ist die Erwärmung sichtbar.

Dann ists nur noch ein Katzensprung und man ist schon in der Tschiervahütte 2583m. 100m unter der Hütte müssen wir doch tatsächlich noch die Regenjacke auspacken, schaffen es aber noch vor dem grossen Regen ins Trockene.
Wir verbingen einen gemütlichen Abend mit Lesen und Tourenbesprechung, die Hüttencrew ist top, das Essen ist gut (wieder Spaghetti aber die könnte ich auch 3x täglich essen) und es gibt doch tatsächlich Salat (am nächsten Tag beim Abstieg kommt uns die "Salatträgerin" mit der nächsten Portion entgegen -- herzlichen Dank für diesen Luxus!)
Der Neubau hat zwar ein tolles Panoramafenster, ist modern und hell, die sanitären Anlagen sind tiptop, nur leider hört man alles, wenn man nachts im Bett liegt. Einige Hüttengäste scheinen dies nicht realisiert zu haben, die Unterhaltungen gehen bis nach 22 Uhr teilweise in voller Lautstärke weiter, etwas mühsam, wenn man früh raus will.

Sonntag
5.30 Frühstück, 5:50 Abmarsch, wir sind total kribbelig.
Mit den Stirnlampen folgen wir dem gut ausgetrampelten Weg in die Höhe, bald erreichen wir eine kurze Kletterstelle (ca. 2700m), die mit Ketten gesichert ist. Der Fels ist nass vom nächtlichen Regen und ich bin froh um die Aufstiegshilfe.
Oben gehts mehr oder weniger im Zickzack weiter, der Weg ist nicht mehr immer ganz sichtbar, mit Steinmännli aber gut markiert und nach 1h erreichen wir den Gletscher, welchem wir noch bis zu einer Höhe von ca. 3200m am Rand folgen, wo wir uns ins Seil hängen.
Inzwischen ist es hell und am Berg herrscht schon reger Betrieb, mehrere Seilschaften sind unterwegs, die einen gehen in weitem Bogen nördlich auf dem Vadrettin da Tschierva Richtung Fuorcla Boval, die anderen queren den Gletscher direkt. Nachts hat es geschneit, trotz den 5cm Neuschnee sind die Spalten aber noch gut sichtbar.
Treffen tun sich alle bei der ersten Steileisstufe auf ca. 3340m (NNE-Flanke).
Von unten sehen wir schon die ersten, die die Steilstufe bereits hinter sich haben, mächtig erhebt sich die Eiswand.
Mit konzentrierten Schritten steigen auch wir empor, etwas ausser Atem kommen wir oben an, es öffnet sich das Panorama und wir sehen den Gipfelhang mit dem Bergschrund und ansatzweise die Riesenspalte im oberen Teil der Route.
Etwas flacher geht es unter dem Bergschrund weiter, dann wirds steil und man umgeht einige grössere Spalten.
Dann kommt die tiefe Spalte, ansatzweise sieht man hinunter aber nicht den Grund, wir trauen uns nicht näher ran..Auf schmalem Trampelpfad ist die Spalte gut zu überwinden, die Schneebrücke, die anscheinend vor einem Monat noch begangen wurde, wird gemieden, zu unsicher wirkt die Stabilität.
Dann kommt nochmals ein eher steiler Teil, hier hats auch etwas mehr Schnee, schöner Pulver, der beim Abstieg allerdings trotzt Anti-Stoll an meinen Steigeisen kleben bleibt.
Leider haben sich Wolken um den Gipfel gelegt, als wir oben ankommen. Nur kurz noch sieht man den Piz Roseg und einen Teil des Piz Scerscen, der Biancograt entzieht sich unseren Blicken.
Für eine Pause ist es auch zu kalt, nach 20min Warten auf den ultimativen Ausblick treten wir zum Abstieg an.
Rassig gehts hinunter, an den Spalten und nachrückenden Seilschaften vorbei. Sonne und Wolken wechseln sich ab, richtig am Nebel stehen wir nicht. Die Spur hat sich bereits zu einer Autobahn verbreitert und ist deutlich zu sehen.
Zum Runterkommen wählen wir die südliche Spur, die den Vadrettin da Tschierva direkt quert, von den Spalten her kein Problem, diese sind klein und gut zu sehen.
Den Piz Tschierva verschieben wir auf ein anderes Mal, wenns weniger Wolken hat.

Zurück in der Tschiervahütte geniessen wir bei herrlichem Sonnenschein die wohlverdiente Röschti, von der wir schon die ganze Zeit gesprochen haben. Und der Nebel lichtet sich und wir können doch noch mehrere Blicke auf den Biancograt werfen, allerdings halt  nicht direkt vom Piz Morteratsch sondern von unten.

Es zieht wieder zu und uns ins Tal, ich wähle den nicht eingezeichneten und markierten Grattrampelpfad mit imposantem Blick auf den Tschiervagletscher. Wo da wohl mal die alte Hütte gestanden hat? Auf einem alten Bild sieht es schon so aus, dass sie mal direkt auf die Moräne gebaut worden ist, ich vermute zu einer Zeit, als der Gletscher seine Seitenmoräne noch gestützt und das Tal fast ausgefüllt hat.

Unten erwarten uns unsere Bikes und in rasanter Fahrt gelangen wir wieder nach Pontresina. Und weils so schön ist und wir anscheinend noch Reserven haben radeln wir zurück nach La Punt Chamues-ch.

Tourengänger: tschiin76, chamuotsch


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