3 Ruinen im Hegau - Der Dschungel beginnt gleich hinter der Grenze


Publiziert von Domenic , 23. August 2009 um 18:50.

Region: Welt » Deutschland » Alpenvorland
Tour Datum:23 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Hegau Vulkanschlote   D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 940 m
Strecke:ca. 20 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Zug via Singen nach Welschingen-Neuhausen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Zug von Mühlhausen via Singen zurück in die Schweiz
Kartennummer:1:25'000 Nr. 1012 Singen

Die heutige Tour stand ganz unter dem Motto: welcome to the jungle. Es ist ja eine allgemein bekannte Tatsache, dass einen veraltetes Kartenmaterial immer wieder in interessante Situationen bringt. Heute aber war ich trotzdem ziemlich überrascht, als ich feststellte, dass etwa ein Viertel der Wege auf denen ich unterwegs war nicht mehr oder nur noch als Spur existierten, obwohl sie gemäss der Karte aus dem Jahr 2003 noch mit dem PW hätten befahrbar sein müssen. Ich war aber nicht irgendwo im Tessin oder Italien unterwegs, sondern lediglich im Hegau in Deutschland, gleich hinter der deutschen Grenze.
Eigentlich wollte ich ja ins Wallis fahren, da ich aber am Montag früh raus muss, wollte ich am Abend nicht allzu spät nach Hause kommen und entschied mich deshalb mal eine kurze Tour in der Vulkanlandschaft des Hegaus zu machen. Es hat sich gelohnt.

Am Morgen fahre ich mit der DB nach Singen und von dort wieder mit der SBB weiter zum Bahnhof Welschingen-Neuhausen. Die SBB in Deutschland? Klingt komisch, ist aber so! Die Strecke wurde früher von der deutschen Bundesbahn betrieben, als diese privatisiert wurde übernahm die schweizerische Mittelthurgaubahn den Betrieb. 2003 ging dann die Mittelthurgaubahn konkurs und ihr Streckennetz wurde von der SBB übernommen. Eigenartig ist nur, dass obwohl die Strecke durch die SBB betrieben wird das GA ungültig ist.

Das erste Wegstück führt mich vom Bahnhof entlang der Hauptstrasse nach Anselfingen. Mitten im Dorfkern verlasse ich die Strasse und folge einem Feldweg, der immer schmaler wird und irgendwann zu einem schmalen Trampelpfad durch den Wald wird. Am Anfang führt es noch relativ flach bergauf, je näher ich meinem ersten Ziel, dem Gipfel des Hohenhewen komme, desto steiler wird es. Nach etwa einer Stunde Marschzeit erreiche ich das Gipfelplateau des Hohenhewen mit der Ruine. Seit meinen Vogesentouren schiesst mir, wenn ich eine ebene Lichtung im Wald erreiche, das Wort "Biwakplatz" durch den Kopf. Ist wohl eine Art Reflex. Auch heute schreit mein Hirn wieder "Biwakplatz", denn eine ebenere Lichtung als den Gipfel des Hohenhewen kann man lange suchen. Die Ruine ist noch gut erkennbar, aber leider ist der alte Turm durch eine stählerne Wendeltreppe ziemlich verschandelt.

Ich bleibe nicht lange auf dem Gipfel und breche nach einer kurzen Trinkpause gleich wieder auf. Auf einem schmalen Waldweg geht es wieder steil bergab bis zum Waldrand. Vom Waldrand aus gehe ich ein Stück querfeldein über die Wiese, bis ich weiter unten wieder auf einen Feldweg treffe. Immer wieder ist mein Weg allerdings von Gras überwuchert und fast nicht mehr als Weg erkennbar.

Bei Grosseschle überquere ich die Haupstrasse und folge dem Seeweg zwischen dem Wald Ertenhag und dem Sumpfgebiet des Binninger Sees. Hier kommt das erste Mal Dschungel-Feeling auf. Der Weg ist zwar breit und problemlos begehbar, es wimmelt aber von Stechmücken. In Schwärmen stürzen sich die kleinen Biester auf mich und obwohl ich zahlreiche wegklatschte, habe ich sicher einen Liter Blut an die Mücken verloren. Offenbar waren sie ziemlich ausgehungert. Nach ca. 2 Kilometern erreiche ich dann endlich den Waldrand und die Plage bleibt zurück. Ich folge etwa 150 Meter einer schmalen Strasse dem Waldrand entlang und biege dann auf einen vom Gras überwucherten Feldweg ein. Über gemähte Wiesen führt er den Hohenstoffeln hinauf. Obwohl der Weg vom Gras überwuchert ist, kann man ihn aber noch immer klar als Weg erkennen. Als ich dann aber bei Stalden den Waldrand erreiche, wird es interessant. Hier heisst es welcome to the jungle. Im Wald bin ich immer auf Spurensuche, banne mir einen Weg durch Brenneselfelder und hoffe, dass ich noch auf dem richtigen Weg bin und nicht irgendeinem Wildpfad folge. Offenbar war mein Gefühl gar nicht so schlecht, denn ich erreiche tatsächlich an der richtigen Stelle den breiten Weg zum Gipfel des Hohenstoffel. Vorbei am Jagdhaus folge ich diesem Forstweg bis zum kleinen Wegweiser, der den Weg Richtung Gipfel weist. Nun bin ich wieder auf schmalen Pfaden unterwegs und erreiche bald den Nordgipfel des Hohenstoffel. Früher standen hier oben einmal auf den beiden Gipfeln und im Sattel drei Burgen. Im dreissigjährigen Krieg wurden diese Burgen zerstört. Später wurde auf dem Berg dann bis 1939 Basalt abgebaut, wodurch die Burgen weiter zerstört wurden. Heute ist bis auf ein paar spärliche Mauerreste von den Burgen nichts mehr zu sehen, dafür hat man eine gute Aussicht in westliche Richtung.

Runter gehe ich den gleichen Weg wie beim Aufstieg, bleibe aber auch dem breiten Forstweg, bis ich das Dorf Weiterdingen erreiche. Im Dorf steht ein Wegweiser, der mir den Weg Richtung Ruine Mägdeberg weist. Zuerst geht es auf einer asphaltierten Strasse durch ein kleines Tal, später dann über Wiesen auf der Hügelkuppe des Sickerbergs entlang bis zum Steinkreuz auf der Hügelkuppe Wanne. Hier wird der Weg wieder schmal und führt zwischen Hecken und einem Maisfeld Richtung Ruine Mägdeberg, welche schon in ihrer ganzen Pracht zu sehen ist. Bald habe ich die Ruine erreicht. Die Ruine Mägdeberg ist die Besterhaltenste der drei Ruinen, die ich heute besucht habe. Leider hat es hier auch am meisten Leute, da ein kurzes Stück den Berg runter ein Parkplatz liegt und man die Ruine so ohne grosse Anstrengungen erreichen kann. Trotzdem lege ich hier meine Mittagspause ein, da mich langsam der Hunger quält und ich schon fast am Ende der Tour bin. Ich will den Proviant ja nicht wieder heimtragen.

Nach der Mittagspause geht es dann runter zum besagten Parkplatz und von dort weiter der Strasse entlang
bis Mühlhausen. Den Bahnhof habe ich rasch gefunden und stehe nun vor einem Problem: Der Billet-Automat kann mit meiner 50-Euro Note nichts anfangen, da er nur Münz, sowie 5- und 10-Euro-Noten akzeptiert. Ich beginne meine Cent-Stücke zusammenzukratzen, die ich schon ewig mit mir rumtrage. Bis in die Schweiz reicht es nicht, aber wenigstens komme ich bis Singen. Dort kann ich dann am Schalter noch das Billet für die Reststrecke kaufen.

Fazit:

Gemütliche Halbtagestour, für Leute, die gerne Touren zu Ruinen machen und die kein Problem damit haben, wenn der angebliche Weg mal durchs Dickicht führt. Unbedingt darauf achten, dass ihr Münz im Sack habt und nicht mit grossen Noten am Billetautomaten steht.

Tourengänger: Domenic


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Henrik hat gesagt: Das Bahnforum schreibt
Gesendet am 24. August 2009 um 16:05
Eigenartig ist nur, dass obwohl die Strecke durch die SBB betrieben wird das GA ungültig ist....

Das Bahnforum antwortet so: Die Strecken in Süddeutschland werden aber nicht mehr von der Thurbo gefahren sondern vo der SBB GmbH. Dann gilt dort auch, wer bezahlt, befiehlt auch welche Abos gelten. Das Land Baden-Würtenberg bekommt nichts aus dem GA-Topf.

Gruss

Henrik

Domenic hat gesagt: RE:Das Bahnforum schreibt
Gesendet am 26. August 2009 um 18:05
Ja, diese Erklärung macht Sinn. Aber schade ist es schon. Jedesmal, wenn ich ein paar Kilometer in nördliche Richtung fahre, zahle ich mich dumm und dämlich, weshalb es auch nicht allzu oft vorkommt, obwohl die Gegend ja sehr schön wäre.


Kommentar hinzufügen»